Dossenheim/Ladenburg/Rhein-Neckar, 02. Mai 2012. (red/jt) Am Schriesheimer Fußweg in Ladenburg hängen bereits seit einiger Zeit “seltsame Flaschen” in den Bäumen. Hinter den “Flaschen” steckt ein interessantes Forschungsprojekt des nahegelegenen Julius Kühn-Instituts. Es handelt sich dabei um die Prototypen neuartiger Lockstofffallen.
Von Jörg Theobald
Am Julius Kühn-Institut in Dossenheim wird seit dem Herbst 2011 im Rahmen eines Forschungsprojektes an der Entwicklung von neuartigen Lockstofffallen gearbeitet. Manch einer wird sich über die “seltsamen Flaschen” in den Bäumen im Bereich des Kandelbachs in Ladenburg schon gewundert haben.
Laut Dr. Jürgen Gross, Leiter des Fachgebiets Chemische Ökologie, wurden diese Lockstofffallen in einem Umkreis von 10 Kilometern aufgehängt. Gross sagt dazu:
Mit dem Forschungsprojekt wollen wir das Wanderverhalten verschiedener Battfloharten wie dem Birnblattsauger untersuchen. Die Insekten überwintern oft auf Nadelbäumen, also hier in der Region vermutlich im Odenwald, und fliegen dann im Frühling hinunter in die Ebene. Dort vermehren sie sich dann und kehren später in ihr Winterquartier zurück.
Die Studentin Friederike Lang von der Fachhochschule Geisenheim führt das Forschungsprojekt im Rahmen ihrer Masterarbeit durch. Betreut wird sie dabei von Dr. Gross und seiner Mitarbeiterin Dr. Astrid Eben.
Noch bis in den Sommer will man in dem Institut erforschen, welche Wanderwege die Blattflöhe nehmen und anhand welcher Duftstoffe sie sich orientieren.
Die Tiere kommunizieren untereinander mit Geschlechtspheromonen, ihre Wirtspflanzen finden sie ebenfalls anhand von Duftstoffen. Schafft man es, einen Stoff künstlich herzustellen, der für die Tiere interessant ist, hat man noch nicht zwangsläufig eine funktionierende Falle.
Solche Duftstofffallen müssen natürlich eine sehr hohe Attraktivität für die Tiere haben. Aber nicht alles, was im Labor funktioniert, ist dann auch in der Natur erfolgreich.
Ausserhalb der sterilen Laborumgebung gibt es neben den künstlichen Duftstoffen eine Vielzahl anderer Duft- und Botenstoffe. Hinzu kommen Chemiekalien, Abgase, Faktoren wie Regen, Windströmungen und dergleichen mehr.
Millionenschäden durch Insekten
Durch die Schädlinge werden Pflanzenkrankheiten, sogenannte Phytoplasmosen übertragen. Durch diese Krankheiten entstehen im Obstbau jedes Jahr Millionenschäden.
Eine direkte Bekämpfung der auslösenden Bakterien, den Phytoplasmen, ist nicht möglich. Deswegen ist aktuell noch der breitflächige Einsatz von Insektiziden im gewerblichen Obstbau üblich.
Langfristig will das Institut schädlingsspezifische Lockstofffallen entwickeln, um so umweltfreundlichere Bekämpfungsmethoden zu entwickeln.
Wenn uns das gelingt, dann können wir ein Monitoring durchführen. Anhand der Anzahl der gefangenen Schädlinge können wir genau sehen, wann sie sich wohin bewegen. Wenn man genau weiß, wann die Tiere kommen, kann ein gezielter Insektizideinsatz erfolgen.
Möglicherweise kann man die Insekten mit den zu entwickelnden Fallen auch gezielt abfangen, so dass gar kein Insektizid mehr notwendig ist.
Fördergelder und Patente
Verdienen wird das Julius Kühn-Institut an den Ergebnissen der Forschung nicht. Lediglich die entstandenen Kosten dürfe man so wieder hereinholen. Als Bundesforschungsinstitut dürfe man keine Gewinne erzielen, so Gross.
Wie hoch die Kosten für das Institut sind, lässt sich laut Gross nicht genau beziffern. Dadurch, dass das Projekt von der Studentin Friederike Lang geführt wird und man die Fallen zu großen Teilen selbst herstellt, lassen sich aber einige Kosten sparen.
Für die Arbeit bekommt das Institut Fördergelder von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) und dem Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV). Zudem arbeitet man mit der Firma Insect Services GmbH aus Berlin zusammen.
Sollten aus der Forschung irgendwann Patente hervorgehen, gehen die daraus resultierenden Gewinne wahrscheinlich zu unterschiedlichen Teilen an die Firma Insect Services und den Bund.
Information:
Wer sich für die Arbeit des Julius Kühn-Instituts interessiert kann sich am 30. Juni 2012 beim Tag der offenen Tür vor Ort selbst ein Bild machen. Von 11:00 Uhr bis 18:00 Uhr stehen die Mitarbeiter interessierten Besuchern Rede und Antwort.