Mannheim/Rhein-Neckar, 02. August 2014. (red/local4u) Am Freitagabend kurz vor 21 Uhr sind ein Personenzug und ein Güterzug kurz vor den Bahnsteigen des Mannheimer Hauptbahnhofs kollidiert. 110 Personen konnten gerettet werden – vier Personen wurden schwer verletzt, sind aber außer Lebensgefahr. Der Unfall löste einen Großeinsatz von Feuerwehr, Rettungskräften und Polizei aus. Alle Experten sind sich einig, dass man „Glück im Unglück“ hatte und die Züge nur mit geringer Geschwindigkeit unterwegs waren, als sie kollidierten. Die genaue Unfallursache steht noch nicht fest. Durch den Unfall wird es zu erheblichen Behinderungen beim Schienenverkehr über den Mannheimer Bahnhof in den nächsten Tagen kommen, was auch Auswirkungen auf den Großraum haben wird.
Von Hardy Prothmann
Erster Bürgermeister Christian Specht leitete heute Abend eine kurzfristig anberaumte Pressekonferenz im Hauptbahnhof. Der Einsatzleiter der Feuerwehr, Herr Berger, schildert seine Sicht: Um 20:54 Uhr wurde die Mannheimer Feuerwehr wegen eines Zugunglücks alarmiert, die kurze Zeit später vor Ort eintraf. Auf den Gleisen befanden sich bereits Personen, die sich selbst aus den zwei umgestürzten EC-Wagen retten konnten:
Das war kein alltäglicher Einsatz. Wir mussten mit hydraulischem Rettungsgerät die Türen öffnen. Wegen der umgekippten Lage der Waggons war kein großes Geräte notwendig, weil wir über die Verbindungstüren gut in die Waggons kamen, um die Menschen zu retten.
Der Einsatzleiter löste Massenalarm aus, weil er von vielen Verletzten ausging. In den Waggons befanden sich die Schwerverletzten und der Großteil der Reisenden, darunter eine schwangere Frau – teils leicht verletzt, teils geschockt. Feuerwehr und Rettungskräfte schafften es in kurzer Zeit, die Personen aus den Waggons zu holen. Im Einsatz waren die drei Wachen der Berufsfeuerwehr, die freiwillige Feuerwehr. Insgesamt rund 80 Feuerwehrleute, die Feuerwehr Ludwigshafen war alarmiert:
Hier war vor allem Mann-Power gefragt. Aber wir hatten sehr schnell eine stabile Lage.
In Abstimmung mit dem leitenden Notarzt wurde ein Sammel- und Sichtungsplatz eingerichtet. Alle Personen ohne Verletzungen wurden auf ein Podest zwischen den Gleisen geführt. 110 Personen wurden insgesamt gerettet, 14 mussten in Krankenhäuser eingeliefert werden, vier Menschen wurden bei dem Unglück schwer verletzt, wie sich aber relativ schnell herausstellte, droht keinem Lebensgefahr. 21 Personen wurden ambulant behandelt. Zum Einsatz kam auch der Tunnelrettungszug, um die leichter verletzten Personen zu versorgen.
Zwei Stunden Großeinsatz zur Rettung von 110 Menschen
Vor Ort sind neben den beiden Waggons des EC 216 von Graz nach Saarbrücken umgestürzt. Ebenfalls zwei Waggons mit Übersee-Containern des Güterzugs, der von Duisburg ins ungarische Sopron unterwegs war. Ein dritter Waggon dahinter blieb glücklicherweise auf den Schienen – er hat ätzende Chemikalien geladen:
Wir hatten großes Glück, dass hier nicht mehr passiert ist.
Knapp zwei Stunden dauerte der Rettungseinsatz aus Sicht der Ärzte und Sanitäter. Hier waren rund 120 Kräfte im Einsatz, zusätzlich Beamte der Bundespolizei, in deren Zuständigkeit der Bahnbereich fällt sowie rund 30 Beamte des Polizeireviers Oststadt, die unterstützend den Verkehr regelten und Absperrmaßnahmen durchführten. Vor Ort waren auch Landesbranddirektor Hermann Schröder und Bezirksbrandmeister Jürgen Link
Vom Unglück sind die Gleise 1-4 betroffen. Die Gleise 5-10, worüber viel Regionalverkehr abgewickelt wird, sollen über das Wochenende weitgehend „normal“ bedient werden können. Zu Verspätungen und Ausfällen wird es im Fernverkehr sofort kommen. In den nächsten Tagen ist aber mit größeren Behinderungen auch im Nahverkehr zu rechnen, da dann auch Fernverkehrszüge auf die ersten vier Gleise gelenkt werden müssen. Die Bahn weist darauf hin, dass sich Fahrgäste bitte informieren sollen, weil zur Zeit nicht klar ist, welche Züge ausfallen müssen oder umgeleitet werden.
Die Bundespolizei hat den Unglücksort beschlagnahmt – dieser wird noch in der Nacht untersucht. Auch die Aufzeichnungsgeräte der Züge, um festzustellen, was die Ursache für den Zugunfall war.
Bürgermeister Christian Specht lobte den sehr gut koordinierten Einsatz von Feuerwehr, Rettungskräften und Polizei:
Aus meiner Sicht hat dieser hervorragende Einsatzablauf gezeigt, dass die vielfach debattierte Neuordnung der Rettungskräfte sehr gut funktioniert und wir in der Metropolregion sicher sein können, dass bei Unglücken schnell und professionell Hilfe geleistet wird.
Und noch eine gute Nachricht gab es: Einem Brautpaar barg die Feuerwehr das Brautkleid aus einem der umgestürzten Waggons.