Mannheim/Kaiserslautern/Rhein-Neckar, 18. Juli 2016. (red/pro/ms/cr) Wer es noch nicht mitbekommen hat – Menschen, die mit Blick auf das Mobiltelefon wie Zombies durch die Gegen laufen, spielen vermutlich PokémonGo. Das neue Nintendo-Spiel ist der absolute Hype – macht aber jede Menge Probleme. Auch die Polizei sieht die App sehr kritisch.
Polizeirevierleiter Peter Albrecht wunderte sich vor ein paar Tagen, weil überall vor dem Revier in der Neckarstadt junge Leute herumliefen, die auf ihre Mobiltelefone guckten. Die Straße auf und ab, zwischen den Streifenwagen durch. Vollkommen fixiert auf das Gerät in der Hand. Innerhalb weniger Tage hat sich eine neue Suchtkrankheit ausgebreitet – der PokémonGoismus. Bislang ist das Suchtmittel allerdings straffrei.
Ersten Medienberichten zufolge führt aber die Nutzung möglicherweise zu Ordnungsgeldern oder sogar Straftatsbeständen, aber mindestens zu erheblichen Gefährdungen der Spieler selbst – vor allem im verkehrlichen Bereich. Viele PokémonGo-Spieler sind nämlich so auf ihr Spiel fixiert, dass sie die Umgebung völlig ausblenden, als wären sie mit den Monstern allein auf der Welt.
Beschwerden von Pokémongoisten wegen Polizei-Einsatz – das stört nur
Beispiel: Polizei Kaiserslautern. Hier rückte die Polizei wegen einer Körperverletzung zum Willy-Brandt-Platz aus. Vor Ort traf man auf einen sehr aggressiven jungen Mann, der fixiert werden musste, weil er so in Rage war. Ein Freund des Tatverdächtigen mischte sich ein. Es wurden Platzverweise ausgesprochen.
Parallel zu den beiden aggressiven jungen Männern hatten die Einsatzkräfte während der gesamten Maßnahme mit Pokémon-Jägern zu kämpfen, die in Scharen auftraten und unangenehm auffielen, berichtet die Polizei. Denn: Sie waren so tief in ihre virtuelle Welt abgetaucht, dass sie von dem Gerangel, den aggressiven Störern und den polizeilichen Maßnahmen völlig unbeeindruckt blieben – sie liefen zwischen den Beteiligten und den Polizeibeamten herum und “beschwerten” sich sozusagen noch, dass sie ihrem Hobby nicht ungestört nachgehen konnten.
Nicht lustig
Das klingt nur lustig, ist es aber nicht. Von Seiten der Polizei Mannheim wissen wir, dass es demnächst dazu eine öffentliche Information gibt, denn den Beamten sind bereits mehrere bedenkliche und gefährliche Situationen aufgefallen: “Es soll Autofahrer geben, die einfach irgendwo anhalten, um irgendwas für dieses Spiel zu machen. Andere laufen durch die Gegend, als gebe es keinen Verkehr. Kollegen sind schon einige Radfahrer aufgefallen, die statt mit Blick auf den Verkehr vollkommen von ihrem Handy eingenommen waren.”
Auch wenn Spieler auf fremde Grundstücke laufen, ist für viele Schluss mit lustig. Übersetzt: Hausfriedensbruch. Nur weil man Monster jagt, darf man mit einem Mal nicht alles.
Die App macht auch den Spielern nicht nur Freude – die Server sind häufig vollständig überlastet. Dann steigt der Frust. Auch bei Leuten, die ihre Nachtruhe haben wollen und wo plötzlich Gruppen von Gamern auftauchen, um sich zu batteln oder zu diskutieren, wie es weitergeht.
Es gibt beispielsweise “Arenen”, in denen sich Spieler duellieren können und “PokéStops”, an denen Spieler Items wie Pokébälle erhalten (zum Fangen der Viecher). Stops können von Spielern vorgeschlagen und dann eventuell mit aufgenommen werden. Das sollten vor allem öffentliche Plätze oder Denkmäler sein – manche finden auch Polizeireviere spannend.
Nach einem Bericht der Welt fand man es in der Gedenkstätte des KZ Auschwitz-Birkenau nicht lustig, dass Gamer auch dort Monster jagen wollten.
Daten- und Energiehunger
Redakteur Minh Schredle, der wie alle jungen Menschen viel mit dem Mobiltelefon macht, meint: “Der Akkuverbrauch ist völlig lächerlich… Da sind nur ungefähr 50 Prozent in einer halben Stunde draufgegangen.”
Obacht – die App frisst nicht nur viel Energie, sie interessiert sich auch für die Daten des Spielers. Wer das Spiel versuchen will, sollte sich vorher kundig machen, für was die App sich so alles interessiert. (Link zu Heise online.)
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