Mannheim, 03. Dezember 2014 (red/cb) Die evangelischen Jugendkrichen aus Mannheim und Ludwigshafen organisieren schon seit mehreren Jahren die sogenannte Kindervesperkirche und helfen damit Kindern aus ganz Mannheim. Am Donnerstag, dem 27. November, veranstalteten sie zusammen eine Aktion auf der Konrad-Adenauer Brücke, bei der sie gemeinsam sangen, Brot teilten und auf ihr Projekt mit großen Bannern aufmerksam machten.
Von Carolin Beez
Die Erwartungen der Besucher wurden bei der Brückenaktion der Kindervesperkirche wohl nicht ganz getroffen.
Wir dachten die Brücke wird gesperrt und es gibt hier eine große Aktion mit vielen Kindern
sagte einer der Besucher. Die vielen Menschen blieben leider aus.
Wir versuchen so unsere Kinder zu schützen. Armut ist noch immer ein Makel in unserer Gesellschaft. Dann wollen wir es keinem Kind zumuten, dass es wegen einer solchen Aktion in der Schule oder auf der Straße komisch angeschaut wird.
erklärt Bernd Brucksch, Stadtjugendpfarrer der Jugendkirche Mannheim-Waldhof. Doch auch die rund dreißig Menschen, die sich auf dem Gehweg der Brücke versammelt hatten, würden ausreichen, um für das Projekt zu werben. Einige Autos hupten und fuhren langsamer um die Sprüche auf den Plakaten am Straßenrand lesen zu können.
8.000 Kinder in Mannheim an der Armutsgrenze
Zum siebten Mal veranstaltet die Jugendkirche Mannheim-Waldhof das Projekt in diesem Jahr. Unter dem Motto „Armut grenzt aus – Gemeinschaft stärkt“ bieten sie hier vielen Kindern ein Tagesprogramm und informieren über Armut in unserer Gesellschaft.
Alle Hauptamtlichen helfen hier mit, jeder hat seine Aufgabe. Aber wir werden auch von einer ganzen Menge an ehrenamtlichen Helfern unterstützt, ansonsten könnte das gar nicht so stattfinden.
sagt Ruth Würfel, Bezirksreferentin in der Jugendkirche Mannheim-Waldhof. In den ersten Jahren sei es noch sehr chaotisch und stressig gewesen, mittlerweile habe sich das Team der Kindervesperkirche gut eingespielt und Struktur in das Konzept gebracht.
Laut dem Flyer, der zur Kindervesperkirche einlädt, leben allein in Mannheim bis zu 8.000 Kinder an der Armutsgrenze. Sie hätten dadurch schlechtere Bildungschancen, würden als Außenseiter abgestempelt und so den Anschluss verlieren.
Ein buntes Programm und warmes Mittagessen
Aus ganz Mannheim sind die Schüler und Schülerinnen eingeladen daran teilzunehmen – unabhängig von Schulart, Konfession, Religion oder Herkunft. Insgesamt rechnet man mit rund 1.200 Kindern.
Die Jugendkirche bietet in Zusammenarbeit mit der Helene-Lange Schule ein Bastel- und Spielprogramm am Nachmittag, an dem die Kinder nach dem warmen Mittagessen teilnehmen können.
Das alles ist kostenlos und wird über Spenden von Unternehmen oder Privatpersonen ermöglicht. Einer der Sponsoren ist „Adler helfen Menschen e.V.“.
Eine Initiative von Udo Scholz, Stadionsprecher der Adler-Mannheim. Von ihr wird die Jugendkirche seit mehreren Jahren auch schon in anderen Bereichen unterstützt.
Ein Benefizkonzert als Höhepunkt
Ein Höhepunkt der zwei Wochen wird das Benefizkonzert am 13. Dezember (Jugendkirche, 20 Uhr) sein. Dabei ist das Capitol Esemble „All4Music“ und „Cris Cosmo“ zu Gast. Auch die Eltern, Großeltern und Freunde der Kinder sind hierzu eingeladen.
Durch den Erfolg der letzten Jahre wurde das Projekt nun auch von der protestantischen Jugendkirche in Ludwigshafen aufgeschnappt. Die Kindervesperkirche wird hier dieses Jahr zum dritten Mal angeboten. Man rechne mit rund 250 Kindern, sagt Kerstin Bartels, die Jugendpfarrerin der Stadt Ludwigshafen .
Daher auch die Idee für eine gemeinsame Aktion auf der Konrad-Adenauer-Brücke.
Die Brücke ist eben nicht das einzige, was unsere Städte miteinander verbindet,
sagt Bernd Brucksch. Die beiden Jugendkirchen arbeiten eng miteinander zusammen und gestalten ihr Programm ähnlich. In der Vorbereitung hätten die Verantwortlichen oft telefoniert und unzählige Emails geschrieben, bis die Planung fertig war, sagt er weiter.
In Ludwigshafen begann die Kindervesperkirche bereits am Montag, den 17. November und endete am 21. November mit einem großen Familienfest. Die Kinder kamen dabei von der Albert-Schweizer Grundschule – egal aus welcher Klassenstufe.
Wir erleben einen großen Zulauf an Kindern und werden diese Aktion wohl auch in Zukunft weiter betreiben, obwohl wir es schade finden, dass es so etwas überhaupt geben muss.
sagt Kerstin Bartels.
Am 20. November beinhaltete das Programm außerdem einen Vortrag zum Thema „Armut in einem reichen Land“ mit Prof. Dr. Christoph Butterwegge (Politikwissenschaftler an der Uni Köln).
Das Thema sollte sein, wie man Armut richtig entgegenwirken kann. Denn auch wenn über dieses Thema viel gesprochen würde, werde der Abstand zwischen Arm und Reich doch immer größer.
Klein, kurz, knackig
Als auf der Konrad-Adenauer Brücke gesungen und das Brot an einem provisorisch erreichteten Altar gebrochen wurde, war die Aktion beendet. Die Besucher hatten die Möglichekit sich mit den Verantwortlichen auszutauschen und sich darüber zu informieren.
Alles in allem eine kleine und kurze, aber knackige Aktion, die auf ein wichtiges Thema und eine gute Veranstaltung der Jugendkirche hinweist.
Transparenz: Unser Autorin ist in verschiedenen Funktionen in der Jugendkirche aktiv.