Weinheim, 31. August 2015. (red/pm) Die Weinheimer Notwasserversorgung deckt bis zu 80 Prozent des Spitzenbedarfs ab. Das Notwasserwerk an der Viernheimer Straße verfügt über fünf Brunnen und kann einspringen, indem es Wasser direkt ins Wasserverteilnetz speist.
Information der Stadt Weinheim:
“An Situationen, die unsere Trinkwasserversorgung zusammenbrechen lassen könnte, denken Bürger hierzulande kaum. Zu selbstverständlich nehmen wir die Tatsache, dass bei uns in der Regel immer sauberes Trinkwasser aus dem Hahn kommt und dieses auch in ausreichender Menge zur Verfügung steht.
Doch was passiert, wenn doch einmal der Ernstfall eintritt? Wie sieht die Situation dann in Weinheim aus? Soviel vorweg: Weinheim ist für die Not komfortabler ausgestattet als beispielsweise Stuttgart. Es hat ein Notwasserwerk an der Viernheimer Straße mit fünf Brunnen, das einspringen und Wasser direkt ins Wasserverteilnetz speisen kann. Stuttgart dagegen verfügt über dezentrale Notbrunnen, von denen sich die Bevölkerung ihre Wasserration holen muss.
Fürs Überleben notwendig
Wasser ist eines der elementarsten Güter zum Überleben. 15 Liter gelten als Notration pro Person und Tag. 2,5 Liter braucht ein Mensch davon zur Zubereitung von Lebensmitteln und zum Trinken. Deshalb unterhalten Städte in Deutschland zur Not-Versorgung ihrer Einwohner mit dem lebensnotwendigen Nass sogenannte Notbrunnen. Aus ihnen kann mit mechanischen Pumpen Wasser gefördert werden.
So ist die Notwasserversorgung auch in Stuttgart geregelt. Die Landeshauptstadt betreibt 34 einzelne Notbrunnen, die über das Stadtgebiet verteilt sind. Für keinen Bürger soll es weiter als 2.500 Meter bis zum nächsten Brunnen sein.
Weinheim dagegen betreibt ein Notwasserwerk an der Viernheimer Straße. Dieses fördert Wasser über vier Brunnen auf dem Gelände des städtischen Betriebshofs und über einen, der auf dem Gelände des Kreispflegeheims gebohrt ist. Alle Anlagen werden jährlich gewartet und getestet. Die Wasserqualität wird regelmäßig geprüft. Sie erfüllt die Anforderungen der Trinkwasserverordnung.
Mit den Fördermengen aus den Notbrunnen können 80 Prozent des heutigen Spitzenverbrauchs gedeckt werden. „Damit sind wir in Weinheim in einer privilegierten Situation“, sagt Peter Krämer, Geschäftsführer der Stadtwerke Weinheim, die auch für die Trinkwasserversorgung Weinheims verantwortlich sind.
Zudem können die Brunnen des Notwasserwerks direkt in das Wasserverteilnetz der Stadt einspeisen. „Dazu müssen lediglich Schieber geöffnet werden“, erklärt Peter Krämer. Der große Vorteil: Im Notfall kann die Wasserverteilung in Weinheim über das vorhandene Leitungssystem erfolgen – ohne logistischen Mehraufwand für Bürger und Wasserversorger.
Auf der sicheren Seite
Es gibt in Weinheim zwei Szenarien, bei denen eine Notwassereinspeisung von Relevanz ist: bei Wasserverunreinigungen in den Grundwasserleitern des Wasserwerks Hemsbach oder bei einer längerfristigen Störung der Transportleitung von dort. Denn die Stadtwerke Weinheim beziehen ihr Trinkwasser zur Versorgung von Kernstadt und Ortsteilen vom Wasserwerk Hemsbach über eine 6,8 Kilometer lange Transportleitung. Diese mündet in eine Übergabestation in der Viernheimer Straße, ganz in der Nähe des Notwasserwerks.
Von dort werden bis zu 12.000 Kubikmeter Wasser pro Tag in das Wasserleitungsnetz verteilt. Auch die Gemeinde Gorxheimertal, Teile des Eichelbergverbandes und bei Bedarf ebenso Teile der Kommunen Birkenau und Hirschberg beliefern die Stadtwerke Weinheim über dieses Nadelöhr.
30 – 60 Stunden für den Notfall
Ende vergangenen Jahres ist es zu einer ersten Leckage an der Hauptleitung gekommen. „Nach 47 Jahren Betriebszeit ist das nicht auszuschließen“, erklärt Peter Krämer dazu und fügt beruhigend hinzu: „Wenn unsere Hochbehälter gefüllt sind, können wir je nach Verbrauch 30 bis 60 Stunden überbrücken.“ In dieser Zeit könne viel repariert werden.
„Dennoch bin ich sehr froh, dass Weinheim ein Notwasserwerk dieser Dimension hat. Damit sind wir auf der sicheren Seite“, betont der Stadtwerke-Chef. Wie fragil und empfindsam unsere Trinkwasserversorgung mancherorts jedoch ist, wird derzeit am Beispiel der mittelbadischen Stadt Rastatt und Umgebung klar. Dort nämlich ist das Grundwasser, das zur Trinkwasserversorgung dient, seit geraumer Zeit an etlichen Brunnen mit perfluorierten Chemikalien (PFC) verunreinigt.
Es gibt Wasserwerke, die deshalb außer Betrieb genommen werden mussten. Um die Trinkwasserversorgung langfristig sicherstellen zu können, verbinden dort jetzt zwei örtliche Wasserversorger ihre Wasserwerke. Dazu bauen sie mehrere neue Transportleitungen. Über die neuen Verbindungen können sie sich dann im Notfall gegenseitig aushelfen. Für Weinheim sind dank des Notwasserwerks so aufwendige Präventionsmaßnahmen nicht erforderlich.