Mannheim, 01. Juli 2016. (red/hmb) Es hat gedauert, bis es endlich losging. Und nicht jeder war im Vorfeld über das 68,3 Millionen Euro Projekt begeistert. Doch heute gab es beim Neubau der Kunsthalle einen ersten Meilenstein zu verzeichnen: Der Rohbau ist fertig gestellt und das Richtfest wurde gefeiert.
Von Hannah-Marie Beck; Fotos: Minh Schredle
Diese Halle wurde mit Kunst für Kunst erbaut,
hoch oben auf dem Betonklotz, der nächstes Jahr schon ein Teil der neuen Kunsthalle sein wird, steht der Polier der Baustelle, Reiner Pfeffer, und spricht den Richtspruch. Am Boden haben sich rund 250 Menschen angesammelt und recken die Hälse.
Immer wieder prostet Herr Pfeffer der Menschenmenge zu, sein letztes Glas Wein schmeißt er dann von oben in die Baustelle herab.
Eins wünsch ich ihnen noch mit Verlaub, kein Wasser, Feuer oder einen Kunstraub,
fährt er fort. Dann wird ein rosa-weißer Kranz, die Richtkrone, heraufgezogen. Mitten darin befindet sich eine grell-pinke Gießkanne, das Stiftersymbol des Neubaus.
So ein Richtfest ist schon ein seltsamer Brauch.
Aufgehübscht, in Hemd, Anzug, Bluse, Rock oder Kleid, haben sich die wichtigsten Menschen der Stadt und der Kunsthalle versammelt. Darunter in legeren T-Shirts und Polo-Hemden die Bauarbeiter. Dipl.-Ing. Hanno Diehl, Bauvorstand der Stiftung Kunsthalle Mannheim sagt später „traditionsgemäß ist das Richtfest ein Fest der Bauleute“ und eröffnet damit das Büffet, auf das sich erstmal die schicken Anzugträger stürzen.
Kahle Betonwände und graue Mauern
Die letzten Tage waren sicher der pure Stress. Kurzfristig musste vergangene Woche auch noch eine Staubmauer versetzt werden, ansonsten hätte es einen Baustopp gegeben.
Doch jetzt ist der Rohbau fertig gestellt und man kann bereits durch Teile des Gebäudes schlendern. Besonders schön sieht es allerdings noch nicht aus. Kahle Betonwände. Graue Mauern. Abgesperrte Bereiche, in denen auch während des Richtfestes fleißig geschuftet wird.
Damit man sich das fertige Gebäude ein bisschen besser vorstellen kann wurde den Besuchern beim Richtfest ein kurzer Film zum Neubau präsentiert:
Unvorstellbar, dass das fertige Gebäude im Juli 2017 bereits an die Stadt Mannheim übergeben und im Dezember desselben Jahres mit der neuen Präsentation der Sammlung eröffnet werden soll. Doch Stiftungsvorsitzender Dr. Manfred Fuchs zeigte sich zuversichtlich:
Wir sind überzeugt, dass wir unsere Pläne schaffen, das Budget und den Zeitplan einhalten können.
Insgesamt kostet der Neubau 68,3 Millionen Euro. Die Stadt Mannheim trägt davon 10 Millionen Euro, die Städtebauförderung des Landes Baden-Württemberg gibt 2,62 statt zunächst geplanten 4,5 Millionen Euro. Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz freute sich besonders über die Zusammenarbeit von Bürgerschaft und Stadt: Private Spenden und Zuwendungen belaufen sich derzeit auf knapp 4,9 Millionen Euro.
Wir stünden nicht hier ohne den Löwenanteil der Hector Stiftung II Kunst gGmbH,
ergänzte er. Diese spendete eine Summe von 50 Millionen Euro. Unterm Strich gibt es aber noch eine Finanzierungslücke von 2,85 Millionen Euro.
„Hier entsteht Großes“
Visionen, die Kunsthalle zu erweitern, gab es schon vor Jahren. Doch los gings mit dem Neubau erst am 11. August 2014. Zwei Monate später, als ursprünglich geplant. Eingereichte Petitionen an den Landtag verursachten die Verzögerung des Baubeginns.
Denn nicht jeder war von der Idee der „Stadt in der Stadt“ und dem damit verbundenen Abriss eines Teils des Jugendstilgebäudes begeistert. Der Standort der Kunsthalle ist schließlich ein sehr zentraler Punkt in Mannheim, eine der schönen Ecken: Neben historischen Gebäuden, wie Wasserturm und Rosengarten, steht bald der moderne Neubau. Oberbürgemeister Dr. Peter Kurz meinte heute beim Richtfest:
Die Stadt ist im Wandel – zahlreiche Projekte, wie die Plankensanierung werden folgen.
OB Kurz sieht den Neubau der Kunsthalle als einen Meilenstein für die Stadt Mannheim und die Region. Er freue sich auf die Eröffnung:
Hier entsteht Großes. Das, was wir uns gemeinsam erhofft haben.
Begeisterung zu spüren
Und was hat der Neubau zu bieten? 13 Galerien. Zahlreiche Brücken, Terrassen und Treppen. Eine Nutzfläche von knapp zwei Fußballfeldern (13.000 Quadratmeter). Einen riesigen Raum, das mit einem Glasdach überspannte Tageslicht-Atrium von 21 Metern Höhe.
Dipl-Ing. Nikolaus Goetze spricht begeistert von einer „Fassade wie ein Metallkleid. Handwerklich geknüpft wie ein Teppich“ und einem „Atmen von Innen nach Außen“
Dieses Museum wird über die Stadt hinaus ein absolutes Highlight werden.
Der Streit ist zunächst vorbei – wie die Bürger mit der fertigen Kunsthalle umgehen werden, wird die Zukunft zeigen.