Mannheim, 27. September 2016. (red/pm) Eine neue Ausstellung gibt vom 11. November 2016 bis zum 8. Januar 2017 einen Einblick in das Lebenswerk von Fritz Schwegler. Über elf Galerieräume erstreckt sich der Einblick in Schweglers Schaffen, beginnend am Löwenportal mit der Bronzeplastik “Olympischen Kunstläuferin”.
Information der Kunsthalle Mannheim:
“Mit einer Skulptur weist Fritz Schwegler den Weg: Noch bevor Besucher die Kunsthalle Mannheim betreten, werden sie am Löwenportal von der Olympischen Kunstläuferin (EN 2976) dynamisch in Empfang genommen. Mit der Bronzeplastik des Bildhauers und Poeten beginnt ein lebendiger Parcours durch den bildreichen Kosmos des Künstlers aus Breech, der sich über das Erdgeschoss, die Kuppelhalle und den Umgang im Obergeschoss des Jugendstilbaus der Kunsthalle Mannheim erstreckt. In elf Galerieräumen geben die Kuratorinnen Dr. Ulrike Lorenz und Stephanie Regenbrecht, M. A., vom 11. November 2016 bis zum 08. Januar 2017 einen retrospektiven Einblick in das Lebenswerk von Schwegler (1935–2014).
Erstmals zeigt die Ausstellung Arbeiten aus allen Schaffensphasen des Ausnahmekünstlers: vom bildhauerischen Frühwerk, in dem die Ausbildung als Schreiner und die Formensprache der Klassischen Moderne nachklingt, über die avantgardistische Konzept- und Performancephase der 1970er und 1980er Jahre bis hin zum vielgestaltigen plastischen Spätwerk ab 1990 mit Auszügen aus den 1000 Notwandlungsstücken und Wachsarbeiten.
Überraschen mag, dass Fritz Schwegler und seine Kunst bis heute nur Wenigen bekannt sind, hat er doch nicht nur 1972 an der documenta 5 und 1987 an der documenta 8 teilgenommen, sondern auch drei Jahrzehnte lang als Professor an der Düsseldorfer Kunstakademie heute bedeutende Künstler wie Thomas Schütte, Thomas Demand, Katharina Fritsch, Martin Honert, Thomas Huber u.v.a. geprägt. Für die Kunstgeschichte der Bundesrepublik beansprucht die Stringenz und Originalität der Werksystematik Fritz Schweglers eine singuläre, in ihrer Bedeutung bislang noch nicht erkannte Ausnahmeposition, die es auch international zu entdecken gilt.
Breites Schaffen
Schweglers radikale Vorstöße zur Erweiterung des Kunst- und Skulpturenbegriffs um transmedial-performative und sprachlich-poetische Dimensionen will die Kunsthalle Mannheim mit dieser Retrospektive und der ausführlichen Begleitpublikation sichern und die Grundlage für die künftige Rezeption legen.
Der zweibändige Katalog, der im Hatje Cantz Verlag erscheint und in Zusammenarbeit mit der Stiftung Fritz Schwegler + Hildegard Schöneck-Schwegler, vermittelt erstmalig einen umfassenden Überblick über das breite Schaffen von Fritz Schwegler als Bildhauer, Poet, Performancekünstler, Maler und Zeichner von den 1960er Jahren bis zu seinem Tod 2014. Texte von Kunstwissenschaftlern und Schriftstellern erkunden Werk- und Lebenswelt des baden-württembergischen Künstlers.
Herausgeberin Ulrike Lorenz wagt eine umfangreiche erste Chronik zum Gesamtwerk Schweglers. Peter Handke, Walter Grasskamp und Michael Krüger gehen in ihren persönlichen Beiträgen von Erinnerungen an den Freund und geschätzten Künstler aus. Heinz-Norbert Jocks führte 1997 ein ausführliches Interview mit dem Künstler er für das Kunstforum International, das als umfassendstes Selbstzeugnis Schweglers außerhalb seiner eigenen Schriften hier in überarbeiteter Form wieder abgedruckt wird.
Die Kunsthistorikerinnen Stephanie Regenbrecht und Karla Strelow setzen sich mit der Werksystematik und der Werkgruppe der Effeschiaden auseinander. Vom Philosophen Hannes Böhringer stammt ein poetischer Zugriff auf einen der Satzgegenstände. In einem Fotoessay gibt Barbara Klemm einen unmittelbaren Einblick in Schweglers Heimat rund um Breech am Fuß der Schwäbischen Alb. Er erscheint als eigenständiger Band.
Katalog: Ulrike Lorenz (Hg.): Fritz Schwegler. Kunsthalle Mannheim, Hatje Cantz 2016, 168 S., 376 Abb., ISBN 978-3-7757-4203-0, Verlagspreis: ca. 39,80 €, Museumsshop: 28,00 €”