Rhein-Neckar, 27. Januar 2016. (red/ms) Es kommt offenbar doch zu einer “echten Elefantenrunde”: Am 10. März will der SWR nun ein TV-Duell mit Vertretern aller Parteien durchführen, die realistische Chancen auf den Einzug in den Landtag haben. Das sind in Rheinland-Pfalz CDU, SPD, Grüne, FDP, Die Linke – und auch die AfD. Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) wird allerdings nicht selbst an der Diskussionsrunde teilnehmen, sondern sich durch den SPD-Landesvorsitzenden Roger Lewentz vertreten lassen.
Kommentar: Minh Schredle
Der Eiertanz geht in die nächste Runde: Die AfD darf jetzt doch mitreden. Ebenso FDP und die Linke. Der SWR hat die Spielregeln abgeändert und lässt nun doch alle Parteien teilnehmen, die realistische Chancen auf Einzug in den Landtag Rheinland-Pfalz haben – und nicht nur die Parteien, die dort schon vertreten sind.
Einige Rückmeldungen über eine Teilnahme stünden noch aus, teilt der SWR mit. Klar ist allerdings: Ministerpräsidentin Malu Dreyer nimmt nicht persönlich teil, sondern lässt sich durch den SPD Landesvorsitzenden Roger Lewentz vertreten. Das bestätigt der SWR auf Rückfrage der Redaktion.
Wer macht das Programm nochmal?
Auch wenn noch Zusagen ausstehen – wie Pressesprecherin Anja Görzel mitteilt, rechne man fest damit, dass nun alle Parteien einen Vertreter schicken werden. Offenbar gibt sich der Sender auch damit zufrieden, wenn dieser Jemand nicht der Spitzenkandidat der jeweiligen Partei ist, solange eine Diskussion stattfinden kann.
Laut SWR-Intendant Peter Boudgoust werde durch die abermals veränderte Konzeption klar:
Der SWR macht das Programm, und niemand anders.
Was soll man nun davon halten? Offenbar hatte der SWR ja zunächst keine Probleme damit, auch eine eingeschränkte Elefantenrunde auszustrahlen. Das war dem Sender anscheinend sogar lieber, als diejenigen auszuladen, denen man jetzt vorwirft, inakzeptable Forderungen gestellt zu haben.
Und zu guter Letzt wäre es immer eine Option gewesen, das TV-Duell ganz abzusagen, wenn die Umstände unvereinbar mit den ethischen Ansichten sind.
Immer alles richtig gemacht?
Stattdessen freut sich der SWR, dass SPD und Grüne nach einem gewaltigen Shitstorm nun angeblich doch dem “Appell” des Senders gefolgt sind und schreibt in einer Pressemitteilung:
Die wichtigste Aufgabe des SWR war und ist es, die Menschen unabhängig und umfassend zu informieren und damit eine Basis zu schaffen, auf der sie sich eine eigene Meinung bilden können. (…) Der SWR muss in seiner Vorwahlberichterstattung Parteien entsprechend ihrer politischen Bedeutung abbilden. Diese politische Bedeutung bemisst sich an klar definierten Kriterien, beispielsweise den Ergebnissen vergangener Wahlen, der Vertretung in anderen Parlamenten, den Umfrageergebnissen und der Mitgliederzahl der Parteien. Diese Kriterien lagen von Anfang an und zu jeder Zeit allen Programmentscheidungen des SWR zugrunde.
Nachdem der Sender mehrmalig umgeschwenkt ist und gewillt war, drei Parteien mit Aussicht auf Einzug in den Landtag von der Diskussion auszuschließen, gehört eine gesunde Portion Selbstbewusstsein dazu, diese Zeilen zu veröffentlichen, ohne sich in Grund und Boden zu schämen.