Mannheim/Rhein-Neckar, 02. Dezember 2019. (red/pro) Fridays for future wird von den meisten Medien sehr positiv dargestellt. Warum eigentlich? Wieso kommen diese Medien nicht ihrer Aufgabe nach, kritisch zu prüfen und berichten? RNB hat die Demo am vergangenen Freitag in Mannheim besucht. Eine Einordnung.
Zusammengefasst:
- Viele Medien transportieren falsche Zahlen, um ein gewünschtes Bild zu erzeugen
- Recherche und Analyse findet kaum statt
- Medien gestalten einen Hype – die Folgen sind ihnen egal
- Fridays for future geht die Luft aus – folgt eine Radikalisierung?
- Wer sind einsetzen will, kann das bei Feuerwehr und Rettungsdiensten
Von Hardy Prothmann
Eine Mannheimer Lokalzeitung steht mal wieder beispielhaft für eine allgemeine Inszenierung von Informationen. Man könnte das auch Fake News nennen. Jedenfalls handelt es sich um “aufbereitete” Informationen, die einen gewissen Spin (“Dreh”) haben sollen – nicht um die Öffentlichkeit über tatsächliche Fakten zu informieren, sondern um einen von diesen Medien gewünschten Eindruck zu erwecken. Man könnte das auch manipulativ nennen.
Fakten über Zahlen
Fangen wir bei der Überschrift an: 11.500 Menschen demonstrieren in Heidelberg und Mannheim. Das klingt natürlich größer als: 9.000 Menschen demonstrieren in Heidelberg, 2.500 in Mannheim.
Seit wann rechnet man Teilnehmerzahlen von Demos in verschiedenen Städten zusammen? Warum nicht noch Ludwigshafen, Speyer, Worms, Schwetzingen, Hockenheim und Weinheim dazu gerechnet? Und wie viele demonstrierten in Hirschberg oder Laudenbach oder Ilvesheim? Keine? Und wenn dem so wäre, warum wird das nicht erwähnt? Weil es nicht ins Bild passt und weil es die willkürlich errechnete höhere Summe insgesamt noch mehr relativieren würde als deren einzelne Summanden?
Mal abgesehen, dass man an den Zahlen erheblichen Zweifel haben muss. RNB hat sich am vermeintlichen Höhepunkt der Demo auf dem Paradeplatz positioniert und den Zug vorbeilaufen lassen. Eine umfassende Zählung ist nie möglich, weil teils Leute nur ein wenig mitlaufen, dann eine Demo verlassen und andere dazukommen. Sehr wohl lässt sich aber schätzen, wie viele Teilnehmer es sind, wenn man die Reihen zählt und mit einer durchschnittlichen Besetzung multipliziert.
Wir kommen auf gut 100 Reihen mit 10-12 Personen (auch mal nur vier, auch mal 15). Das sind also rund 1.000-1.200 Teilnehmer, mit viel Goodwill rund 1.500. Das entspricht nach unserer Recherche auch einem ersten Zählergebnis der Polizei.
Insgesamt ist zu beobachten, dass auch die Behörden bei friedlichen Demos und wenn es gewisse Sympathiewerte gibt, eher großzügig schätzen. Und so wurde die Zahl 2.500 kommuniziert.
2.500 sind gegenüber den “geschätzten” 8.000 (Anm. d. Red.: Halten wir auch für zu hoch, gut 5.000 ist realistischer) von Ende September ein klares Zeichen – die Bewegung stürzt ab und kann bei weitem nicht mehr so viele Menschen mobilisieren, obwohl das Wetter zwar kühl, aber trocken war. Schule schwänzen war nicht drin, da die Demo erst gegen 17:30 loszog.
Von Seiten verschiedener Redner klang an, dass man sich gerne mehr gewünscht hätte – offenbar spürt man, dass der Hype seinen Zenit bereits hinter sich hat.
Zurück zu den Zahlen: In Berlin, so berichten es öffentlich-rechtliche Sender sollen es “Zehntausende” gewesen sein. Ja was nun? Zehntausend oder Neunzigtausend? Das macht schon einen Unterschied.
Und vor allem dann, wenn man die Zahlen in Bezug setzt. Berlin hat rund 3,8 Millionen Einwohner. Nehmen wir mal an, mit “Zehntausende” sind 40.000-50.000 Menschen gewesen, dann sind das gerade Mal etwas mehr als 1 Prozent der Stadtbevölkerung. In Mannheim waren es rund 1.500 Teilnehmer bei einer Einwohnerzahl von 320.000 Menschen. Das sind also weniger als 0,5 Prozent. Und in Heidelberg sollen es 9.000 Teilnehmer gewesen sein (Anm. d. Red.: Das ist für uns nicht überprüfbar, also zweifeln wir das an.), bei einer Bevölkerung von knapp 160.000 Menschen. Das wären dann knapp 6 Prozent.
Veröffentlichte vs. öffentliche Meinung
Was kann man aus der Einordnung ablesen? Es wird ein schon fast wahnsinniger Medienhype betrieben, der völlig ohne Einordnung bleibt. Das ist der klassische Unterschied zwischen “veröffentlichter Meinung” und “öffentlicher Meinung”. Fridays for future ist eine absolute Minderheitenbewegung, die vor allem linksakadamische Milieus und deren Nachwuchs anspricht – so erklären sich auch die deutlich unterschiedlichen Zahlen für Mannheim und Heidelberg (Anm. d. Red.: Wobei ein gewisser Anteil sowohl in Heidelberg als auch in Mannheim identisch gewesen sein dürfte.)
Die Milieufrage ist ebenso auffällig, wenn man genau hinschaut. Mannheim hat einen Bevölkerungsanteil mit Migrationshintergrund von rund 46 Prozent – was sich absolut nicht bei den Teilnehmern wiederspiegelt. Es demonstrieren überwiegend “weiße Deutsche” und deren hyperventilierend hysterischem Nachwuchs. (Anm. d. Red.: Schauen Sie unsere Videodokumentation.) Und die “Jugend” ist eindeutig in der Minderheit – in Mannheim waren es an der Zugspitze vielleicht 150 Minderjährige, insgesamt 4-500.
Aufgebauschter Medienhype ohne Verantwortung
Das Problem viele Medienleute ist, dass sie nicht informieren, sondern gefallen wollen. Sie wollen Quote und Verkaufszahlen, darunter wird der angebotene Inhalt eingeordnet. Protestierende Kinder und Jugendliche haben den “niedlich-Faktor”. Und da niemand dagegen demonstriert, macht man sich also keine Feinde, wenn man dieses Randphänomen übergroß aufbauscht.
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Naheliegende Fragen werden keine gestellt. Diese “Teil-Jugend” will sich also für die Rettung der Welt einsetzen? Super Sache. Sie gehen auf die Straße und brüllen Parolen. Und weiter?
Wer sich das echte Leben anschaut, sollte mal mit den örtlichen Rettungsdiensten und Feuerwehren sprechen. Einfach Frage: Habt ihr genug Nachwuchs? Und noch besser: Wie groß ist eigentlich der Anteil von Akademikern bei Euch?
Echte Lebensretter findet man bei Feuerwehren und Rettungsdiensten – meist nicht-akadamisch
Wir liefern Ihnen die Antworten. Auf die erste Frage werden die meisten sagen: Wir haben große Probleme oder es geht noch, aber mittelfristig wird der Nachwuchs ein Problem. Und die Antwort auf die zweite Frage wird sein: Überwiegend haben wir keine Akadamiker, bei Berufsfeuerwehren und in Universitätsstädten ist das anders. Insbesondere die Profiwehren brauchen Spezialisten wie Chemiker, Physiker und Ingenieure für ABC-Lagen und technisch enorm komplexe Gerätschaften.
Und mal ganz praktisch gesehen vor all der Angstmacherei: Wenn es tatsächlich vermehrt zu Naturkatastrophen kommen sollte, sind Feuerwehr, THW und Rettungsdienste ganz vorne, wenn es heißt, Menschenleben zu retten und Schäden zu begrenzen.
Konkret und relativ
Fridays for future ist auch weltweit nicht erfolgreich. Selbst wenn es an einzelnen Aktionstagen mal ein paar Millionen, sagen wir mal sogar 50 Millionen Menschen gewesen sein sollten (Anm. d. Red.: Es gibt keine einzige valide Zahl dazu, sondern immer Angaben von “mehreren Millionen Menschen.), sind das 0,625 Prozent der Weltbevölkerung. Und wenn man dann hinschaut und zählt wie viele der Millionen in Asien und Afrika (wo mehr als 6 Milliarden Menschen leben) im Gegensatz zur “westlichen” Welt auf der Straße waren, dürfte das sehr ernüchternd werden. Am 20. September sollen es in Deutschland 1,4 Millionen Menschen gewesen sein, was rund 1,7 Prozent der Bevölkerung entspricht – und Vorsicht, wenn die Zahlen so falsch sind wie in Mannheim, waren es deutlich weniger.
Und von den angeblich 2.500, die RNB auf 1.500 schätzt, blieben am Ende rund 300 zur Kundgebung übrig.
Auf Frust könnte eine Radikalisierung folgen
Auch relativ betrachtet wenige sind konkret sehr viele Menschen. Doch was passiert bei dieser sehr aufgebrachten, entrüsteten und teils sogar hysterischen Minderheit? Wie wirkt sich der mediale Hype möglicherweise aus?
Fridays for future kann in der freiheitlich-demokratischen Grundordnung Deutschlands genau nichts erreichen. Ein loses Bündnis von Akteuren, die hin und wieder eine gewisse Zahl von Menschen auf die Straße bringen, ändert oder schafft keine neue Gesetze und kann als demokratisch nicht legitimierte Gruppe auch nicht organisatorisch irgendwo mitwirken. Da unterscheidet sich Fridays for future nicht von Pegida.
Es gibt aber ein Schnittmenge – genauso, wie Demonstranten, die man eher dem rechten Lager zurechnet, sich radikalisieren oder deren Umfeld, funktioniert das natürlich auch bei linken Lagern. Und auf eine Radikalisierung kann ein Abgleiten ins Extreme folgen.
Das ist bei Fridays for future bereits deutlich zu erkennen. “Burn capitalism” könnte auch bei jeder KPD-Demo vorneweg getragen werden. Bei der Demo im September in Mannheim skandierten Teilnehmer “Alerta, altera Antifaschista”. Hinzu kommen Verbindungen zu den extremen Extinction Rebellion und Ende Gelände, beide Organisationen sind für Gewalt gegen Menschen und Sachen bereits in Erscheinung getreten. Insbesondere linke Gruppen, darunter einige radikale bis extreme, versuchen aus der Bewegung mindestens humanes Kapital zu schlagen.
So wird beispielsweise die Fridays for future-Demos regelmäßig mit dem politischen Konflikt um das kurdische Autonomiegebiet “Rojava” verknüpft – was haben diese beiden Themen miteinander zu tun? Auf den ersten Blick nichts, auf den zweiten sehr viel – hier versuchen Interessengruppen, aus der Masse neue “Mitstreiter” zu rekrutieren.
Die “No future”-Bewegung gab es schon in den 80-iger Jahren und davor rebellierten die 68-iger. Daraus entstanden insbesondere die Grünen, die erst lernen mussten, sich zu organisieren, was lange dauerte, um dann politisch Einfluss ausüben zu können. Natürlich versuchen insbesondere die Grünen, mit Fridays for future Punke zu machen. Allerdings sollten es die alten Haudegen besser wissen und den (jungen) Menschen mitteilen, dass der Weg ein langer ist. Das tun sie aber nicht – Fakten und Wahrheiten sind immer ein Problem, wenn man populistisch agiert.
Weil Fridays for future mittelfristig als noch nicht mal NGO nichts erreichen kann, werden sich viele frustriert abwenden. Enttäuscht, weil doch die Medien so positiv berichteten, werden sie einsehen müssen, dass ein wenig Spazierengehen und dabei Rumbrüllen gar nichts verändert. Die allermeisten werden den Ausflug in die “Aktivistenwelt” verkraften und drüber hinwegkommen. Möglicherweise aber mit einer radikal veränderten Haltung gegenüber Staat und Gesellschaft – frustriert und abgewandt.
Gefährlich könnte ein sehr kleiner Teil werden – und wenn das nur wenige hundert oder tausend Menschen sind, die irgendwann beschließen, dass man nun andere Methoden anwenden müsse, um das Raubtier Kapitalismus zur Strecke zu bringen. Dann könnten Molotow-Cocktails fliegen, Bomben explodieren, Sabotage-Akte auf Infrastruktur erfolgen oder möglicherweise gezielte Attacken auf “Repräsentanten” erfolgen.
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