Mannheim, 23. Juli 2013. (red) Seit 2000 sind Chinas Direktinvestitionen in Unternehmen im Ausland sprunghaft angestiegen. Deutschland gilt in diesem Zusammenhang als wichtiges Zielland. Mannheim will davon profitieren und die Stadt als internationalen Wirtschaftsstandort stärken. Daher soll ein “Kompetenzcluster China” aufgebaut werden, außerdem eröffnet im Oktober Repräsentanzbüro im chinesischen Qingdao.
Von Minh Schredle
Qingdao ist mit geschätzten 1,7 Millionen Einwohnern eine für chinesiche Verhältnisse noch überschaubare Stadt und befindet sich nicht unter den 20 einwohnerstärksten Städten des Landes. Dennoch erhält die Stadt regelmäßig internationale Aufmerksamkeit: Der Hafen Qingdaos ist aktuell der drittgrößte in China und soll bis 2020 für Kosten von 4,7 Milliarden Euro zum größten Hafen der Welt ausgebaut werden.
Außerdem ist Qingdao Standort des Sino-German Ecoparks (SGEP) – ein Projekt, das sich auf ökologische Produktionen und die Verbesserung der chinesisch-deutschen Handelsbeziehungen fokussieren will. Verschiedene deutsche Unternehmen sind dort vor Ort vertreten – auch die Stadt Mannheim will den Standort nutzen.
Mannheim im Ausland “sichbar machen”
Nach Angaben der Verwaltung wolle man Mannheim als Standort für Investitionen aus China attraktiver machen und gleichzeitig China als Produktionsstandort und Absatzmarkt für Mannheimer Unternehmen erschließen – der SGEP sei eine gute Gelegenheit. Daher soll dort ein Repräsentanzbüro eröffnet werden, das vorwiegend Kontakte pflegen und vermitteln soll. Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz nennt das eine “Sichtbarmachung von Mannheim im Ausland”.
Im Oktober 2015 wird im SGEP ein “Deutsches Unternehmerzentrum” eröffnet – zeitgleich soll auch das Repräsentanzbüro seine Arbeit aufnehmen. Außerdem sollen 60.000 Euro dafür bereitgestellt werden, im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung eine Ausstellung aufzubauen, die den Wirtschaftsstandort Mannheim präsentiert. Mit dieser Ausstellung könne man laut Oberbürgermeister Dr. Kurz “womöglich zum Hauptdarsteller der Eröffnung” werden und wichtige Akteure aus Politik und Wirtschaft auf sich aufmerksam machen.
Klare Empfehlung des Hauptauschuss
Dem Büro werden jährlich 20.000 Euro an Sachkosten durch die Stadt Mannheim erstattet, außerdem wird eine neue Stelle geschaffen, die durch die Stadt finanziert wird. Das Gehalt ist noch unklar. Nach drei Jahren soll ausgewertet werden, ob sich das Büro bewährt hat und darüber entschieden werden, ob die Maßnahme fortgesetzt werden soll.
Bevor es dazu kommen kann, muss allerdings erst noch der Gemeinderat das Repräsentanzbüro und die Ausstellung genehmigen. Am vergangenen Diensttag wurde das Thema im Hauptausschuss vorberaten – der sprach mit großer Mehrheit eine Empfehlung aus, dem Vorhaben der Verwaltung zuzustimmen. Insofern ist nicht mit Ablehnung zu rechnen.
Große Freude vs. “totale Ablehnung”
Der Stadtrat Claudius Kranz sprach davon, dass die CDU mit Freude zustimme und dass die Repräsentanz im Ausland eine gute Gelegenheit sei, “chinesisches Wachstum nach Deutschland – und konkret nach Mannheim – zu transferieren”.
Die Fraktionen von SPD und den Grünen waren ähnlich angetan von dem Vorhaben. Achim Weizel sagte, die Mannheimer Liste sei etwas skeptisch, ob Qingdao tatsächlich die bestmögliche Stadt in China sei, stimmte aber dennoch zu. Birgit Reinemund (FDP) enthielt sich.
Einzig Eberhard Will (ehemlige AfD, inzwischen fraktionslos) stimmte gegen die Vorlage. Außenwirtschaft sei keine kommunale Aufgabe. Um messbare Erfolge zu verzeichnen, müsse man Milliarden einsetzen. Daher seien jegliche Investitionen der Stadt Mannheim “vollständig sinnfrei herausgeschmissenes Geld”. Bei dem namenlosen Überbleibsel der ehemaligen AfD-Fraktion treffe das Vorhaben daher auf – wortlaut – “die totale und vollständige Ablehnung”.