Heidelberg, 02. September 2015. (red/pm) Der Hauptsammelkanal West, der der Entlastung des Kanalnetzes dient, wächst um einen weiteren Abschnitt. Der zweite Bauabschnitt zwischen dem Bahnbetriebswerk und der Kreuzung Ludwig-Guttmann-Straße/Gutachweg in Wieblingen wird momentan hergestellt.
Information der Stadt Heidelberg:
Der Abwasserzweckverband Heidelberg (AZV) errichtet einen Großkanal, der dem Rückhalt von verschmutztem Regenüberlaufwasser aus dem bei Starkregen überlasteten Kanalnetz dient.
Derzeit wird der zweite Bauabschnitt zwischen dem Bahnbetriebswerk und der Kreuzung Ludwig-Guttmann-Straße/Gutachweg in Wieblingen hergestellt: Die Arbeiten haben im April begonnen und sollen im November 2015 fristgerecht abgeschlossen werden. Die Kosten für den Bauabschnitt mit Vorabmaßnahmen betragen rund fünf Millionen Euro.
Letztes Großprojekt aus dem Generalentwässerungsplan
Beim Hauptsammelkanal West handelt es sich um das letzte Großprojekt aus dem Generalentwässerungsplan von 1994, das sich in sechs Bauabschnitte gliedert und voraussichtlich insgesamt rund 38,6 Millionen Euro kostet. Es ist zugleich eine wichtige Gewässerschutzmaßnahme: Nach vollständigem Ausbau des über acht Kilometer langen Staukanals werden mehr als 15.000 Kubikmeter verschmutztes Regenüberlaufwasser zurückgehalten, das bisher in den Neckar abfloss.
Erster Bürgermeister Bernd Stadel besuchte die Baustelle am Donnerstag, 27. August 2015: „Der Hauptsammelkanal West ist eine der größten Umweltschutzmaßnahmen der Stadt. Er nimmt bei starkem Regen die Wassermassen vorübergehend auf und entlastet so die Abwasserkanäle. Damit verhindert der Staukanal, dass verschmutztes Regenwasser ungefiltert in den Neckar abfließt – ein wichtiger Beitrag für den Gewässerschutz.“
Was wird gemacht?
Der zweite Bauabschnitt des Hauptsammelkanals West ist rund 565 Meter lang und stellt den Lückenschluss zwischen den bereits fertiggestellten Bauabschnitten eins und drei dar. 2009/2010 wurde im Zuge der Bahnstadt-Erschließung zunächst der dritte, rund zwei Kilometer lange Bauabschnitt zwischen dem Bahnbetriebswerk und der Kreuzung Hebelstraße/Rudolf-Diesel-Straße verwirklicht.
Von 2009 bis 2011 wurde der erste, rund 250 Meter lange Bauabschnitt fertiggestellt: Er schafft nördlich der Bahntrasse, ab der Kreuzung Ludwig-Guttmann-Straße/Gutachweg, die Verbindung zum Neckar und zum Hauptsammelkanal Süd.
Der jetzige zweite Bauabschnitt wird wie die vorangegangenen vollständig in unterirdischer Bauweise hergestellt. Dabei ist dieser Abschnitt der komplizierteste, weil der Kanal unter der Trasse der Deutschen Bahn, den OEG-Gleisen und dem Autobahnzubringer B37 hindurch geführt werden muss. Hierfür musste zum Beispiel im Vorfeld eine Zementmischung mittels Hochdruckinjektionsverfahren unter die Unterführungswiderlager im Gutachweg gespritzt werden, um die Standsicherheit des Autobahnzubringers zu gewährleisten. Diese Vorarbeiten wurden im Jahr 2013 durchgeführt.
Auch für die Querung der DB-Trasse waren im Vorfeld des Kanalvortriebs aufwendige Sicherungsmaßnahmen notwendig. Um den locker gelagerten Kiesbaugrund zu stabilisieren und ein Absinken der Gleise zu verhindern, wurde zwischen dem Gleiskörper und dem geplanten Kanal ein 22 Meter langer fächerförmiger Schutzschirm („Injektionsschirm“) eingesetzt. Diese Maßnahme wurde von Ende April bis Ende Juni 2015 durchgeführt.
Mit einer bemannten Teilschnittvortriebsmaschine werden seit Mitte Juli bis voraussichtlich Mitte September die kreisrunden Stahlbetonrohre mit einem Durchmesser von 2,60 Meter unter der Bahntrasse vorgetrieben. Der Vortrieb erfolgte bisher ohne nennenswerte Setzungen, zur Überwachung des Baugrundes kamen aufwendige Messtechniken zum Einsatz.
Die eigentliche Querung der Bahntrasse über eine Länge von 15 Metern und mit einem Abstand von 5,20 Metern zwischen Gleis und Rohroberkante dauerte anderthalb Tage und wurde von der Deutschen Bahn durchgängig begleitet. Der Eingriff an der Oberfläche während des Kanalvortriebs ist auf ein Mindestmaß beschränkt. Oben merkt man kaum, was sich in neun bis elf Metern Tiefe abspielt.
Weitere Maßnahmen
Als nächstes werden in den bereits vorhandenen Start- und Zielgruben die Verbindungsbauwerke zu den bestehenden Bauabschnitten eins und drei errichtet. Zur Baumaßnahme gehört auch ein Entlastungsbauwerk, das im bestehenden Kanalnetz angeordnet wird, um den Staukanal bei Regenwetter zu befüllen.
Wenn das Kanalnetz bei Trockenwetter Kapazitäten aufweist, wird das Überlaufwasser aus dem Staukanal wieder ins Kanalnetz zurückgeführt. Damit wird der Schmutzstoffeintrag in den Neckar deutlich reduziert oder sogar verhindert. Der vierte Bauabschnitt im Pfaffengrund soll voraussichtlich 2017 begonnen werden.
Für die Planung und Bauoberleitung des zweiten Bauabschnitts ist der Abwasserzweckverband Heidelberg zuständig, die Planung und Überwachung des Injektionsschirms besorgt CDM Smith aus Mannheim, die örtliche Bauüberwachung obliegt dem Ingenieurbüro Albrecht, die Bauausführung der Sonntag Baugesellschaft.
Daten und Fakten
Zweiter Bauabschnitt des Hauptsammelkanals West:
- 565 Meter Länge (Bahnbetriebswerk bis Kreuzung Ludwig-Guttmann-Straße/Gutachweg)
- Kanalbau in 11 Metern Tiefe
- 2,60 Meter Rohrdurchmesser
- Injektionsschirm mit 22 Metern Länge und bis zu sieben Metern breite
- Stauvolumen: 3.000 Kubikmeter
- Bauzeit: 8. April 2015 bis voraussichtlich 30. November 2015
- Kosten rund fünf Millionen Euro
Hauptsammelkanal West insgesamt:
- Über acht Kilometer Länge
- Kanalbau in sechs bis zwölf Metern Tiefe
- 1,60 bis 2,60 Meter Rohrdurchmesser
- Stauvolumen: über 15.000 Kubikmeter
- Bauzeit: 2009 bis 2023
- Kosten: voraussichtlich rund 38,6 Millionen Euro
- Auftraggeber: Abwasserzweckverband Heidelberg (Bauabschnitte eins bis drei) und Stadtbetriebe Heidelberg, Sparte Abwasser (Bauabschnitte vier bis sechs)