Heidelberg/Rhein-Neckar, 01. Oktober 2012. (red/xmu) Das Mondfest, manchmal auch Mittelherbstfest genannt, ist neben dem Frühlingsfest die wichtigste traditionelle Feier der Chinesen. Heutzutage findet das Fest bei Chinesen meist im familiären Rahmen oder in Freundeskreisen statt. Das Konfuzius-Institut, die chinesische Version der Goethe-Institute, veranstaltete in diesem Rahmen einen Tag der offenen Tür mit breitem kulturellen Programm.
Von Xiaolei Mu
Im Laufe des Nachmittags stellten Dozenten des Instituts sowie Externe Aspekte der chinesischer Kultur vor. Für Liebhaber strategischer Brettspiele bot es sich an, einen Crashkurs in „Go“ zu nehmen. Dabei ist „Crashkurs“ wörtlich zu nehmen, denn „die Regeln im Go lassen sich in fünf Minuten erklären“, wie die Mitglieder aus den Heidelberger- und Mannheimer Go-Spielabenden den unbescholtenen Besuchern gegenüber beteuerten. Aber trotz der simplen Regeln besitzt das Spiel eine außerordentliche Komplexität. Es gibt mehr Spielszenarien als beim Schach.
Die sprichwörtliche Besessenheit der Briten vom Schwarzen Tee und die Ritualisierung ihrer Teekultur dürfte bekannt sein, doch die chinesische Besessenheit vom Grünen Tee ist größer und älter. Kaja Müller Wang und ihr Mann betreiben den „Tea & Zen Teesalons“. Sie führten eine Teezeremonie nach taiwanesischer Art vor. Dabei erklärten sie, dass Teezeremonien nicht nur Rituale, sondern ausgeklügelte Handgriffe sind, um noch das letzte Bisschen Genuss aus dem Tee herauszuholen.
Im Kalligrafiekurs mühten sich Anfänger wie Fortgeschrittene, Kinder und Erwachsene mit Pinsel, Reispapier und geriebener Tinte ab. Zhang Zhenran versuchte den deutsche und chinesische Besucher die Schönschrift beizubringen – teils mit sehr unterschiedlichen Ergebnissen. Ein Schnuppersprachkurs gab es auch. Schließlich ist die Vermittlung der chinesischen Sprache eines der wichtigsten Ziele des Konfuzius-Instituts.
Den Ausklang des Tages bildete ein Guzheng-Konzert von Zhang Yuanfang und ein Sektempfang mit Jiaozi (chinesischen Maultaschen). Zum Abschluss berichtete Etnologiestudentin Marie Sander von den Erlebnissen ihres Forschungsprojektes: den Lebensumstände von „Expatriate“-Kindern in Shanghai. Dabei handelt es sich um Kinder, die wegen den Arbeitsumständen ihrer Eltern mit ihnen aus Deutschland nach China umziehen müssen.
Als die Besucher nach und nach den buntgeschmückten Trakt des Instituts verließen, dürfte das Mondfest für sie noch nicht zu Ende gewesen sein. Es blieb noch eine Sache zu tun: das Betrachten, stille Kontemplieren des Vollmonds in seiner ganzen Schönheit.