Hirschberg/Rhein-Neckar, 24. November 2016. (red) Ein junger Mensch ist gestorben. Vermutlich aus Unvernunft. Am Donnerstagabend soll ein 18-Jähriger “seine Bahn” in Richtung Heidelberg zu erreichen versuchten haben und überquerte die Gleise. Er wurde von einer entgegenkommenden Bahn erfasst und tödlich verletzt.
Kommentar: Hardy Prothmann
So ein Unfall ist tragisch, aber nicht vermeidbar, wenn die Unvernunft vor Verstand geht. Immer wieder gibt es diese Unfälle – tragische Absolutheiten, die keine Ausflucht erlauben. Die sich nicht rückgängig machen lassen. Da helfen keine Sozialstunden, keine Therapie – einfach nichts.
Da hilft kein “Hab ich doch so nicht gewollt” oder “hab ich doch so nicht gemeint” oder “war nicht geplant”.
Es gibt Medien im Berichtsgebiet, die kosten den “Schock”, die “Tragik”, das “Entsetzen” aus, bringen große “Bilderstrecken”, liefern aber Null Einordnung – sind nur geil auf Klickzahlen.
(Und Nein – wir sind nicht “geil auf Klickzahlen” – mehr Klicks bedeuten bei uns nicht mehr Umsatz. Wir verkaufen Werbeanzeigen zum Festpreis für Kunden, die auf Journalismus stehen. Unsere Maßeinheit ist Relevanz.)
Wir stehen auf dem Standpunkt: Ein junger Mensch ist gestorben und das tut uns leid für ihn und seine Angehörigen. Noch leider tut uns allerdings die Straßenbahnfahrerin, die verantwortlich ihren Job gemacht hat und nun vermutlich einen Schock erlitten hat, mit dem sie leben muss – wie auch immer. Aktuell liegt sie im Krankenhaus. Wir wünschen ihr gute Besserung. Sie hat keine Schuld.
Mit 18 Jahren ist man kein Kind mehr, sondern dem Gesetz nach erwachsen. Jeder weiß, dass man sich umsichtig im Verkehr zu verhalten hat. Der junge Mann hat nach ersten Informationen seinen persönlichen Egoismus mit dem Leben bezahlt. Das ist nicht gut so, das ist sehr schlecht.
Vielleicht spricht sich das rum, dass es nicht cool ist, über Gleise zu sprinten und dass es Übergänge für Fußgänger gibt, die alle zu nutzen haben. Es mag sich cool anfühlen, wenn man es gerade so geschafft hat und das Herz pumpt, das Adrenalin fließt. Rauschiges Gefühl. Der Bruchteil von einer Sekunde kann über Leben und Tod entscheiden. Wer wirklich drüber nachdenkt, sollte schnell ein sehr nüchternes Gefühl haben, dass “Grenzerfahrungen” genau die Linie zwischen tot und lebendig sind. Dazwischen ist kein “Spielraum”.
Vielleicht weicht dem “Entsetzen” endlich irgendwann “Verstand” und “Vernunft” – dann würden viele dieser leider häufigen Unfälle nicht mehr passieren und niemand müsste fragen: “Warum?” und trauern.
Bahngleise sind und bleiben Todeszonen. Kein Bahnfahrer, egal ob OEG, S-Bahn oder andere Züge hat eine Chance auszuweichen und nur einen Sachschaden zu riskieren. Wenn die Meldung “Personenschaden” kommt, gibt es meist mehr als ein Opfer.
Es ist ein Toter zu beklagen – und ein weiteres Opfer. Die Straßenbahnfahrerin – wollen wir hoffen, dass diese nicht für ihr Leben gezeichnet ist, weil einer mal eben dachte, für ihn gelten die Gesetze der Verkehrsordnung und der Physik nicht.
Die Feuerwehrleute und Polizisten sind zusätzlich getroffen, von dem “was sie vorfinden” und müssen das mit ihrem Leben ausmachen. Möglicherweise gibt es also noch mehr Menschen, die leiden müssen, weil einer dachte: “Die krieg ich noch”.
Ja – der Kommentar ist hart. Aber vielleicht hilft er, künftig Opfer zu vermeiden.
Dokumentation der Erstmeldung der Polizei:
“Am Donnerstagabend, gg. 18.00 Uhr, überquerte ein 18-jähriger am OEG Bahnhof Leutershausen den Gleisbereich unachtsam und wurde von der OEG Bahn der Linie 5 erfasst. Der 18-jährige erlag noch an der Unfallstelle seinen Verletzungen. Der Fahrer der OEG Bahn erlitt einen Schock und wurde in ein Krankenhaus eingeliefert. Fahrgäste wurden nicht verletzt. Nach ersten Hinweisen wollte der Fußgänger die herannahende OEG Bahn in Richtung Heidelberg erreichen und wurde dann von der in entgegengesetzter Richtung fahrenden Bahn erfasst. Der Bahnverkehr war für die Dauer der Unfallaufnahme in beiden Richtungen gesperrt. An der Unfallstelle waren die Feuerwehren von Hirschberg und Heidelberg eingesetzt.”
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