Mannheim/Rhein-Neckar, 24. Juli 2012. (red/pro) Die Unternehmensleitung der Franz Cornelsen Bildungsgruppe hat heute an den verschiedenen Standorten der Bildungsgruppe die neue Strategie der Franz Cornelsen Bildungsgruppe vorgestellt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden dabei über geplanten Veränderungen und den Strategiewechsel der Bildungsgruppe informiert. Für Mannheim bedeutet das eine deutliche Reduzierung von 200 auf künftig 30 Mitarbeiter.
Von Hardy Prothmann
Der Cornelsen-Verlag hatte im Frühjahr 2009 das Bibliographische Institut (Brockhaus) sowie den zugehörigen Dudenverlag übernommen. Der einstmals edle “Brockhaus” war über Jahrzehnte ein hochpreisiges Premiumprodukt und wurde das erste Opfer der Digitalisierung. Insbesondere durch Wikipedia war ein Lexikon mit mehrjährigem Erscheinungsrhyhtmus nicht mehr zeitgemäß. Die Verkaufzahlen brachen drastisch ein.
Man darf vermuten, dass das nun auch für den Dudenverlag gilt. Das Duden-Angebot ist seit einigen Monaten nun auch kostenfrei abrufbar – wer braucht dann noch das gedruckte Buch? Diese Fragen stellt man sich auch in der Verlagsleitung und richtet sich strategisch wegen der “digitalen Herausforderungen” neu aus. Ziel sei, “dass auch das (digitale) „Schulbuch der Zukunft“ von den marktführenden Cornelsen Schulverlagen kommt”, sagte Unternehmenssprecher Klaus Holoch auf Anfrage. “Bereits zur didacta 2013 in Köln wird das Unternehmen neue digitale Schulangebote der Öffentlichkeit vorstellen.”
In einer Pressemitteilung schreibt das Unternehmen: “Die Cornelsen Schulverlage werden als Dach der schulischen Aktivitäten in eine GmbH umgewandelt. Gleichzeitig werden die Unternehmen Cornelsen Verlag, Cornelsen Schulverlage Marketing und Duden-Paetec auf diese neue GmbH übergehen. Eine Verschmelzung des Oldenbourg Schulbuchverlages auf die Cornelsen Schulverlage GmbH folgt 2014. Unter diesem Dach werden die Schulbuchmarken Cornelsen, Oldenbourg Schulbuchverlag, Duden, Volk und Wissen sowie BSV stärker profiliert und ausgebaut.
Ab dem kommenden Jahr wird die Franz Cornelsen Bildungsgruppe auch ein Beteiligungsportfolio mit erfolgreichen Bildungsunternehmen im Internet aufbauen und richtet dafür den Unternehmensbereich „Digital“ ein. In den Ausbau des digitalen Geschäftes sollen dabei auch Investitionsmittel fließen, die aus dem Verkauf von Unternehmensteilen stammen.”
Die Geschäftsfelder Nachhilfe und Wissenschaftsverlage werden verkauft. Außerdem werde das in Mannheim beim Bibliographischen Institut angesiedelte Geschäftsfeld „Kinder und Jugendbuch“ verkauft. Der Verlag Bibliographisches Institut habe damit zukünftig zwei Standorte: In Berlin sollen die Buchaktivitäten zusammengeführt werden; in Mannheim soll die sprachtechnologische Einheit von Duden, welche bereits heute erfolgreiche Korrekturlösungen wie den Duden-Korrektor für den PC und Intranets entwickelt und vertreibt, verbleiben.
Damit einher gehen Veränderungen für die Mitarbeiter: Am Standort Mannheim werden nur 30 von bislang 200 Mitarbeitern verbleiben. Nach Informationen des Buchreports sind die Veränderungen für die Mitarbeiter an anderer Stelle umfassender: Die Geschäftsfelder Nachhilfe (mit rund 900 Mitarbeitern der zweitgrößte Unternehmensbereich der Cornelsen-Gruppe) und Wissenschaftsverlage (die kleinste Unternehmenseinheit mit ca. 50 Mitarbeitern) werden verkauft. Klaus Holoch sagte uns dazu:
Der Veränderungsprozess hat heute begonnen. Wir reden mit den Betriebsräten und Mitarbeitern. Sicherlich ist das schwierig für einige, aber wir versuchen gute Lösungen zu finden.
Der Verlag will Mitarbeitern Umzugsangebote nach Berlin machen. Durch die Konzentration sollen Einsparungen erzielt werden. Für Mannheim als “Sprachhauptstadt” ist der Veränderungsprozess ein schmerzlicher Einschnitt. Andererseits sind auch bei anderen Verlagen “neue Strategien” zu erwarten, da die Digitalisierung starken Druck auf Printprodukte ausübt. Das Stichwort “Konsolidierung” wird die Branche weiter begleiten.