Mannheim/Rhein-Neckar, 01. April 2014. (red) Nach Recherchen des Rheinneckarblog.de gibt es ab heute einen Einsatz der Bundeswehr “im Innern”. Experten des Sanitätsdiensts der Bundeswehr sind als zivile Kammerjäger getarnt, um rund 1,4 Millionen Ratten zu bekämpfen, die eine akute Bedrohung für die Bevölkerung darstellen. Erst vor zwei Wochen wurde ein Liebespaar im Hafen von Ratten angegriffen, als sie sich ein romantisches Plätzchen am Wasser suchen wollten. 64 Bisswunden trug das Pärchen davon – mittlerweile sind sie außer Lebensgefahr. Mindestens 40 Ratten haben gezielt angegriffen – manche sollen so groß wie Katzen gewesen sein.
Von Helle Sema
Klaus Ebler, Leiter “Fachbereich Sicherheit und Ordnung”, gesteht: “Wir beobachten die Rattenplage schon lange. Das günstige Klima hat zu einer bedrohlichen Explosion der Population geführt.”
Darauf war niemand vorbereitet. Noch Anfang 2011 wurde die Zahl der Ratten auf rund 300.000 Tiere in Mannheim geschätzt. Doch jetzt geht man von mindestens 1,4 Millionen Tieren aus.
“In Mannheim sind zudem vermehrt Riesenratten aufgetaucht – anscheinend hat es eine Kreuzung zwischen der einheimischen Ratte und einer Rattenart aus Indonesien gegeben”, sagt Professor Theodor Upton Ivory, Leiter des privaten Rat Research Institutes (RRI) in London, der als Berater des Robert-Bosch-Instituts in Berlin von der Stadt Mannheim angeworben worden ist. Ivory warnt seit Jahren vor grassierenden Rattenplagen – ausgerechnet die Situation in Mannheim scheint dem nicht unumstrittenen Forscher recht zu geben.
Ratten sind extrem vermehrungsfähig. Manche Arten schaffen es auf 12 Würfe mit bis zu 22 Jungtieren im Jahr. Eine einzige Mutterratte bringt es also auf über 250 Nachkommen.
Seucheneinheit der Bundeswehr im Einsatz
“Wenn nur die Hälfte der Jungtiere überlebt, kommt es zur Explosion der Population”, sagt Ivory. Über die Hälfte der Mannheimer Ratten seien Weibchen, also 150.000. Mal den Faktor zehn (Hälfte der Jungraten pro Wurf) bedeutet also 1,5 Millionen neue Ratten in nur einem Jahr.
“Tatsächlich dürften es weniger Tiere sein, denn die müssen ja fressen, aber der Faktor 8-9 ist realistisch”, sagt Ivory.
In den vergangenen Monaten waren Kornspeicher im Hafen das Ziel der Ratten. Die Polizei ging zunächst von Diebstählen aus, weil innerhalb weniger Tage mehrere Hunderte Kilo in den Silos fehlten. Erst später habe man “auffällige” Öffnungen entdeckt. Löcher in den Silos, die “hineingenagt” worden seien, so ein Polizeisprecher. Das habe man sich zunächst nicht erklären können. Nach dem erst jetzt bekannt gewordenen Angriff auf die jungen Studenten untersuchte man die Lage: “Die Kanäle sind voll mit den Viechern.”
Die Seucheneinheit der Bundeswehr, kampferfahren gegen Ungeziefer in Afghanistan, ist dagegen überzeugt: “Hier finden gezielte Angriffe statt. Das ist echtes Problem.” Hauptfeldwebel Christian Krappe, “kampferprobt” gegen Sandflöhe, Skorpion und Schlangen am Hindukush, ist Einsatzkoordinator für rund 40 Soldaten, die nun militärisch gegen die Plage vorgehen: “Wir haben einen klaren Auftrag: Search and destroy.” Einsatzleiter ist Oberstleutnant Vladimir Pitun.
Eingesetzt werden chemische Kampfstoffe wie “klassische” Waffen: “Sofern wir Lager ausmachen, gehen wir mit Flammenwerfern vor.” Als wären sie “Ghostbusters” müssen die Männer ins Kanalsystem der Stadt hinabsteigen. Aus ihren “Feuerrohren” können sie bis zu fünf Minuten Flammen werfen, die rund 1.800 Grad Celsius heiß sind: “Die Ratten sind Kohle, bevor sie überhaupt an Flucht denken können”, sagt der Offizier.
Tierschutzbund interveniert – Klage angedroht
Was die Stadt gerne verschweigen möchte – auch der Deutsche Tierschutzbund hat sich eingeschaltet: “Was hier passiert, erinnert an einen Genozid. Das ist unmenschlich. Insbesondere gegen eine so intelligente Tierart wie die Ratte, die ein enorm feines Sozialverhalten aufweist.” Die Tierschützer fordern ein schonendes Verfahren: “Man kann, wenn man will, die Ratten auch fangen und wieder aussetzen. Insbesondere in den neuen Bundesländern gibt es viele Landstriche, wo die niemandem schaden.” Nach Auffassung der Tierschützer würden viele der Tiere Beute von Adlern und Bussarden werden – eben ein natürlicher Ausleseprozess. “Wir werden gegen den Genozid sonst klagen.”
Auf Nachfrage von Rheinneckarblog.de sind aber auch verschiedene Pharma-Unternehmen wie Beyer an den Ratten interessiert – auch an größeren Mengen: “Die Mutationen hätten wir im Labor nicht nachstellen können, schon gar nicht in der Masse. Wir nehmen gerne mehrere zehntausend Tiere ab, um Mannheim zu entlasten und der Forschung zu helfen”, sagte uns die Pressestelle.
Oberbürgermeister Dr. Peter Kurtz teilte auf Anfrage mit: “Ratten sind auch ein psychologisches Problem. Wir wollten den Einsatz unspektakulär gestalten, da insbesondere Buga-Gegner das Thema sicher politisch nutzen wollen würden.”
Er signalisierte auf Anfrage, dass man nun doch öffentlich werden müsse und bot von sich aus eine Bürgerbeteiligung an: “Ratten sind sehr soziale Wesen. Wir müssen aber gegen eine Plage einschreiten. Trotzdem gibt es sicherlich Möglichkeiten, einen Teil der Ratten zu retten. Beispielsweise über Patenschaften. Da werden wir die Bürger mitnehmen. Wir planen eine Planungsgruppe.”
“Rent-a-rat” als humane Lösung?
“Rent-a-rat” ist als Vorschlag für eine Initiative bereits im Gemeinderat nicht-öffentlich beraten worden, wie wir aus gut informierten Kreisen erfahren haben. 1,4 Millionen Euro wurden in den Haushalt dafür eingestellt.
Gerhard Fontane, Stadtrat der Grünen, ist damit überhaupt nicht einverstanden: “Ratten sind Kulturfolger des Menschen. Wir brauchen zunächst eine Aufarbeitung und mehr Informationen, um die Hintergründe zu verstehen. Deswegen laden wir zu einer Fahrradtour durch den Hafen ein und zeigen hinterher im Cinema Quadrat “Ratatouille” mit anschließender Podiumsdiskussion: Der Mensch und die Ratte – was wir voneinander lernen können.”
SPD und CDU wollten sich auf Anfrage nicht äußern.
Nach unseren Informationen will die Bundeswehr in einer ersten Welle rund 400.000 Tiere eliminiert. Warum man sich den ersten April für den Start der Mission “Overkill” ausgesucht hat? “Viele halten das vielleicht für einen Aprilscherz”, sagt Oberstleutnant Vladimir Pitun. “Manchmal ist es gut, wenn die Leute lachen, ohne zu wissen, wie ernst die Lage ist.”