Rhein-Neckar, 01. Dezember 2012. (red/ae) Heute ist Welt-AIDS-Tag. Zu diesem Anlass hat das Robert-Koch-Institut neue Zahlen zu HIV-Infektionen veröffentlicht – mit alarmierenden Ergebnissen. Seit Mitte der 1990er-Jahre steigt die Zahl der HIV-Infizierten kontinuierlich, bis sie 2012 einen neuen Rekordhöchststand erreicht. Schätzungsweise tragen bereits 78.000 Menschen in Deutschland das Humane Immundefizienz-Virus (HIV).
Von Alina Eisenhardt
„Leute, seid vorsichtig – Sex ist schön, aber AIDS ist grausam“, sagt der Sänger Adriano Celentano. Jeder musss heutzutage wissen, was der gefährliche AIDS-Erreger ist, doch nur wenige fühlen sich betroffen. “Das Schicksal wird mich sicherlich verschonen” denken sich viele. “Doch gerade dieser Leichtsinn begünstigt Neuinfektionen”, weiß Osamah Hamouda, Epidemiologe vom Robert-Koch-Institut (RKI).
Jeder kann von AIDS (Acquired Immune Deficiency Syndrome=erworbenes Immundefektsyndrom) betroffen sein. Das beweisen auch die neusten Zahlen des RKI: Demnach sind insgesamt 0,1 Prozent in Deutschland, also 78.000 Menschen, infiziert. Davon wissen 14.000 Menschen vermutlich nichts von ihrer Krankheit.
Infektionswege
Die häufigsten Infektionswege von HIV sind homosexuelle Kontakte zwischen Männern, sowie heterosexueller Kontakt und Drogenmissbrauch. Auch die Zunahme der Infektionen von anderen sexuell übertragbaren Krankheiten wie Syphilis sind eine Ursache für die steigenden Infektionszahlen von HIV, da sie den Körper schwächen. Somit infiziert man sich nicht nur schneller mit den HI-Viren, sondern erhöht auch die HIV-Infektiosität, das heißt, man gibt die Erreger auch leichter weiter.
Bei den Forschungsergebnissen des Robert-Koch-Instituts handelt es sich lediglich um Messungen, die durch sogenannte Surveillance-Instrumente gemessen werden. Da die Instrumente nur einen begrenzten Ausschnitt der Epidemie liefern, werden zusätzlich regelmäßige Schätzungen zum Verlauf der HIV-Epidemie erstellt. Die Experten verweisen deshalb auf Ungenauigkeiten durch eine sinkende Reliabilität.
Länger leben mit AIDS
Der Höchststand der HIV-Infizierten lässt sich also unter anderem auf „statistische Gründe“ zurückführen. Zwar ist AIDS noch nicht heilbar, doch immer mehr hochwirksame Therapien ermöglichen, dass bei rechtzeitiger Erkennung immer weniger Menschen an einer HIV-Infektion und deren Folgen sterben.
Trotz des zunehmenden Wissens über AIDS, dem wachsenden Angebot an Therapie- und Schutzmöglichkeiten schätzt man 2012 die Zahl der Neuinfektionen in Deutschland auf 3.400 Menschen. Das sind 100 Menschen mehr als noch im Vorjahr und beweist, dass “die Anstrengungen zur Vermeidung von Infektionen weiterhin hohe Priorität und ausreichende Finanzierung erfordern“, so der RKI-Präsident Reinhard Burger.
Der Anstieg der HIV-Neuinfektionen lässt sich aber nicht auf zunehmenden intravenösen Drogenmissbrauch oder sexuelle Kontakte, sondern auch auf ein verändertes Schutzverhalten zurückführen, beispielsweise den Rückgang der Verwendung von Kondomen. Deswegen heißt es am Welt-AIDS-Tag wieder: Safety First – Gib AIDS keine Chance.