Rhein-Neckar, 01. August 2022. (red/pro) “Kulturelle Aneignung”? Gehts noch? Haben die Leute in den Redaktionsstuben oder woanders eigentlich noch alle Tassen im Schrank? Was ist das für ein Wahnsinnsdebatte angesichts echter Probleme von Menschen, die möglichweise bald nicht mehr nur ein wenig für die Demokratie in der Ukraine frieren wollen, sondern müssen? Wie bekloppt soll das in unserer dekadenten Debatte noch werden? Hört auf! Besinnt Euch! Alle Kulturen haben sich immer angeeignet. Wollen wir alle Kulturen auf den “Ausgangspunkt” bringen?
Kommentar: Hardy Prothmann
Ich lade Sie zum Mitmachen ein.
Gestatten. Mein Name ist Hardy Prothmann. Mein Vater kam aus Rostock und ist in Lüneburg aufgewachsen.
Meine Mutter kam aus Dresden und ist in Hannover aufgewachsen.
Gemacht wurde ich in Köln, wo die beiden sich kennengelernt haben.
Geschlüpft bin ich in Ludwigshafen. Die ersten Jahre in Limburgerhof aufgewachsen, dann Hochdorf-Assenheim, dann Frankenthal.
Dann führten mich meine Wege nach Frankreich und Italien.
Ich haben viele Kulturen kennengelernt und sie mir angeeignet. Und das soll nun ein moralischer Straftatbestand sein?
Wie bekloppt soll das alles noch werden?
Die für mich beste Küche der Welt ist die italienische. Wegen kultureller Aneignung. Rückgeführt auf das römische Reich, die wiederum auf andere Reiche zurückzuführen sind und ich weiß nicht, wo das alles seinen Anfang nahm, aber die Perser haben da viel Anteil dran und wenn ich eine der besten Küchen dieser Welt namentlich benennen sollte, würde ich sagen, dass ist “Dishoom”, ein Restaurant-Unternehmen von Persern, die nach Indien ausgewandert sind und ihre Küche mit der indischen verknüpft haben.
Die italienische Küche ist trotzdem besser, weil frischer. Sorry, “Dishoom”, ihr seid Spitzenklasse, aber halt anders traditionell. Ich liebe Euch.
Wenn ich von “kultureller Aneignung” lese, wird mir kotzübel. Was zur verdammten Hölle habe ich falsch gemacht. Ich hatte Latein und Griechisch in der Schule. Das galt mal was.
Ich spreche leidlich englisch, französisch, italienisch, ein wenig spanisch. Alles kulturell angeeignet?
Ich war in meiner Jugend einer der ersten, der Cowboy-Stiefel hatte. Kulturelle Aneignung?
Ich bin, völlig von den Beatles sozialisiert, die sich was angeeignet hatten, schnell zum Jazz gekommen. Alles kulturell angeeignet?
Ich liebe Klezmer? Darf ich den nicht lieben, weil ich als Deutscher niemals jiddische Musik liegen darf? Weil nazi-kulturell angeeignet?
Ich werde langsam gaga in einer Welt, in der mir völlige Hohlköpfe ohne jegliche Kultur und Bildung vorschreiben wollen, wie Nazis, was ich zu mögen habe und was nicht.
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Wie geht der Text weiter?
Nach “Zahlungseingang” so oder so? Das können Sie vergessen. Der Text wird der sein, den ich schreibe. Mit oder ohne Zahlungseingang.
Tatsächlich lasse ich mich gerne für Inhalte bezahlen. Wenn das nicht der Fall ist, schreibe ich nicht mehr.
Sie erfahren nichts mehr von mir.
Es gibt Leute, die fänden das ganz arg toll.
Schaun mer mal, ob ich motiviert bleibe, in die Tasten zu hauen.
Ich schreibe gerne. Weiter. Für andere.
Aber sicher nicht für lau.
Ist so.
Der Text wird fortgesetzt – hinter der “Bezahlschranke”, die nicht wirklich viel kostet. “Wenigstens” sechs Euro hat jeder mit Verstand in der Tasche und zahlt das gerne. Wenn nicht, dann lasse ich es halt irgendwann bleiben und wünschen allen “viel Spaß”.