Mannheim, 21. Juni 2016. (red/cr) Der Storch bringt nicht nur Kinder, er kriegt auch selbst welche. Im Luisenpark kamen in diesem Frühjahr 60 junge Störchlein zur Welt, 18 weniger als im vergangen Jahr. Grund dafür ist wohl das stürmische Frühjahr. Dafür wurde ein neuer Rekord bei der Anzahl der Nester aufgestellt.
Von Christin Rudolph
Sie ziehen majestätisch über den Himmel, säumen das Dach des Pflanzenschauhauses und stelzen über die Wiesen.
Der Luisenpark beherbergt die größte innerstädtische Storchenkolonie Deutschlands. So zumindest die Einschätzung von Andrea Gerstner. Sie und ihre Kollegen von der zoologischen Abteilung des Luisenparks müssen in diesem Jahr allerdings aufgrund des stürmischen Frühjahrs einen Rückgang beim Nachwuchs verzeichnen.
Zwar gibt es in diesem Jahr drei Brutpaare mehr bei den Weißstörchen und damit so viele Nester wie noch nie seit Ansiedelung des ersten Pärchens 1985. Allerdings bekamen nur 27 der 37 Paare Nachwuchs. Immerhin sind 60 Jungtiere geboren worden. Mit dem Vorjahr können die Zahlen jedoch nicht mithalten.
Zufrieden trotz Rückgang
2015 war ein gutes Jahr für die Weißstorchpopulation im Luisenpark. Damals konnten 34 Brutpaare 78 Jungtiere aufziehen. Helmut Stein von der Vogelwarte Radolfzell ist trotzdem zufrieden.
Den schlechten klimatischen Bedingungen gezollt gab es pro Paar natürlich weniger Junge, einige Paare haben es gar nicht gepackt mit dem Nachwuchs, manche haben nur ein Jungtier. Aber mit insgesamt 60 Jungstörchen sind wir vor dem Hintergrund der vielen Unwetter in diesem Frühjahr sehr zufrieden – dies ist natürlich der starken Ansiedelung im Luisenpark Mannheim zu verdanken.
Herr Stein ist eigentlich schon im Ruhestand. Für die alljährliche Beringung der Jungstörche ist er aber im Frühjahr in der Region unterwegs. Im Luisenpark bekamen am Dienstag die letzten Vögel ihre Kunststoffringe.
Störche wiedererkennen
Auf den Ringen stehen Zahlencodes zur Identifikation. So lässt sich zum Beispiel feststellen, ob ein Tier nach dem Winter in den Luisenpark zurückkehrt.
Weißstörche sind nämlich Zugvögel, die zur Überwinterung gen Süden in wärmere Gefilde ziehen.
Von solchen langen Reisen sind die Jungtiere aktuell weit entfernt. Sie sind erst zwischen vier und sechs Wochen alt und verlassen das Nest, Horst genannt, nicht, da sie noch nicht fliegen können.
Dem Wetter ausgeliefert
Den Futterbrei liefern die Eltern bequem in den Horst. Und den hochgewürgtem Fisch riecht man auch.
Gut, dass Störche nicht so gut riechen können!
Frau Gerstner von der zoologischen Abteilung weiß genau, wie ein Horst aussieht und riecht und erklärt Einzelheiten lieber am Boden.
Beim Vergleich der Horste wird klar: Unter Vögeln gibt es eher gute und eher weniger gute Eltern. So scheinen es einige Jungtiere in sorgfältig gebauten, stabilen Horsten bequem zu haben während andere im Nassen sitzen.
Einsatz für die Störche
Regen und Sturm sind eine große Gefahr für die jungen Tiere. Zwar schirmen die Elterntiere die Jungen bei Regen mit den Flügeln ab. Doch gelangt trotzdem oft Regenwasser in den Horst, das nicht gut abfließen kann. So sterben viele Jungtiere an Unterkühlung.
Doch zumindest im Luisenpark werden Gegenmaßnahmen ergriffen. Andrea Gerstner von der zoologischen Abteilung des Luisenparks erklärt, dass zweimal im Jahr der Hubsteiger im Einsatz ist, um die Tierpfleger in luftige Höhen und zu den Horsten zu befördern.
Einmal im Frühjahr bei der Beringung der Jungtiere und einmal im Winter, bevor die Weißstörche aus ihren Winterquartieren im Süden zurückkommen.
Jungtiere beobachten
Dann werden die Horste kontrolliert. Dabei werden die Neste aufgelockert, damit Wasser besser abfließen kann, und Müll wie etwa Plastiktüten entfernt. Mehr als zwei Eingriffe im Jahr will man den Tieren aber nicht zumuten. Denn sie sind Wildtiere und sollen es bleiben.
In den nächsten Wochen werden die jungen Störche nach und nach mit ersten Flugversuchen beginnen. Wer das beobachten möchte, sollte im Juli den Luisenpark besuchen, denn ab August treten die Störche ihre Reise in den Süden an.