Mannheim/Rhein-Neckar, 25. März 2015. (red/pro) Rund 500 Schüler der Uhlandschule werden evakuiert, 200 Personen im Jobcenter. Großeinsatz für Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste. Aber was war eigentlich los? Irgendwie nicht so richtig was. Wie nervös ist unsere Gesellschaft?
Von Hardy Prothmann
Morgen normaler Betrieb in Uhland-Schule und Jobcenter,
ist der erste Satz einer Pressemitteilung der Stadt Mannheim zu den Evakuierungen am heutigen Mittwoch. Klingt gut. “Normaler Betrieb”. Doch was war das heute? Der “normale Wahnsinn”?
Großeinsätze von Polizei, Feuerwehr und Rettungskräften
Zwei Großeinsätze von Polizei, Feuerwehr und Rettungskräften fanden statt. Es soll einen “Buttersäure-Anschlag” in der Uhlandschule (Neckarstadt) gegeben haben. Rund 500 Schüler wurden evakuiert. Und auch das Jobcenter an der Ifflandstraße wurde geräumt – dort stank es auch.
Die Ursache waren in beiden Fällen “Geruchsbelästigungen”. Beide Gebäude wurden “vorsorglich geräumt”. In beiden Fällen konnte die Feuerwehr “keine gesundheitsschädlichen Substanzen feststellen”.
Erst sollen 26 Kinder “Kopfschmerzen, Übelkeit und Atembeschwerden” haben, dann 70 und am späten Nachmittag schreibt die Stadt Mannheim in einer Pressemitteilung, es seien 90 Kinder gewesen. 11 Kinder wurden von den alarmierten Rettungskräften behandelt, drei davon wurden vorsorglich in das Universitätsklinikum Mannheim gebracht.
Hysterie als “Symptom”?
Und die Feuerwehr findet genau nichts?
Schulbürgermeisterin Dr. Ulrike Freundlieb lässt laut Pressemitteilung zitieren:
Schulräumungen erzeugen bei allen Beteiligten immer eine hohe Anspannung und Belastungssituation. Wir sind froh, dass es allen wieder besser geht und keine gesundheitsschädlichen Substanzen festgestellt worden sind.
Aha. Nur Kopf-Kino als Ursache? Wir hatten in der Region schon mehrere Fehlalarme, aber noch nie rund 20 Prozent der Betroffenen mit “Symptomen”. Was ist also heute anders gewesen?
Was hat eigentlich die Feuerwehr Ludwigshafen vor Ort gemacht – sind die Mannheimer Wehren nicht in der Lage einen “Nicht-Vorfall” ordentlich zu begleiten?
Wir bedanken uns bei allen Einsatzkräften für den sehr professionellen und schnellen Einsatz,
“sagte Erster Bürgermeister und Sicherheitsdezernent Christian Specht, der eine Einsatzbesprechung vor Ort leitete”, informiert die Stadt. Und:
Unser besonderer Dank gilt der Feuerwehr Ludwigshafen, die in kürzester Zeit ihren Einsatzleitwagen und einen Großraum-Rettungstransportwagen zur Einsatzstelle gebracht hat.
Was macht die DLRG vor Ort? Wurde bei einem “betroffenen” Kind auch nur ansatzweise irgendeine Beeinträchtigung festgestellt? Dazu informiert die Stadt genau gar nicht.
Der normale Wahnsinn Dienstbetrieb
Erst informieren die Verantwortlichen, “verstopfte Toiletten” hätten im Jobcenter einen “beißenden Geruch” erzeugt, der über die “Lüftungsanlage” im Gebäude verteilt worden sei. Dann heißt es von Seiten der Stadt Mannheim:
Kurz vorher, gegen 11.30 Uhr, ist auch im Jobcenter in der Ifflandstraße eine Geruchsbelästigung aufgetreten. Dort entstanden durch Chemikalien, die zur Reinigung von Toilettenrohren im Untergeschoss verwendet wurden, starke ‚stinkbombenähnliche‘ Gerüche.
Und weiter:
Das Jobcenter wurde vorsorglich geräumt und bleibt heute Nachmittag geschlossen. Vier Personen wurden vorsorglich in ein Krankenhaus eingeliefert. Nun werden die Rohre durch eine Fachfirma in Begleitung der Feuerwehr gespült und das Gebäude ausgelüftet, so dass morgen Vormittag wieder der normale Dienstbetrieb möglich sein wird.
Der “normale Dienstbetrieb” also.
Habe die Ehre.
War vorher keine “Fachfirma” im Einsatz? Was ist aus den “vorsorglich eingelieferten Personen” geworden? Arbeitet das irgendjemand mal auf und wird die Öffentlichkeit dann informiert, was eigentlich genau los war außer jeder Menge Alarmismus?