Schwetzingen, 17. Juni 2014. (red/pm) Said Azami aus Afghanistan lebte bis vor drei Monaten als Asylbewerber in der Alten Martinsschule in Ladenburg und nun in der Unterkunft in Schwetzingen. In einem offenen Brief wendet er sich nun an die Ladenburger Bürger/innen und Bürgermeister Rainer Ziegler. Die von ihm zum Ausdruck gebrachte Dankbarkeit, stellvertetend für die anderen Flüchtlinge, ist bewegend. Wir dokumentieren sein Schreiben.
Offener Brief von Said Azami:
“Sehr geehrter, lieber Herr Bürgermeister Ziegler, liebe Ladenburger, liebe ehrenamtliche Helfer aus Ladenburg,
Wir sind nun bereits seit drei Monaten in Schwetzingen. Es ist mir ein großes Bedürfnis, Ihnen allen mitzuteilen, dass wir sie nicht vergessen haben. Immer wieder denken wir an die Menschen aus Ladenburg, die uns so sehr geholfen haben und es sogar jetzt noch weiterhin tun.
Inzwischen ist der Sommer angekommen. Die Natur ist in ganz Deutschland erwacht. In Ladenburg ist es um diese Zeit ganz besonders schön: Alle Felder, Gräser und Bäumen erstrahlen in einem kräftigen Grün, Gerste und Weizen sind hoch gewachsen. Die Blumen blühen und erfreuen uns mit ihren schönen bunten Farben.
Gerade jetzt im Sommer ist es ein wunderbares Gefühl für die Menschen, am Neckar zu liegen, den singenden und vorbei fliegenden Vögel zuzuhören und die tanzenden Schmetterlinge zu beobachten.
Ich stelle mir Ladenburg jetzt um diese Zeit wie ein kleines Paradies vor:
Ein Paradies, weil es hier keinen Krieg gibt. Ein Paradies, weil uns hier viele Menschen geholfen haben und helfen. Ein Paradies, weil viele Menschen an uns denken und an uns glauben und weil hier ein Menschenleben viel zählt und respektiert wird. Wir wissen das sehr zu schätzen und wünschen den Ladenburger Bürgern, dass auch sie diese wunderschöne Zeit in ihrer Stadt genießen werden.
Es ist mir und uns allen ganz wichtig, dass die ehrenamtlichen Helfer wissen, dass wir sie nicht vergessen haben. Glücklich macht es uns zu sehen, dass auch sie uns nicht vergessen haben. Denn sie kommen uns noch heute in Schwetzingen besuchen und helfen uns weiterhin. Menschen wie Sabine Weil, Peter Schmitt, Thomas Gaisbauer und Herr Professor Friedemann Vogel halten uns weiterhin die Treue und setzen sich weiterhin mit all ihren Kräften für uns ein. Das ist in unserer heutigen Zeit nicht immer selbstverständlich und für mich persönlich ist das die Bedeutung des Wortes „Liebe“:
Liebe bedeutet für mich, dass Menschen sich nicht vergessen und auch aus der Entfernung aneinander denken und sich für das Wohlbefinden des anderen interessieren. Liebe ist das Gefühl der Verbundenheit und des Mitgefühls, das Gefühl, immer für den anderen da sein zu wollen. Liebe ist das Gefühl der guten Gedanken. Wenn wir versuchen, menschliches Leid zu lindern, gelingt uns das mit Liebe im Herzen viel besser.
Ich möchte mich für Ihre Liebe bedanken, mit der Sie uns unermüdlich helfen, aufbauen und uns den Glauben an die Menschheit wieder finden lassen. Auch Schwetzingen ist eine wunderschöne Stadt, auch hier fühlen wir uns wohl und in Sicherheit. Auch hier sind wir sehr froh, dass uns viele Menschen helfen, dass die Menschen nett und freundlich zu uns sind und wir uns auch weiter in Sicherheit fühlen dürfen.
Ich möchte alle Ladenburger in unser aller Namen ganz herzlich grüßen und Ihnen alles, alles Liebe und Gute weiterhin wünschen.
Vielen herzlichen Dank für alles, was Sie bisher für uns getan haben. Wir werden das nicht vergessen!
In herzlicher Verbundenheit,
Ihr Said Azami”
Anmerkung der Redaktion: Der Brief wurde uns von der Schwetzinger Stadträtin Raquel Rempp (Freie Wähler) weitergeleitet.