Mannheim, 24. Februar 2015. (red/cb) Am vergangenen Freitag präsentierte das Theaterhaus in G7 (TiG7) die Premiere von “Die Wahrheit”. Ein raffiniertes Stück über Geheimnisse, Vertrauen, Wahrheiten und Lügen, bei dem man als Zuschauer genau hinsehen muss, um dahinter zu kommen wer hier lügt oder doch die Wahrheit spricht. Die Uraufführung der Komödie fand 2011 im Pariser Théâtre Montparnasse statt. Seitdem wurde das Stück an mehr als 15 Theatern aufgeführt – unter der Leitung von Olaf Lemitz jetzt auch im TiG7.
Von Carolin Beez
Wer lügt, hat die Wahrheit immerhin gedacht,
wird von einem Beamer an der Decke an die schwarze Wand im Hintergrund der Bühne projiziert – ein Zitat von Oliver Hassencamp. Das Publkium des TiG7 beginnt zu lachen und kurz zu applaudieren. Dann wird es still. Es kommen zwei Darsteller auf die Bühne, sie spielen Alice (Karin Gültlinger) und Michele (Martin Kornmeier).
Die beiden haben eine Affäre, schon seit sechs Monaten. Beide sind verheiratet – mit jeweils anderen Partnern. Ein perfektes Szenario für ein Lügengeflecht, das im Laufe des Abends immer absdruser und dichter werden wird.
Dialoge gehen hin und her, Vertrauen wird aufgebaut und dann wieder missbraucht. Geheimnisse werden gelüftet und dann wieder geschaffen. Die Wahrheit wird gesprochen und war dann doch wieder eine weitere Lüge. Der französische Autor Florian Zellers macht es seinem Pubikum in der Komödie “Die Wahrheit” nicht leicht zu erkennen, wer hier gerade betrügt und wer betrogen wird.
Da denkt man, man hätte herausbekommen, wer die Wahrheit sagt und dann hat der doch wieder gelogen,
sagt eine Zuschauerin, während sie aus dem Theatersaal läuft. Das Blatt wendet sich teilweise so schnell, dass dermaßen skurrile und lustige Situationen zwischen den Ehepartnern oder den Geliebten entstehen, dass das Publikum gar nicht mehr anders kann als lachend den Kopf zu schütteln. Immer wieder wird applaudiert. Die Stimmung großartig. Zum Schluss wird klar: Schuldig sind sie alle.
Ist Lügen erlaubt?
Aber sind manche Lügen weniger schlimm als andere? Ist man manchmal verpflichtet zu lügen, um andere zu schützen? Und wenn man etwas für sich behält, das man vielleicht lieber hätte erzählen sollen, lügt man dann? Einer der Charaktere behauptet sogar das Ende des Lügens sei auch das Ende der Zivilisation – kann das sein?
Lügen ist ein Laster, wenn man damit Schaden anrichtet, aber eine Tugend, wenn man damit nützt.
Und trotz dieser Fragen ist “Die Wahrheit” kein tiefgründiges Stück, das dem Publikum besondere Reize liefert, über die es sich den Kopf zerbrechen könnte. Stattdessen ist es nach “Frau Müller muss weg” die neue kurzweilige Komödie des TiG7 mit einem erfrischenden Humor und tollen Schauspielern.
25 Jahre Bühnenerfahrung
Gabriele Susemichel spielt die betrogene und gleichzeitig betrügende Ehefrau Laurence und feierte vergangenen Freitag ihr 25-jähriges Bühnenjubiläum. Sie habe schon auf sehr vielen verschiedenen Bühnen gestanden und trotzdem sei eine Premiere immer wieder etwas ganz Besonderes, sagt die erfahrene Schauspielerin. Sie gehört seit mehr als zehn Jahren zu der TiG7-Familie.
Kurz vor der Aufführung sei es jedes Mal extrem stressig, doch gerade im TiG7 habe man immer herovrragende Menschen, die einem bei Seite stehen und zusammen arbeiten. Sodass das Ergebnis, dann doch immer wieder ein Erfolg wird, erzählt sie. Und damit hat sie recht, denn auch die anderen Darsteller begeistern ihr Publikum.
Die Schauspieler überzeugen
Besonders Martin Kornmeier überzeugt als Michele, dem Mann von Laurence. Er lügt, dass sich die Balken biegen und schafft es dann doch immer wieder, sich selbst als Opfer darzustellen. Denn seine Frau betrügt er mit Alice – die Frau seines besten Freundes. Und der beste Freund betrügt seine Frau Alice mit Laurence, die Frau von Michele.
Eine verwirrende Beziehungskonstellation, die der Regisseur Olaf Lemnitz hier mit einem einfachen Bühnenbild spektakulär inszeniert. Ein einfacher Tisch und zwei Stühle und eine kleine Topfpflanze hinten rechts in der Ecke reichen aus, um in sieben Szenen zwei verschiedene Hotelzimmer, ein Wohnzimmer oder auch ein Tennisplatz darzustellen.
Theater in G7 – TiG7 | ||||||||||||||||
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