Ladenburg, 16. Juli 2012. (red) Bürgermeister Rainer Ziegler und Revierleiter Frank Hartmannsgruber sahen sich fast genötigt, heute in einer Pressekonferenz die Öffentlichkeit über “unschöne Begleiterscheinungen” des Drachenbootrennens zu informieren. Jugendlicher Suff, Vermüllung und ein “katastrophales Parkverhalten” haben Stadt und Polizei mehr als verärgert. Der veranstaltende Verein wurde ausdrücklich gelobt.
Von Hardy Prothmann
Bürgermeister Rainer Ziegler und Revierleiter Frank Hartmannsgruber sind alles, nur “nicht amüsiert” über die Nacht vom Samstag. Mehrere hundert Jugendliche haben sich zum Saufen rund um das Drachenbootfestival getroffen. Sie hinterließen Abfall und Scherben und insgesamt drei im Alter von 14 und 15 Jahre auch die Sinne: Die Kinder wurde bewußtlos auf der Straße gefunden und musste von der DLRG erstversorgt werden.
Das erfüllt uns mit Sorge – nicht der sportliche Verlauf und das Event an sich. Wir sind alle miteinander erschrocken über die Entwicklung, weil viele, viele Jugendliche volltrunken angetroffen worden sind. Das hat uns bedrückt. Die letzten zwei bis drei Jahre hat sich das ungut entwickelt, jetzt haben wir hier eine Eskalation.
Bürgermeister Rainer Ziegler ist bekannt für seine sonst diplomatische Ausdrucksweise. Seine deutlichen Worte sparen nicht mit Kritik – auch an Eltern. Veranstalter, Stadt und Polizei können die Situation allein nicht bewältigen. Der überwiegende Teil der Jugendlichen kam von außerhalb.
Unschöne Bilanz
Frank Hartsmannsgruber gibt einen droben Überblick: Acht “provokante” Urinierer wurden verwarnt, also solche, die gesehen werden wollten oder denen alles egal war. Mehrfach wurden Jugendlichen Zigaretten abgenommen und vor allem Alkohol. Zwei 15-Jährige, ein 16-Jähriger und ein 17-Jähriger waren “hochprozentig” unterwegs. Irgendein Dummkopf entzündete Plastikgeschirr unter ein Bank. Auf der Eisenbahnbrücke wurde einem Mann zwei Mal mit der Faust so heftig ins Gesicht geschlagen, dass ein Schneidezahn abgebrochen ist – der Täter ist bislang unbekannt. Lärmend randalierende Jugendliche mussten zur Ordnung gerufen werden. Rund 100 Jugendliche hat die Polizei direkt angesprochen – ermahnt und aufgeklärt. Manche auch direkt die Spuren der Saufexzesse wegräumen lassen. Frank Hartmannsgruber bilanziert:
In der Vergangenheit habe ich immer wieder den Jugendlichen ein gutes Verhalten attestiert. Hier trifft das Gegenteil zu.
Im Innenhof der Dalberg-Grundschule traf die Polizei auf eine Gruppe von rund 50 Jugendlichen, “die sich mit harten Sachen ordentlich vorgewärmt haben”. Als die Polizei ankam, rannten viele weg, erst auf “deutliche Anordnungen” hin, kamen ein paar zurück und haben aufgeräumt. Es gibt also wenigstens noch so viel Bewusstsein, dass das Verhalten nicht “normal” ist und Ärger droht.
Dieses Gesamtbild können wir auf Dauer so nicht ertragen.
Als sehr positiv bewerten Bürgmeister Ziegler und Revierleiter Hartmannsgruber den Verlauf der eigentlichen Veranstaltung. Aus Neckarhausen gab es keine einzige Beschwerde, die Beachparty lief sehr fröhlich aber durch Security überwacht auch sehr geregelt ab. Frühzeitige Gespräche mit Anwohner auf beiden Seiten des Neckars haben gewirkt. Bürgermeister Ziegler sagt:
Wir wollen die Vielfalt haben und wollen die Stadt lebendig haben – das ist in unserem Sinne. Das ist ein gute Ausstrahlung nach außen. Aber wir müssen auf die Gesamtverträglichkeit achten. Ich bin dankbar, dass die Absprachen mit den 03-ern eingehalten wurden. Was abgestimmt worden ist, wurde so umgesetzt.
“Begleitumstände bereiten Sorge”
Man müsse zwischen Veranstaltung an sich und dem Gelände außerhalb des eigentlichen Veranstaltungsorts trennen. Nicht der sportliche Verlauf und das Event an sich, sondern die “Begleitumstände” erfüllten den Bürgermeister mit “Sorge”.
Ebenfalls richtig “fuchsig” zeigt er sich mit dem Parkverhalten der Eventbesucher.
Man stellt sich in die Grünflächen, in die Feuerwehrzufahrten. Das Parkverhalten ist eine Katastrophe. Nur wenige nutzen die gut ausgeschilderten Parkmöglichkeiten.
Es habe einige Abschleppmaßnahmen gegeben. “Wir machen das nicht gern als Gastgeber. Wir haben aber auch einen Anspruch, dass die Gäste sich ordentlich verhalten. Mit diesem Verhalten überfordert man uns und läuft Gefahr, diese Veranstaltungen kaputt zu machen.”
Im kommenden Jahr werde konsequent jeder aufgeschrieben, der falsch parkt. “Wir wollen kein Geld einnehmen – sondern wir müssen darauf achten, dass die Ordnung außerhalb der Festivitäten erhalten bleibt.” Wie frech manche sind, schildert Frank Hartmannsgruber: “Wenn Sie mit einem diskutieren müssen, der sich vor die Polizeiausfahrt stellt, dann zeigt das ungefähr, wie verantwortungslos viele unterwegs sind.”
Das Resümee heißt also: Tolle Veranstaltung der Drachenbootsportler – aber leider viel Ärger außenrum. Auch der Verein wird sich bei Lösungswegen mit einbringen müssen. Nicht das Event ist der Auslöser für diese Zustände – aber anläßlich des Events finden diese Zustände statt. Die schwierige Aufgabe wird sein, das in den Griff zu bekommen. Der sinnlose Suff wirft sonst einen dunklen Schatten auf das Drachenbootfestival.
Weitere Artikel und Fotostrecken finden Sie auf dem Ladenburgblog.de