Mannheim/Frankfurt, 21. Januar 2013. (red/hr-info) Der frühere VW-Vorstand Klaus Kocks ist Kommunikationsberater. Zum aktuellen Skandal um gefälschte “Umfrage-Zahlen” des AdAC hat er sich in die Debatte eingemischt und fordert einen radikalen Umbau von Deutschlands größtem Verein. Die Manipulationen von Zahlen seien nicht das Problem des Kommunikationschef Michael Ramstetter allein, sondern des kompletten Vorstands und durch die Organisationsstruktur bedingt.
Von Hardy Prothmann
Wer denkt, die Bild sei mächtig, hat keine Ahnung von der Macht des AdAC. Der gibt mit AdAC-Motorwelt eine Zeitschrift mit der europaweit höchsten Auflage von knapp 14 Millionen Exemplaren heraus. Frei Haus bei Mitgliedschaft – die Zahl der Mitglieder liegt bei knapp 19 Millionen. Eine solche Reichweite hat selbst die Bild noch nicht mal ansatzweise – von Spiegel, Stern oder Zeitungen wie Süddeutsche oder FAZ ganz zu schweigen. In Nordbaden hat der AdAC rund 550.000 Mitglieder.
Aktuell ist der AdAC in die Schlagzeilen geraten, weil der Verein erheblich “geschönte” Zahlen zur Umfrage des “Auto des Jahres” veröffentlicht hatte, wie die Süddeutsche Zeitung als erste berichtete, ist der langjährige Kommunikationschef Michael Ramstetter zurückgetreten. Doch das reicht vielen nicht. Denn das Auto ist der Deutschen liebstes Kind und die Vertrauenskrise enorm.
Ich bin fassungslos über die Dreistigkeit des Fehlverhaltens einer einzelnen Führungskraft, für den selbstverständlich bis zuletzt die Unschuldsvermutung gegolten hat. Dem ADAC ist dadurch schlimmer Schaden zugefügt worden,
lässt Dr. Karl Obermair, Vorsitzender der ADAC Geschäftsführung, per Pressemitteilung verbreiten. Doch ist dem so? Ist nur der zurückgetretene Ramstetter alleine für diese Manipulation, die möglicherweise schon länger andauern, verantwortlich?
Der frühere VW-Vorstand Klaus Kocks sieht das anders (wie auch viele Kommentatoren auf der Facebook-Seite des AdAC):
Der ADAC ist ein Staat im Staat, eine riesige Organisation, die gewaltige Geldmengen bewegt, aber organisiert ist wie ein Kaninchenzüchterverein.
Information von hr-info:
“Der Automobilexperte Prof. Klaus Kocks hat einen sofortigen Managementwechsel beim ADAC gefordert. In hr-iNFO sagte er: „Der ADAC ist ein Staat im Staat, eine riesige Organisation, die gewaltige Geldmengen bewegt, aber organisiert ist wie ein Kaninchenzüchterverein.“
Diese unangemessene Struktur sei Kalkül, sagte Kocks. Der frühere Volkswagen-Vorstand und heutige Berater forderte in hr-iNFO, den Automobilclub komplett umzustrukturieren: „Der ADAC ist ein Großkonzern, er muss wie ein Großkonzern organisiert werden. Das heißt, er braucht Kontrolle, er braucht einen Aufsichtsrat, er braucht einen Betriebsrat. Was für jedes andere Unternehmen der Republik gilt, muss auch für die ‚Gelbe Macht‘ gelten.“
Dass ADAC-Präsident Peter Meyer im Amt bleibe, um für Aufklärung zu sorgen, sei eine Groteske, so Kocks in hr-iNFO: „Ich sage Ihnen als Insider: Der Pressechef war der Sündenbock, aber alle dort in der Leitung stehen für die Pressepolitik des ADAC. Die bestand darin, auf Zeitungen, Hörfunksender, Fernsehanstalten massiven Druck auszuüben, wenn über den ADAC negativ berichtet wurde.“
Der ADAC mit seiner heutigen Führung sei nicht in der Lage, das Vertrauen der Autofahrer wieder herzustellen: „Das Vertrauen ist auf allen Gebieten gefährdet, und zwar zurecht. Die Glaubwürdigkeit ist hinüber. Nur ein wirklicher Managementwechsel hilft. Sonst wird das ausgehen wie bei Honecker“, sagte Kocks. So wie der Verein und sein Konzern derzeit aufgestellt seien, ließe sich nur ein Schluss ziehen: „Der ADAC ist eine vordemokratische Einrichtung!“
Das Management des ADAC steht in der Kritik, seitdem bekannt wurde, dass die Umfrage zum Lieblingsauto der Deutschen jahrelang manipuliert worden ist.”