Mannheim, 19. Juni 2015. (red/ms) Knapp eine Viertelmilliarde Euro – so viel Geld muss voraussichtlich für die Konversion des Benjamin-Franklin-Areals aufgebracht werden. Das kann die Stadt nicht alleine leisten – sie ist auf Investoren angewiesen. Schon seit über einem Jahr führe intensive Dialoge, sagt der Konversionsbeauftragte Dr. Konrad Hummel. Gestern haben vier Investoren sich und ihre Vorhaben dem Konversionsausschuss des Gemeinderats vorgestellt.
Von Minh Schredle
evohaus, Sahle Wohnen, GfB und Werner Wohnbau – diese vier Investoren werden nach dem aktuellen Planungsstand etwa 40 Prozent der Wohnbebauung von Franklin-Mitte entwickeln. Insgesamt ist das Benjamin-Franklin-Areal mit einer Fläche von 144,3 Hektar nur geringfügig kleiner als die Mannheimer Innenstadt (circa 160 Hektar). Hier soll ein neuer Stadtteil entstehen, mit bis zu 8.000 Bewohnern. Etwa die Hälfte davon soll künftig auf Franklin-Mitte wohnen, das somit den Kern der Konversionsfläche darstellen wird.
Für dieses Gebiet gibt es nach Angaben von Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz elf Investoren. Laut dem Konversionsbeauftragten Dr. Konrad Hummel führe man mit diesen schon seit über einem Jahr intensive Gespräche und beide Seiten würden ihre Planungen immer wieder abändern und anpassen. Oberbürgermeister Dr. Kurz sagt dazu:
Die große Herausforderung ist es, aus verschiedenen Einzelmaßnahmen einen stimmigen Stadtteil zu machen.
Der Gemeinderat hat im März 2015 die Eckpunkte für die Entwicklung des Franklin-Areals beschlossen. Dabei wurde Wert darauf gelegt, dass Franklin die Stadtgesellschaft wiederspiegeln solle und man verschiedene Zielgruppen ansprechen wolle.
Demnach wird eine soziale Durchmischung angestrebt. Wenn das gelingen soll, dürfen die Teilbereiche, die von einzelnen Investoren entwickelt werden, nicht zu homogen ausfallen. Natürlich geht es aber nicht ohne eine individuelle Schwerpunktsetzung.
Europa-Achse irritiert Gemeinderat
Die evohaus GmbH wird beispielsweise auf energie-effiziente Passivhäuser setzen – das ist nur schwierig mit kostengünstigen Mieten vereinbar, weil die Baukosten entsprechend hoch ausfallen werden. Die Sahle dagegen plant sozialen Wohnungsbau zu betreiben und um die 200 Wohneinheiten auf Franklin-Mitte zu Mietpreisen von unter 7,50 pro Quadratmetern anzubieten.
Dr. Konrad Hummel kündigte an, dass verschiedene Investoren ihre Konzepte bei der nächsten “Franklin-Factory” – das Beteiligungsformat zur Konversion – vorstellen würden. Dazu seien am 24. Juni alle interessierten Bürgerinnen und Bürger herzlich eingeladen.
Während sich der Gemeinderat bei der grundsätzlichen Zielsetzung für Franklin relativ einig ist, gibt es aktuell vor allem ein Thema, das für kontroverse Diskussionen sorgt: Die sogenannte Europa-Achse, die wie ein Lot durch das gesamte Gebiet von Franklin-Mitte schneiden und wohl eine kleine Hommage an den Broadway darstellen soll.
Die umstrittene Achse wurde ohne vorangegangenen Gemeinderatbeschluss in die Planung mit aufgenommen. Die CDU-Fraktion hat einen Antrag gestellt, zu überprüfen, wie kostspielig die Achse werden wird – schließlich durchtrennt sie Bestandsgebäude, die sich anschließend wohl nicht mehr zur Wohnnutzung eignen werden. Außerdem fordert die CDU, dass anschließend im Gemeinderat abgestimmt wird, ob diese Achse tatsächlich realisiert werden soll.
Vielleicht ziehen wir den Antrag auch wieder zurück, wenn uns jemand von der Sinnhaftigkeit dieser Achse überzeugen kann,
sagte der Fraktionsvorsitzende Carsten Südmersen im Konversionsausschuss. Dies sei bislang allerdings noch nicht gelungen.
Achse schon gesetzt?
Bei den Investoren kommt die Europa-Achse offenbar gut an. Unter den Anwesenden sprach sich keiner dagegen und evohaus mit deutlichen Worten dafür aus: Ungewöhnliche Umstände würden mehr Kreativität erfordern, als Ergebniss komme dann meistens etwas Besonderes dabei heraus. Die Achse könnte noch in Jahrzehnten ein Alleinstellungsmerkmal für den Stadtteil sein.
Die anderen Investoren betonten, dass sie inzwischen ihre Planungen an die Achse angepasst hätten und es “alles über den Haufen werfen” würde, sie jetzt wieder abzuändern. Laut Herrn Dr. Hummel werde am 14. Juli ein Modell vorgestellt, durch das verdeutlicht werde, wie die Achse wirken werde.