Rhein-Neckar, 01. August 2013. (red/pm) Eine südkoreanische Studie, die jetzt im Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism veröffentlicht wurde, ergab, dass jede zweite Frau, die während der Schwangerschaft vorübergehend Diabetes entwickelt, innerhalb von acht Jahren nach der Entbindung dauerhaft an Diabetes Typ 2 erkrankt. Der Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft Dr. med. Erhard Siegel empfiehlt eine erste Blutglukosemessung sechs bis zwölf Wochen nach der Geburt.
Information der St. Josefskrankenhaus Heidelberg GmbH:
„Jede zweite Frau, die während der Schwangerschaft vorübergehend Diabetes entwickelt, erkrankt nach der Entbindung innerhalb von acht Jahren dauerhaft an Diabetes Typ 2. Dies ist das Ergebnis einer südkoreanischen Studie, die jetzt im Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism veröffentlicht wurde.
„Die Studie bestätigt Erkenntnisse, die wir auch in deutschen Studien gewinnen“, erklärt Privatdozent Dr. med. Erhard Siegel, Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und Chefarzt am Heidelberger St. Josefskrankenhaus. Deshalb rät er Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes, auch Gestationsdiabetes genannt, vorbeugend zur Ernährungsumstellung, zu dreimonatigem Stillen und zu regelmäßigen Blutglukosetests nach der Geburt. Mit diesen Maßnahmen lässt sich der Ausbruch eines Typ-2-Diabetes in vielen Fällen verhindern oder verzögern.
In der südkoreanischen Studie wurden 843 Frauen nach einem Gestationsdiabetes regelmäßig untersucht. Die Langzeituntersuchung ergab, dass jede zweite Frau innerhalb von acht Jahren nach der Entbindung an einem Typ-2-Diabetes erkrankte.
Bei 12,5 Prozent waren die Blutzuckerwerte sogar schon bei der ersten Nachuntersuchung nach zwei Monaten erhöht. Diese „early converter“ hatten häufig eine bestimmte Genvariante, welche die Anfälligkeit für den Typ-2-Diabetes steigert. Bei den Frauen, die später einen Typ-2-Diabetes entwickelten („late converter“), lag oft eine andere Gen-Variante vor. „Auch hier sehen wir Studien bestätigt, die auf eine erbliche Veranlagung für einen Typ-2-Diabetes hinweisen“, erklärt Siegel.
Eine ähnliche Studie wie in Südkorea führt derzeit auch das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung (DZD) in Tübingen, München und Düsseldorf durch. Die „Deutsche Gestationsdiabetes Studie (PREG)“ beobachtet eine Gruppe von Frauen in der Schwangerschaft und bis zu zehn Jahre nach der Geburt ihrer Kinder. In Deutschland tritt bei vier Prozent aller Schwangeren ein Gestationsdiabetes auf. Von diesen Frauen entwickelt jede zweite innerhalb von zehn Jahren nach der Entbindung einen Typ-2-Diabetes, obwohl sich ihr Blutzuckerspiegel nach der Entbindung zunächst wieder normalisiert hat.
Im Unterschied zur südkoreanischen Studie nehmen auch Frauen ohne Gestationsdiabetes an der PREG-Studie teil, die aufgrund ihres persönlichen Risikoprofils nach der Schwangerschaft ebenfalls an einem Diabetes erkranken könnten. „Wir erhoffen uns von dieser Studie, das Erkrankungsrisiko in Zukunft besser abschätzen und individualisierte Präventionsmaßnahmen anbieten zu können“, erläutert Siegel.
Dennoch sei der Typ-2-Diabetes kein unabwendbares Schicksal. Frauen mit Gestationsdiabetes, die ihr Kind stillen, haben auf lange Sicht ein um 40 Prozent verringertes Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken. US-Studien zeigen, dass Ernährungsumstellung und Gewichtsreduktion das Risiko für Typ-2-Diabetes zudem halbieren können. Unbedingt zu empfehlen ist eine regelmäßige Kontrolle des Glukosestoffwechsels nach der Entbindung, auch wenn sich die Blutzuckerwerte zunächst wieder normalisiert haben.
„Wir empfehlen eine erste Blutglukosemessung sechs bis zwölf Wochen nach der Geburt“, sagt DDG-Präsident Siegel. Sind die Blutzuckerwerte unauffällig, sollten die Messungen alle zwei bis drei Jahre wiederholt werden.“