Mannheim, 01. Oktober 2015. (red/pm) Die Fußgängerzone Planken soll 2017 erneuert werden. Dabei wird viel Wert auf Nachhaltigkeit und Barierrefreiheit gelegt.
Information der Stadt Mannheim:
„Mannheim ist mit seiner fünf Kilometer langen Schaufensterfläche in den Planken und der Breiten Straße weit über die Stadtgrenzen hinaus für ein attraktives Einkaufserlebnis bekannt. Die 1975 als Fußgängerzone umgestalteten Planken bedürfen inzwischen allerdings einer umfassenden stadtgestalterischen wie funktionalen Erneuerung. Daher werden die Planken, wie vom Gemeinderat 2008 und 2012 beschlossen, mit einem neuen Pflaster, neuer Beleuchtung sowie neuer Möblierung aufgewertet.
Die Umbaumaßnahmen haben ebenfalls die Erneuerung der Gleisanlagen, neue barrierefreie Haltestellen und die Einrichtung einer Rettungstrasse zwischen den Straßenbahnschienen zum Ziel und werden so die Leistungsfähigkeit auch im Zeichen des demografischen Wandels garantieren. Zudem werden Versorgungsleitungen für Strom, Gas, Fernwärme und Wasser neu verlegt. Die Arbeiten in den Planken sollen im Jahr 2017 starten. Im Rahmen einer Bürgerinformationsveranstaltung am Dienstagabend wurden die Planungen vorgestellt.
Wichtiger Aufwertungsprozess für die Mannheimer Innenstadt
Baubürgermeister Lothar Quast, der bei der Veranstaltung leider verhindert war, hatte bereits im Vorfeld erklärt, dass „dieser Aufwertungsprozess gesamtstädtisch betrachtet für die Bürgerschaft, den Handel und die Nahverkehrsbetriebe, aber auch für den Tourismus eines der wichtigsten stadtplanerischen Projekte der kommenden Jahre“ ist.
Klaus Elliger, Leiter des Fachbereichs Stadtplanung, unterstreicht die Aussage: „Die Aufenthaltsqualität wird unter anderem durch die neugestalteten Querschnitte sowie durch die hochwertigen Materialien und Ausstattungen gesteigert. Gleichzeitig wird die Leistungsfähigkeit des Nahverkehrs aufrechterhalten.“
Umbau in Einklang mit Grün in der Innenstadt
„Ziel beim Planken-Umbau ist es auch, das wertvolle Grün der Innenstadt und die städtebauliche Aufwertung der Planken miteinander zu vereinen“, betont Umweltbürgermeisterin Felicitas Kubala. „Die Frage `Wieviel Grün braucht die Stadt` wird von der Stadtgesellschaft heute zum Glück anders diskutiert, als noch vor wenigen Jahren. Der Erhalt von Bäumen – für mehr Lebensqualität und als Anpassungsmaßnahme an den Klimawandel – hat an Bedeutung zugenommen.“ Für die gesamte Baumaßnahme sei im Auftrag der Stadt eine ökologische Baubegleitung sichergestellt, um die Stämme und Kronen gegen Schäden zu schützen, so die Umweltbürgermeisterin.
Technische Überprüfung des größtmöglichen Baumerhalts
„Die sieben Jahre alten Planungen, an dessen Grundzügen generell festgehalten wird, sind intensiv von der Stadt überarbeitet worden. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass der überwiegende Teil der vorhandenen 134 Bäumen erhalten werden kann“, betont Klaus Elliger,. Hierbei trage die Stadt den aktuellen Gegebenheiten Rechnung, die sich zum einen aus der zeitlichen Verschiebung des Projektes „Planken-Umbau“ und zum anderen aus dem zwischenzeitlichen Baumwachstum ergeben haben. Um größtmöglichen Baumerhalt zu gewährleisten, hat die Stadt eine vertiefte technische Machbarkeitsanalyse erarbeitet. Der Gestaltungsentwurf wird zurzeit daran angepasst. „Aus heutiger Sicht können wir mit hoher Sicherheit sagen, dass 91 Bäume in den Planken erhalten bleiben können“, so Klaus Elliger. Bei 17 Bäumen könne man die Frage des Erhalts erst während der Baumaßnahmen technisch sicher sagen. Insgesamt 26 Bäume müssen aus technischen Gründen gefällt werden.
Sowohl der Bau barrierefreier Hochbahnsteige im Zusammenspiel mit der notwendigen Straßenentwässerung als auch die aus Sicherheitsgründen teilweise einhergehende Verbreiterung des Straßenbahnbereichs ergeben neue Rahmenbedingungen, die technisch dazu führen, dass einzelne Bäume nicht gehalten werden können. Die neuen kombinierten Beleuchtungs- und Abspannmasten der Fahrdrähte konnten weitgehend zwischen die bestehenden Bäume eingerückt werden.
Wie wichtig Ausgleichsmaßnahmen gerade in der hochversiegelten Innenstadt sind, betonte die Umweltdezernentin. „Neue Bäume werden entsprechend der Baumschutzsatzung vom Fachbereich Grünflächen und Umwelt festgesetzt werden“, so Felicitas Kubala. In den Planungen vorgesehen sind 13 neu geschaffene Baumstandorte, die einen Ausgleich direkt in den Planken bilden.
Uneingeschränkte Mobilität für alle Menschen
Ein wichtiges Anliegen aller am Prozess Beteiligter ist ebenfalls die geplante Barrierefreiheit, die allen Menschen gleichermaßen eine Teilhabe am Gemeinwesen ermöglichen soll. Martin in der Beek, Technischer Geschäftsführer der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (rnv) sagt hierzu: „Wir werden neben der Neuausrichtung der beiden Gleise in Lage und Höhe zwischen Paradeplatz und Wasserturm auch die Bahnsteige der drei Stadtbahnhaltestellen auf einer Länge von mindestens 30 Metern auf 30 cm anheben. Damit ermöglichen wir unseren Kunden nicht nur den ebenerdigen Zugang, sondern erfüllen auch den Anspruch der Barrierefreiheit auf größtmöglicher Bahnsteiglänge.“
Wie wichtig dieser barrierefreie Ausbau ist, hob in der Beek noch einmal besonders hervor: „Mit dem Ausbau der Mannheimer Planken, die schließlich von vielen rnv-Stadtbahnlinien genutzt werden, kommen wir unserem Ziel, dass auch Menschen mit Behinderungen sowie Fahrgäste mit Kinderwagen oder Gepäck im Netz der rnv möglichst uneingeschränkt mobil sein können, einen großen Schritt näher.“
Notwendige Arbeiten MVV Ernergie und Stadtentwässerung
Strom, Gas, Fernwärme und Wasser: Auch Umlegungen von Versorgungsleitungen werden Teil des Planken-Umbaus sein. So wird MVV Energie im Rahmen der Neugestaltung der Planken einen Großteil der dort vorhandenen unterirdischen Rohre und Kabel umlegen. Neben gut 400 Metern Fernwärmerohren müssen dabei knapp 700 Meter Wasserrohre und 50 Meter Gasrohre sowie etwa 9000 Meter Stromleitungen in ihrem Verlauf geändert werden. Dieser neue Verlauf macht es zudem erforderlich, eine Reihe von Hausanschlüssen anzupassen. „Während der Arbeiten wird größten Wert auf die durchgehende Versorgung der Gebäude mit Strom, Wasser, Fernwärme und Gas gelegt. Sollten dennoch für die Bauarbeiten kurzfristige Unterbrechungen unumgänglich sein, werden die Betroffenen rechtzeitig und direkt informiert“, erklärt Arjan Veen, Abteilungsleiter Planung/Bau im Bereich Netzservice Mannheim bei MVV Energie.
Auch die Stadtentwässerung Mannheim muss in den Planken wichtige Sanierungsmaßnahmen an den vorhandenen Abwasserkanälen durchführen. Im Rahmen der turnusmäßigen Überprüfung des Kanalnetzes wurden bei vier Kanalabschnitten erhebliche Schäden an den zum Teil noch aus dem Jahre 1895 stammenden Kanälen festgestellt. Insgesamt müssen rund 420 Meter Kanäle erneuert werden. Um die Beeinträchtigungen für das Umfeld möglichst gering zu halten, werden die Bauarbeiten unterirdisch im Stollenbauverfahren durchgeführt.
Planken-Umbau besonderes Anliegen des Handels
Die Wirtschaftsförderung der Stadt Mannheim und die Werbegemeinschaft Mannheim City haben in einer gemeinsamen Veranstaltung am Dienstag den Einzelhandel über die Planungen informiert. „Es ist uns wichtig, vertrauensvoll mit dem Handel zusammen zu arbeiten und frühzeitig über anstehende Maßnahmen zu informieren“, sagt Christiane Ram, Leiterin der Wirtschaftsförderung. Lutz Pauels, Vorsitzender der Werbegemeinschaft Mannheim City, bekräftigt die Wichtigkeit des Projektes: „Der Planken-Umbau ist für uns von besonderer Bedeutung, um die wichtigste Einkaufsstraße der Metropolregion Rhein-Neckar auf einen modernen Stand zu bringen. Damit soll die Aufenthaltsqualität für die Besucher weiter gesteigert werden.“
Hintergrund
Nach dem erfolgreichen Umbau der Breiten Straße im Zuge der städtebaulichen Maßnahmen zum Stadtjubiläum Mannheim 2007 soll die Aufwertung der öffentlichen Räume in der Mannheimer Innenstadt weitergeführt werden.
Hierfür wurde durch die Stadtverwaltung ein städtebaulicher Realisierungswettbewerb ausgelobt. Neue Aufenthalts- und Flaniermöglichkeiten, die Verbesserung der Einkaufslagen und der angrenzenden Wohnumfelder sowie die umfassende Aufwertung der Straßen und Plätze sind Voraussetzung für die Stärkung der Zentrenfunktionen der City. Der Arbeits-, Einkaufs-, Freizeit-, Kultur- und Wirtschaftsstandort der Mannheimer Innenstadt soll hierdurch nachhaltig aufgewertet werden und sich als „Herz der Metropolregion Rhein-Neckar“ präsentieren.
Mannheim hat traditionell eine viel besuchte und attraktive Innenstadt mit differenzierten Einkaufslagen. Die Kundenströme mit hoher Passantenfrequenz konzentrieren sich derzeit im Wesentlichen auf die Einkaufszonen „Breite Straße“ und „Planken“. Mannheims Innenstadt sowie der Stadtteil haben insgesamt 204.825 Quadratmeter Verkaufsfläche. Im High Streets Report Deutschland 2015 der Maklergruppe Comfort nimmt Mannheim einen hervorragenden siebten Platz im City Ranking ein. Die 1975 als Fußgängerzone umgestalteten Planken bedürfen inzwischen jedoch einer umfassenden stadtgestalterischen wie funktionalen Erneuerung. In den letzten Jahren wurden im City-Bereich umfangreiche private Investitionen getätigt, teils sind dabei hochattraktive Neu- und Umbauten an den Planken entstanden. Diese privaten Maßnahmen sollen durch eine umfassende Neugestaltung der öffentlichen Räume flankiert und verstärkt werden.
Der offene Wettbewerb zur Neugestaltung der Planken bot die Chance, ein breites Spektrum an Lösungsmöglichkeiten zur Umgestaltung urbaner Räume zu erhalten, zeitgemäße Aufenthalts- und Erlebnisqualitäten auszuloten und Grundzüge für eine Gestaltungssatzung für die zentralen Räume der Mannheimer Innenstadt zu entwickeln. Die Ergebnisse wurden 2008 vom Gemeinderat ausgewertet und der Siegerentwurf beschlossen. Der Siegerentwurf von Dr. Hartmut Holl und Angela Bezzenberger sieht einen Wechsel von Frei- und Grünflächen sowie von dunklen und hellen Bodenbelägen vor. Die Umsetzung des Entwurfes verschob sich aufgrund umfangreicher Baumaßnahmen in der Innenstadt von 2010 auf 2017. Der Beginn des Planken-Umbaus ist für 2017 geplant.“