Mannheim, 17.Mai 2012. (red) Die Eröffnung des Katholikentags gestern am frühen Abend war gut besucht – auch von politischer Prominenz. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Bündnis90/Die Grünen) und der frühere Ministerpräsident Erwin Teufel (CDU) waren ebenso anwesend wie Wolfgang Thierse (SPD), Vizepräsident des Deutschen Bundestags. Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD) sprach Grußworte und der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch überbrachte zum 98. Katholikentag 2012 eine Botschaft des Papstes.
Der Mannheimer Marktplatz war zur Eröffnung mit Besuchern gut gefüllt. Nach unserem Eindruck vor allem mit älteren Mitbürgern und einigen jungen – das “Mittelalter” hingegen war nicht sehr präsent. Vermutlich passte der Termin um 17:45 Uhr nicht zur Arbeitswelt von vielen. Oder der ein oder andere ortsunkundige Gast fand nicht zum Markplatz, weil man mit der Aufteilung der Innenstadt in Quadrate nicht zurecht kam.
Papst Benedikt XVI. ließ in einer Grußbotschaft erklären, “aufbrechen könne nur, wer bereit sei, Altes zurückzulassen und Neues zu wagen”. Alois Glück, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken mahnte, dass die Gesellschaft zu sehr auf Kosten künftiger Generationen lebe.
Der Katholikentag wird vom Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) veranstaltet und steht unter dem Motto “Einen neuen Aufbruch wagen”. Rund 30.000 Katholiken haben sich fest für das Event bis Sonntag angemeldet, weitere 30.000 Besucher werden erwartet. Die katholische Kirche präsentiert sich von “ihrer besten Seite” – tatsächlich hat die Kirche enorme Probleme und seit 2010 durch die Aufdeckung von hunderten sexueller Missbräuche viele Mitglieder verloren. Auch die mangelhafte Aufklärung hat der Kirche Schaden zugefügt und die “Glaubwürdigkeit” erschüttert.
Weitere Problemfelder sind der Zölibat, der Umgang mit Schwulen und Lesben, der Ausstieg aus der Schwangerschaftsberatung, der Umgang mit Geschiedenen, Repressionen von Angestellten, Niedriglohnskandale und ein grassierender Personalmangel – immer weniger junge Männer interessieren sich für das Priesteramt, was sicher mit den starren inneren Strukturen der Kirche zu tun hat. Weltweit ist die katholische Kirche mit 1,2 Millionen Angestellten einer der größten Arbeitgeber. Auch in Deutschland sind beide Kirchen nach dem Staat der größte Arbeitgeber. Das Vermögen der katholischen Kirche in Deutschland wird auf 270 Milliarden Euro geschätzt. Der Katholikentag kostet rund acht Millionen Euro. 3,5 Millionen Euro erhält die Kirche dabei an staatlichen Zuschüssen.
Parallel zum “offiziellen” Katholikentag wird durch Reformkräfte ein Alternativprogramm angeboten. (siehe dazu unsere weitere Berichterstattung)
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