Mannheim/Rhein-Neckar, 30. April 2014. (red/ms) Gerade läuft der Prozess gegen Emil S.: Der Angeklagte soll die litauische Studentin Gabriele Z. sexuell missbraucht und ermordet haben. Außerdem werden ihm zwei gewaltsame Übergriffe auf Frauen vorgeworfen, bei denen er Handtaschen gestohlen haben soll. Emil S. ist schon mehrfach strafrechtlich auffällig geworden: In seiner Heimat Bulgarien saß er schon fast 17 Jahre im Gefängnis. Die Vergehen wegen derer er verurteilt wurde, haben eine auffällige Ähnlichkeit mit dem, was ihm aktuell zur Last gelegt wird.
Von Minh Schredle
Der Angeklagte Emil S. wurde 1993 von einem Militärgericht zu einer Haftstrafe verurteilt. Weswegen wurde im aktuellen Prozess nicht erwähnt. Damals wurde er bis 1998 einesperrt. Vier Jahre, neun Monate und sieben Tage. Das sind gut zwei Jahre mehr als er eigentlich hätte verbüßen müssen.
Wie das sein konnte, weiß keiner so recht. Eine Erklärung gibt es nicht. Aus den Akten geht nicht hervor, ob er jemals eine Entschädigung dafür erhalten hat. Der Angeklagte will sich dazu nicht äußern. Sicher ist nur, dass die Tage, die er zu viel im Gefängnis saß, mit keiner späteren Haftstrafe verrechnet wurden.
Nicht einmal ein Jahr auf freiem Fuß
Im April 1999 beging Emil S. binnen kürzester Zeit zwei weitere Verbrechen. Sie haben eine auffällige Ähnlichkeit mit dem, was ihm im aktuellen Prozess zur Last gelegt wird: Am 20. April und am 22. April überfiel er zwei Frauen. Er näherte sich von hinten und packte sie am Nacken.
Er stahl den Opfern ihre Handtaschen – auch bei den aktuellen Übergriffen gegen die Frau aus Speyer und die Mädchen aus Grünstadt wurden Handtaschen entwendet.
Bei seinen Angriffen in Bulgarien muss Emil S. mit brutaler Gewalt vorgegangen sein. In einen Fall stahl er Gegenstände und Geld mit einem Gesamtwert von etwa 136 Leva, in dem anderen gut 40 Leva.
15 Jahre Haft für nicht mal 100 Euro
Ein Leva entsprich nach aktuellem Stand etwa 51 Cent. Die bulgarische Dolmetscherin des Angeklagten gibt an, dass es 1999 noch weniger gewesen sein soll, nur ein bisschen mehr als 50 Pfennig.
Bei seinen Überfällen erbeutete er also umgerechnet nicht einmal 50 Euro. Das Gericht verurteilte ihn wegen einer schweren Rückfalltat, gefährlicher Körperverletzung und Diebstahls in zwei Fällen zu Haftstrafen von jeweils sechs Jahren, die getrennt von einander verbüßt werden mussten.
Da er nach der Beurteilung der Richer “eine Bedrohung für die Allgemeinheit” darstellt, wurde ein strenger Strafvollzug angeordnet. Emil S. ist erst seit 2011 wieder auf freiem Fuß.
Halbes Leben hinter Gittern?
Heute ist der Angeklagte 41 Jahre alt – fast 17 Jahre saß er davon schon im Gefängnis – nun droht ihm eine lebenslange Haftstrafe.
Groß zu kümmern, scheint ihn dieser Umstand nicht. Seit dem ersten Verhandlungstag zeigte er kaum Emotionen. Manchmal griff er sich mit den Händen an den Kopf. Aber meistens starrt er vollkommen ausdruckslos zu Boden, ganz so als würde ihn all das nicht berühren.