Rhein-Neckar, 28. Januar 2016. (red/cr) In den vergangenen Wochen hat sich das Sicherheitsgefühl deutlich verschlechtert. Auch durch Postings in sozialen Medien. Dort kursieren “Meldungen” wie die über falsche Feuerwehrmänner, vergiftete Visitenkarten und einen Kinderansprecher in Lingenfeld. Man will seine Freunde warnen – und verbreitet unreflektiert Meldungen, die oft einen geringen bis gar keinen Wahrheitsgehalt haben und eher für Panik als für Sicherheit sorgen.
Von Christin Rudolph
Seit den Vorfällen in der Silvesternacht in Köln und anderen deutschen Städten hat sich das Sicherheitsgefühl in Deutschland verändert – ins Negative.
Obwohl sich nach Angaben des Polizeipräsidiums Rheinpfalz objektiv die Sicherheitslage nicht verschlechtert hat, ist das subjektive Empfinden stark beeinträchtigt.
Die Folgen beschäftigen auch die Polizei. Denn vor allem in sozialen Netzwerken werden “Warnungen”, die oft jeder Grundlage entbehren, aktuell geradezu hysterisch verbreitet.
Die “Nachrichten” werden unreflektiert gepostet, geliked, geteilt… Dahinter steckt meist keine böse Absicht. Man macht sich halt Sorgen. Man will seine Freunde, die Community warnen und vor Schaden bewahren. In rasanter Geschwindigkeit verbreiten sich somit Informationen, die die Bevölkerung verunsichern und verängstigen.
Wir (Anm. d. Red.: Wer auch immer „wir“ genau sein soll…) wurden soeben informiert, dass in Ort XY vermehrt eine neue Betrugsmasche in Erscheinung tritt. Es klingeln angebliche Mitarbeiter der Feuerwehr an der Haustür und behaupten, sie müssten kontrolieren, ob auch die Rauchmelder installiert wären, die seit Januar Pflicht sein sollen. Wie Sie sich sicherlich denken können, handelt es sich hierbei natürlich nicht um Mitarbeiter der Feuerwehr, sondern um reine Betrüger, die sich Zugang zu den Wohnungen verschaffen wollen… Passt auf!!!
Unserer Recherche ergab, dass es nur vereinzelt Fälle dieser Art irgendwo in Deutschland gegeben hat. Eine neue Betrugsmasche? Pustkuchen.
Kurz darauf wurde von einem Mann berichtet, der einer Frau an einer Tankstelle eine mit Gift getränkte Visitenkarte ausgehändigt haben soll. Und wieder ging die Warnlawine los…
Selbst wenn ein wahrer Kern besteht – es wird aufgebauscht
Nun haben die Nachrichten ein Thema erreicht, dass allen sehr nahe geht – “Kinderansprecher”.
Gerade Nachrichten über Kinderansprecher verbreiten sich in den sozialen Netzwerken in Windeseile – immer wieder von neuem. Vor allem die Kommentare machen deutlich, wie groß die Sorge der Menschen ist. Das Beispiel Lingenfeld macht deutlich – die “Geschichte” wurde extrem ausgeschmückt, aufgebauscht und mit Vermutungen und Befürchtungen vermischt. Was bei dieser konkreten “Story” wirklich dran ist?
Die Polizeiinspektion Germersheim meldet lediglich:
Zu erheblicher Unruhe und Nachfragen bei der Polizei führte ein Eintrag in Facebook, wonach am Montag ein Kinderansprecher im Bereich der Kindertagesstätte unterwegs gewesen wäre. Ermittlungen ergaben, dass ein Mann aus einem PKW heraus einer Gruppe von Kindern eine beleidigende Geste zeigte und weiter gefahren war. Angesprochen hatte er die Kinder nicht. Nach dem circa 40 Jahre alten Mann, der in einem grünen Fahrzeug unterwegs war, wird gefahndet.
Daraus wird schnell eine Schreckgeschichte über einen Mann, der mit einem grünen Auto durch die Gegend fährt und Kinder entführt.
Wenn solche “Meldungen” erst einmal in Umlauf sind, ist es schwer für die Polizei, das Gerücht “einzufangen” und klarzustellen, was wirklich vorgefallen ist und was nicht.
Fragen Sie die Polizei
Daher bittet die Polizei dringend, nicht alle Nachrichten, die man auf Facebook, Twitter, Whatsapp und so weiter erhält zu verbreiten. Man solle den Inhalt der Nachricht prüfen, bevor man den Beitrag likt oder teilt. Wer ist der Verfasser der Nachricht? Kennt man die Person? Berichten seriöse Quellen ebenfalls oder nicht? Wenn man eine besorgniserregende Nachricht erhält, solle man sich an die Polizei wenden und den Sachverhalt hinterfragen.
Egal ob Polizeibeamter oder Polizeibeamtin im Bekanntenkreis, ein Polizist auf der Straße oder persönlich, telefonisch oder per E-Mail bei der nächsten Polizeidienststelle. Die Polizei nimmt Ängste ernst und ist stets ansprechbar.
Allgemeine Polizeimeldungen, aber auch Gefahrenmeldungen und Präventionshinweise veröffentlichen die Polizeipräsidien selbst in den entsprechenden Presseportalen (http://www.presseportal.de/blaulicht) und auf den Kurznachrichtendiensten Facebook oder Twitter.
Eine umfassende Liste sogenannter Hoax betreibt die Technische Universität Berlin im Internet: http://hoax-info.tubit.tu-berlin.de/hoax/hoaxlist.shtml
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