Rhein-Neckar/Südwesten, 01. November 2016. (red/hs) EU-Kommissar Günther Oettinger (CDU), früherer Ministerpräsident von Baden-Württemberg und aktuell EU-Kommissar für Digitalwirtschaft, hat mal wieder als Dampfplauderer von sich reden gemacht. Vor Unternehmern in Hamburg räsonierte er über „Schlitzaugen“ und die „Pflicht-Homoehe“. Im Exklusiv-Interview mit Frau Petri erkundigt sich Gonzo-Journalist Helle Sema, wie sie den jüngsten Auftritt von Günther Oettinger mit rassistischen und homophoben Äußerungen einordnet und welche Folgen der Aufstieg Oettingers zum EU-Finanzkommissar haben wird.
Interview: Helle Sema
Frau Petri, Sie und Günther Oettinger verbindet eine Art Hass-Liebe…
Frau Petri: Das ist falsch.
Wieso?
Petri: Herr Oettinger hasst Frau Dr. Frauke Petry und schwadroniert über imaginäre Selbsterschießungsbefehle, wenn er mit ihr verheiratet wäre. Das ist einfach nur absurd.

Günther Oettinger. Foto: RudolfSimon – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=25733053
Was jetzt?
Petri: Die Vorstellung mit einem Rassisten verheiratet zu sein. Sein gesamtes Kopfkino ist einfach unappetitlich. Aber möglicherweise scheint er ja an irgendeiner Art Kopfschuss zu leiden.
Was wäre los gewesen, wenn ein AfD-Politiker von Schlitzaugen geredet hätte?
Wieso halten Sie Herrn Oettinger für einen Rassisten?
Petri: Wer von Chinesen als „Schlitzaugen“ und „Schlitzohren“ redet, die sich mit Schuhcreme die Haare von links nach rechts scheiteln, ist ein Rassist. Stellen Sie sich mal vor, jemand von der AfD hätte sowas gesagt. Da wäre aber was los gewesen. Das hätte für zwei Wochen Schlagzeilen gereicht: „So rassistisch ist die AfD“. Keiner stellt aktuell die Frage, wie rassistisch die CDU ist? Warum eigentlich nicht? Immerhin ist Herr Oettinger ein früherer Ministerpräsident und aktuell EU-Kommissar, also ein „hervorragender“ politischer Mandatsträger der CDU. Und komisch…
Sie finden ihn komisch, im Sinne von lustig?
Petri: …wenn Sie mich nicht unterbrechen würden… Und komisch, ich korrigiere, bemerkenswert ist, dass kein Medium in diesem Land andere hervorragende CDU-Politiker fragt, ob Herr Oettinger für diese Partei noch tragbar ist? Er verteidigte den Nazi-Richter Filbinger, er wünscht sich Krieg, damit es Veränderungen gibt, er hat bei Stuttgart21 die Öffentlichkeit getäuscht und zeigt sich als hoher EU-Kommissar als Rassist und Schwulenhasser, der irgendwas von der Pflicht-Homoehe faselt. Und seine abträglichen Äußerungen über Frauen sind einfach widerlich. Ich bleibe dabei, dieser Wirrkopf ist ein Schande für Deutschland.
Kritik? Von wegen – Segen der Kanzlerin.
Er wurde ja auch von zwei prominenten SPD-Frauen dafür kritisiert.
Petri: Wer oder was ist nochmal SPD? Kleiner Scherz. Ganz im Ernst: Kritik geht anders und den Segen der Kanzlerin hat er ja schon bekommen.
Was halten Sie von Herr Oettingers Bezeichnung „Populist light“ für Herrn Seehofer?
Petri: Was soll die Verniedlichung? Herr Seehofer ist der, der noch 2011 bis zur letzten Patrone gegen Zuwanderung in die deutschen Sozialsysteme kämpfen wollte. Fünf Jahre später sind über eine Million Menschen eingewandert und ich habe keinen Schuss gehört. Offenbar sind Herrn Seehofer schon längst die Patronen ausgegangen, seit er am Rockzipfel von Frau Merkel hängt.
Herr Oettinger warnt nun auch vor „Kommunisten“ in Wallonien. Teilen Sie diese Sorge?
Petri: Naja. Dort ist mit der cdH eine Partei an der Macht, die man als belgische CDU bezeichnen könnte. Vielleicht wollte Herr Oettinger ja andeuten, dass die Christdemokraten irgendwie kommunistisch unterwandert sind. Interessante These. Die CDU greift ja mittlerweile nach jedem Strohhalm, wie man auch in Baden-Württemberg sehen kann, wo sie unterwürfige Juniorpartner der Grünen sind, die sich unter Kretschmann zu so einer Art nachhaltigeren CDU entwickelt haben.
Saloppe Äußerung? „Salope“ heißt auf französisch „Nutte, Schlampe oder Drecksau“
Was halten Sie von der Forderung des Grünen-Politikers Volker Beck, Deutsche sollten in gewissen Vierteln arabisch lernen?
Petri: Es ist kein Fehler, Fremdsprachen zu beherrschen. Möglicherweise wäre arabisch auch für Herrn Oettinger eine gute Lösung, denn ganz ehrlich, wenn der deutsch oder englisch spricht, verstehe ich nur chinesisch. Amüsant finde ich, dass er seine Worte selbst als „salopp“ bezeichnet. Offenbar kennt er die Herkunft des Wortes nicht.
Auf was spielen Sie an?
Petri: Ich spreche fließend französisch. „Salope“ bezeichnet im Französischen wörtlich übersetzt eine Nutte, Schlampe oder Drecksau. Wahlweise auch Miststück. Dieser Imbécile darf sich nun aussuchen, welche Zuschreibung er für seinen „Dörti Tog“ oder „mo koschong“ bevorzugt.
Was halten Sie davon, dass Herr Oettinger ab 2017 EU-Kommissar für Finanzplanung und Haushalt wird?
Petri: Das ist eine ganz hervorragende Entscheidung.
Wieso das?
Petri: Ich darf Herrn Oettinger zitieren: „Wem es zu gut geht, der hat Flausen im Kopf.“ Diese Flause, Herrn Oettinger die Finanzen zu übertragen, wird die Abschaffung der EU enorm beschleunigen. Das kann ich nur begrüßen. Das wird uns auch beim Bundestagswahlkampf enorm nutzen. Ich schaue zu und lächle.
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