Mannheim, 02. Oktober 2014. (red/cb) Die Stadtverwaltung präferiert einen Straßenneubau entlang der Riedbahn. Eine erheblich teurere Variante würde an die Dudenstraße anbinden – beide Varianten dienen der Entwicklung eines durchgehenden Grünzugs im Mannheimer Norden – nicht, um eine BUGA durchzuführen.
Von Carolin Beez
Viele Gegner der Bundesgartenschau, die 2023 in Mannheim stattfinden soll, sind der Auffassung, das Projekt der Verlegung des Verkehrs bei der Au in Feudenheim sei eine unnötige und kostenaufwendige Baumaßnahme, die nur im Zuge der Bundesgartenschau vollzogen wird.
Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz machte in einem Pressegespräch zu diesem Thema am vergangenen Dienstag allerdings deutlich, dass die Idee des „Grünzug Nordost“ zwischen der Feudenheimer AU und der Konversionsfläche Spinelli schon deutlich länger besteht als die Pläne für die Bundesgartenschau.
Freiraum für Menschen Tiere und Pflanzen
Dr. Peter Kurz sagt dazu in einem Presseschreiben der Stadt, dass die Verlegung der Straße nur aufgrund der BUGA nicht gerechtfertigt wäre. Es ginge hierbei aber um einen zukünftigen Freiraum für Menschen, Tiere und Pflanzen, der über Jahrzehnte lang erhalten bleiben soll:
Wir machen das hier nicht für die BUGA, sondern mit der BUGA.
Viel mehr müsse man die BUGA23 als den Katalysator des Projekts sehen. Die Straßenverlegung sei schon vor 30 Jahren überdacht worden. Das Ziel sei es, einen „Grünzug Nordost“ zu gestalten und so einen Frischlusftkorridor zu schaffen.
Durch die Verbindung der beiden Areale könnten sich zwei getrennt Lebensräume, die durch die Straße getrennt seien, verbinden. Umweltbürgermeisterin Felicitas Kubala sagt dazu, dass die Artenvielfalt und verschiedenen Brutstätten, die momentan durch den Lärm der Straße nicht existieren könnten, durch die Zusammenführung unterstützt werden würden.
20.000 Fahrzeuge jeden Tag
Die Straße „Am Aubuckel“ ist zu Zeit mit 20.000 Kraftfahrzeugen und einem großen Anteil an Schwerlastverkehr einer hohen Belastung ausgesetzt. Durch die sinkende Lärmbelästigung und die sinkende Schadstoffbelastung würde der Erholungsfaktor für zukünftige Besucher und die Lebensqualität für die Anwohner steigen.
Nach der ersten Stufe – einer Verkehrsstudie zu verschiedenen Möglichkeiten der Verkehrsumleitung – haben die Verantwortlichen der Stadt Mannheim in dem Gespräch zwei verbliebene Varianten vorgestellt.
Erste Variante: „Dudenstraße“
Die erste Möglichkeit ist die Variante „Dudenstraße“. Hierbei würde eine Verbindung zwischen der Neustadter Straße und der Feudenheimer Straße geschaffen werde. Die Straße verliefe an den Kleingärten der AU entlang und bünde dann an die Dudenstraße an.
Durch die Straßenführung am Rande der AU ergäbe sich eine große Beeinträchtigung von insgesamt 19 betroffenen Kleingärten. Das würde bedeuten, dass die Besitzer im Schnitt rund 50 Prozent ihrer Fläche aufgeben müssten. Diese wäre vom Straßenbau betroffen und könnte nicht mehr bewirtschaftet werden.
Bei der Anbindung an die Dudenstraße werden die Bahnschienen der Riedbahn überquert, an dieser Stelle ist eine Überführung der Bahn geplant. Von den Kleingärten hätte man also einen direkten Blick auf das riesige Betonbauwerk.
Knotenpunkt mit übermäßig viel Verkehr
Außerdem entsteht bei der Einmündung der Dudenstraße in die Feudenheimer Straße ein Knotenpunkt mit übermäßig viel Verkehr. Dieses Problem soll durch die Erweiterung der Straße auf eine 4-spurige Fahrbahn gelöst werden.
Die Linksabieger werden in die Feudenheimer Straße abgelenkt. Der Nachteil dabei ist aber, dass die Parkmöglichkeiten links und rechts der Straße wegfallen. Zusätzlich bedeutet mehr Verkehr auch mehr Lärm, den die Anwohner hier zu spüren bekämen.
Die Kosten des gesamten Vorhabens belaufen sich voraussichtlich auf rund 24 Millionen Euro und ist damit die deutlich teurere Variante. Dazu kommen jährlich weitere erhebliche Kosten zur Instandhaltung der Ingenieurbauwerke.
Zweite Variante: „Riedbahnparallele“
Die zweite Variante ist die „Riedbahnparallele“ hierbei würd die Straße ebenfalls an den Kleingärten der AU entlang geführt werden und verliefe dann weiter neben den Schienen der Riedbahn. In Höhe der Essotankstelle würde die Straße dann ebenfalls in die Feudenheimer Straße einmünden.
Vom Aufwand des Baus wäre diese Variante die weniger aufwendige, da keine technischen Schwierigkeiten oder Verhandlungen mit der Deutschen Bahn im Weg stehen. Beide Varianten würden Gemeindebedarfsflächen der „Gartenfreunde AU“ in Anspruch nehmen. Hier befindet sich die Stadt Mannheim aktuell im Gespräch mit dem Verein.
Deshalb besteht ein geringes Zeitverzögerungsrisiko. Dagegen muss bei der Variante „Dudenstraße“ Anspruch auf Grundstücke der Deutschen Bahn genommen werden, was wiederum Zeit kostet.
Angenehmer Ausblick
Im Gegensatz zur Variante „Dudenstraße“ ist hier der Ausblick für die Kleingärtner wesentlich angenehmer, da sie lediglich den Bahndamm über der angebrachten Lärmschutzwand sehen, wie auch schon zuvor. Die Lärmschutzmauer kann dabei beliebig bepflanzt werden.
Ein weiterer Vorteil: Die „Riedbahnparallele“ wäre um 8 Millionen Euro günstiger, würde also rund 16 Millionen Euro kosten. Davon sind 7 Millionen Euro die Ersatzmaßnahmen, die für die Umstrukturierungen von zum Beispiel der Kleingärten notwendig sind.
30 von 498 Gärten betroffen
Der Nachteil: Anders als bei der ersten Variante würden hierbei mehr Kleingärten angeschnitten werden. Denn zusätzlich zu den 19 Parzellen der AU kämen hier noch 11 Gärten der „Wilden AU“ hinzu. Insgesamt also 30 von 498 Parzellen.
Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz sagte während des Gesprächs, man wisse in der Verwaltung, dass dies ein sehr emotionales Thema sei und man versuche sich mit den Besitzern der Kleingärten zu einigen und befinde sich dazu in konstruktiven Gesprächen mit den Betroffenen. Man bemühe sich einen Ausgleich zu finden und ist zur Zeit auch im Gespräch mit dem ansässigen Schützenverein, der deutlich aufgewertet wird.
Ziel ist eine Langfristige Einrichtung
Der Oberbürgermeister sagte, der Konflikt sei immer noch, dass man aktuell sehe, was ist und zumindest manche sich nicht vorstellen können, was sein wird: „Wir stellen hier Weichen für die zukünftige Stadtentwicklung mit einem Horizont von mehreren Jahrzehnten.“ Hierbei gehe es um eine langfristige Einrichtung die, auch im Zuge der Bundesgartenschau wie schon der Luisen- oder Herzogenriedpark, für die nächsten vierzig bis fünfzig Jahre geplant ist.
Das bedeutet, dass dieser Grünstreifen in zehn, fünfzehn oder zwanzig Jahren nicht von den aktuell vorwiegend älteren Kleingartenbesitzern genutzt werden wird, sondern von der momentanen jungen Generation. Von denen, die in zehn Jahren mit ihrer Familie und ihren Kindern von einer modernen Stadtplanung profitieren wollen.
Präferenz liegt deutlich auf der „Riedbahnparallele“
Und aus dieser Sicht ist es durchaus nachvollziehbar, dass die Verantwortlichen der Stadt Mannheim im Pressegespräch erklärten, dass ihre Präferenz eindeutig auf der Riedbahnparallele liege. Natürlich, und darüber war man sich einig, müssen die Kleingartenbesitzer angemessen entschädigt werden, das sehen auch die Verantwortlichen so und sind bemüht zusammen mit den Bürgern eine mögliche Einigung zu finden.
Über die beiden Varianten wird der ATU Ende Oktober beraten und der Gemeinderat Ende November abstimmen. Mehr Informationen finden sie auf der Homepage der Stadt Mannheim.
Die dritte Variante ist: Man lässt alles wie es ist und sperrt den Aubuckel für mindestens acht Monate während der BUGA 2023 – doch das hätte erhebliche negative Auswirkungen auf die Mannheimer Wirtschaft und würde den Grünzug teilen. Aus Sicht einer nachhaltigen Stadtentwicklung und für die nachfolgenden Generationen sicher die allerschlechteste Variante.