Schriesheim 02. März 2012. (red/cr) Die Vorbereitungen des Mathaisemarkts sind beinahe abgeschlossen. Am Vormittag liefern zahlreiche LKW Kisten voll mit Brathähnchen zum Festzelt, bei den Karussells und Imbisbuden werden die Fassaden poliert und defekte Glühbirnen ausgetauscht. Alles soll sich für die Eröffnung des Marktes um 18:00 Uhr in vollem Glanz zeigen.
Ohne Sicherheitsprüfung läuft nichts
Mit geschultem Blick prüft Wolfgang Serr, Bauingenieur beim Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis, die Fahrgeschäfte des Mathaisemarkts. Ein kleiner Tritt mit dem Fuß prüft, ob die Unterpallung (die Holzunterkonstruktion) sicher steht. Dann rüttelt er an dem einen oder anderen Geländer.
Ist alles soweit sicher, läßt er sich die Prüfbücher zeigen. Ähnlich einer Fahrzeugkontrollle der Polizei, kann er aus diesen Büchern ersehen, ob beispielsweise der Betreiber überhaupt berechtigt ist, das Fahrgeschäft zu betreiben oder ob und wann es das letzte Mal durch den TüV abgenommen wurde.
„Fliegende Bauten“
Fliegende Bauten, so werden nach dem Deutschen Instituts für Normung (DIN 4112) bauliche Anlagen genannt, die geeignet und bestimmt sind, wiederholt aufgestellt und abgebaut zu werden. Die 50 Buden und Fahrgeschäfte auf dem Mathaisemarkt sind solche Bauten.
Karussells und Fahrgeschäfte müssen mindestens alle zwei Jahre durch den TÜV technisch abgenommen werden. Manche sogar jedes Jahr. Die Überprüfung durch das Landratsamt erfolgt nach jedem Aufbau, damit Personen befördert werden dürfen.
Viele Betreiber der Fahrgeschäfte sind schon von Kindesbeinen an im Geschäft. So auch David Pandel. Seit achzehn Jahren ist er selbstständig. Das technische Know-How wird einem aber nicht in die Wiege gelegt. Der TÜV bietet für Schausteller das „Modul 2“ an, eine spezielle Ausbildung für den fliegenden Bau. Zur Sicherheit der Fahrgäste warnen Hinweistafeln vor der Mitfahrt.
Auch beim Bau der Fahrgeschäfte kann auf Sicherheit geachtet werden. Fast alles bei einem Fahrgeschäft sind Sonderanfertigungen. So achtete Achim Zarnikau vom Karussell „Die Montgolfiere“ vor allem auf ein Edelstahlgeländer, um Rost zu vermeiden.
Für Herrn Decker vom Riesenrad „Jupiter“ ist die Sicherheit auch eine Frage der Verantwortung gegenüber dem Kunden. Auch wenn es ab und zu schnell gehen muss. Manchmal muss in nur einem Tag aufgebaut werden. Ebenso schnell muss es wieder zerlegt werden können. Trotzdem stehen die Sicherheitsstandarts an erster Stelle.
Herr Serr weiß genau, was er zu prüfen hat. Seit zwanzig Jahren macht er das schon, hat Fortbildungen besucht und die nötige Menschenkenntnis entwickelt, „um ein schlechtes Gewissen zu erkennen“, wie er sagt. Heute muss er sich aber keine Sorgen machen. Nach der Hälfte der Begutachtungen zieht er erste Bilanz:
Bisher waren alle Fahrgeschäfte in einem guten Zustand. Auch die Prüfbücher waren einwandfrei.
Doch in all der Prüfungsroutine gibt es auch für ihn manchmal Neues zu entdecken. So hat auch Wolfgang Serr ein zweistöckiges Fahrgeschäft wie das „Käpt’n Reika“ noch nicht gesehen. Stolz führt Betreiber Wilhelm Henn durch alle Ebenen. Während im Erdgeschoss ein Kinderkarussell lockt, bietet die erste Etage in einem Erlebnisrundgang die Möglichkeit etwas zu rätseln. Herr Henn erklärt:
Es ist mir sehr wichtig, den Kindern auch pädagogisch wertvolle Inhalte zu vermitteln.
Fahrgeschäftsbetreiber wie die hier genannten machen Herrn Serr die Arbeit leicht. Aber auch auf die Unterstützung des Platzmeisters kann er sich verlassen.
Der alte Haas ist zurück
Platzmeister Fritz Haas ist zurück. Nach einem mehrtägigen Krankenhausaufenthalt wurde er rechtzeitig entlassen, um bei der Abnahme der Fahrgeschäfte durch das Landratsamt Rhein-Neckar dabei zu sein. Herr Haas ist mit seinen 70 Jahren noch immer Herr auf dem Platz, der Chef.
Souverän bereitet er die einzelnen Betreiber auf die Kontrolle vor Anlagen vor und vermittelt, wenn es zu Problemen gibt. Hierbei genießt er sowohl das Vertrauen der Schausteller, als auch der Behörden, die ihn zur Klärung des ein oder anderen Problems hinzuziehen.
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