Mannheim, 02. Juni 2015. (red/ms) Im Mannheimer Stadtgebiet reiht sich aktuell Baustelle an Baustelle an Baustelle und insbesondere in der Innenstadt fließt der Verkehr stockend und zäh. Auch die Parksituation ist im gesamten Stadtgebiet angespannt und in einigen Stadtteilen ist der Zustand des Straßennetzes desaströs. Die Oberbürgermeisterkandidaten Dr. Peter Kurz (SPD), Christopher Probst (Mannheimer Liste) und Peter Rosenberger (CDU) versprechen hier Verbesserungen. Welche Konzepte, Strategien und Ziele verfolgen sie? Und was davon ist realistisch?
Von Minh Schredle
Viele Straßen in Mannheim befinden sich in einem teilweise desaströsen Zustand – insbesondere in den Stadtteilen gibt es dringenden Handlungsbedarf. Daneben sorgt eine ganze Reihe von Baustellen im Stadtgebiet für zähen Verkehr und Staus und häufig ist es schwierig, einen Parkplatz zu finden. Das Radwegenetz ist nicht geschlossen. Beim Verkehr in Mannheim gibt es also einige Defizite und Verbesserungspotenziale.
Natürlich spielt dieses Thema auch im Oberbürgermeister-Wahlkampf eine bedeutende Rolle. Insbesondere Christopher Probst macht die Sanierungsstaus in Mannheim zu einem seiner zentralen Themen und will bei Investitionen in neue Maßnahmen einsparen, um den Bestand wieder auf Vordermann zu bringen.
Wie viel sind gute Straßen wert?
Im aktuellen Doppelhaushalt sind 55 Millionen Euro für den Erhalt und die Sanierung des Straßennetzes eingeplant. Das ist eine stolze Summe – aber bei einem Gesamtvolumen von gut zwei Milliarden Euro noch überschaubar. Die Oberbürgermeisterkandidaten Peter Rosenberger und Christopher Probst wollen diesen Ansatz erhöhen – konkrete Zahlen werden aber nicht genannt. Amtsinhaber Dr. Kurz äußert sich in seinem Wahlprogramm nicht dazu, ob dieses Budget in naher Zukunft erhöht oder gesenkt werden soll.
In den Programmen der Kandidaten gibt es zwar Forderungen nach verbesserten Parkkonzepten für die gesamte Stadt – aber keine konkreten Vorschläge, wie diese umgesetzt werden könnten und mit welchen Hürden dabei zu rechnen ist.
Top-Thema Verkehr |
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![]() Dr. Peter Kurz (SPD). Foto: Daniel Lukac |
Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz plant, den Autoverkehr im gesamten Stadtgebiet und insbesondere in der Innenstadt weiter zu reduzieren. Dazu müsse der Öffentliche Nahverkehr verbessert werden:
Die Stadtbahn Nord solle nach ihrer Fertigstellung mindestens eine Million zusätzliche Fahrgäste pro Jahr befördern. In den Quadraten sei sein Ziel, den Verkehrsanteil des Radverkehrs auf 25 Prozent und den Anteil des Nahverkehrs auf 20 Prozent des Gesamtaufkommens zu erhöhen. Der Autoverkehr solle möglichst direkt in Parkhäuser geleitet werden.
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![]() Christopher Probst (ML) |
Herr Probst prangert in seinem Wahlprogramm Mannheims Sanierungsstaus an. Neben verschiedenen bedeutsamen Gebäuden sei auch das Straßennetz zu lange vernachlässigt worden. Er fordert:
Es sei unverzichtbar, dass vorhandene Fuß- und Fahrradwege, Straßen und Brücken zügig saniert werden, auch wegen der Verkehrssicherheit. Herr Probst positioniert sich gegen den geplanten und vom Gemeinderat beschlossenen Radweg an der Bismarckstraße, der mit Gesamtkosten von fünf Millionen Euro ein „unsinniges Prestigeprojekt“ sei. |
![]() Peter Rosenberger (CDU) |
Laut Herrn Rosenberger sei es notwendig, den Anteil des Radverkehrs am gesamten Verkehrsaufkommen in Mannheim auf 20 Prozent zu erhöhen. Dafür müsse man das Radwegenetz verbessern und ausbauen. Sein Ziel ist:
Herr Rosenberger plant, das Budget für Straßensanierungen deutlich zu erhöhen, um so „spürbare Verbesserungen“ zu verwirklichen. Er positioniert sich ebenfalls gegen den Radweg an der Bismarckstraße – dieses Geld könne man sinnvoller verwenden. |
In den kommenden Jahren stehen zahlreiche Großprojekte an: Insbesondere die Baumaßnahmen an der Hochstraße in Ludwigshafen, die ab 2018 durchgeführt werden sollen, werden den Verkehr in der gesamten Region für rund acht Jahre immens beeinträchtigen. Die Stadt Mannheim versucht aktuell, möglichst viele Baustellen schon jetzt abzuarbeiten, um während dieser Zeitspanne zusätzliche Belastungen zu vermeiden.
Weitere Problematiken werden sich zwangsläufig durch die Entwicklung der Konversionsflächen ergeben: Allein auf dem Benjamin-Franklin-Areal sollen nach aktuellem Planungsstand rund 8.000 Menschen Wohnraum finden – dementsprechend wird eine gute Verkehrsanbindung benötigt, wobei hier die Planungen noch nicht weit genug vorangeschritten sind, um bereits jetzt ernsthaft über detaillierte Konzepte zu diskutieren.
Bei bereits bestehender Infrastruktur ist es enorm aufwändig und kostenintensiv, Korrekturen vorzunehmen. Daher ist die Zeitspanne einer Oberbürgermeister-Amtszeit mit acht Jahren vergleichsweise knapp bemessen, um die Defizite einer ganzen Stadt zu beheben. Und selbst wenn alle Vorstellungen eines Oberbürgermeisters realisierbar und finanzierbar wären – am Ende entscheidet der Gemeinderat.
Anm. d. Red.: Dieser Bericht ist Teil einer Serie, in der wir die verschiedenen Positionen der Kandidaten vorstellen. Bis zur Wahl am 14. Juni veröffentlichen wir zu den TOP-Themen eine Artikelreihe, die sich mit den Unterschiedenen und Gemeinsamkeiten in den Wahlprogrammen befassen und die Sie allesamt unter dem Schlagwort „Wahlkampfpositionen“ finden können werden. Die aufgeführte Reihenfolge der Kandidaten entspricht keiner Präferenz, sondern erfolgt nach dem Alphabet.
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