Oftersheim/Rhein-Neckar, 15. Januar 2016. (red/pm/ms) Bis zum Monatsende werden voraussichtlich etwa 320 Asylbewerber in Oftersheim untergebracht. 250 Flüchtlinge sollen in einer Halle im Gewerbepark Hardtwald einquartiert werden. Diese Lösung sei “nicht ganz optimal”, heißt es seitens des Landratsamts. Doch als Notunterkunft brauche man sie unbedingt. Die Behörde sei “in Bedrängnis”. Bislang nimmt weniger als die Hälfte der Gemeinden und Städte im Rhein-Neckar-Kreis Flüchtlinge auf.
Von Minh Schredle
Wie das Landratsamt mitteilt, muss der Rhein-Neckar-Kreis diesen Januar jede Woche für die Unterbringung von jeweils 261 Asylbewerbern sorgen. Eine Pressemitteilung vom Donnerstag beginnt mit den Worten:
Das Landratsamt ist in Bedrängnis.
Die nach wie vor hohen Zugangszahlen würden es nötig machen, auch auf Gewerbeobjekte zurückzugreifen. Daher müsse man ab der kommenden Woche eine Halle im Gewerbepark Hardtwald belegen. Hier werden voraussichtlich etwa 250 alleinstehende Männer untergebracht.
Unterbringung “nicht ganz optimal”
Sowohl die Gemeinde Oftersheim als auch der Rhein-Neckar-Kreis halten diese Unterkunft für “nicht ganz optimal”, heißt es in einer Presseinformation der Landratsamts – doch brauche man die Halle wegen des hohen Zuweisungsdrucks “unbedingt”.
Die Verpflegung soll über einen Caterer erfolgen, außerdem ist geplant, vor Ort einen ständigen Sicherheitsdienst einzurichten. Die Halle soll über einen Zeitrahmen von 18 Monaten zur Flüchtlingsunterbringung genutzt werden. Dies geschehe “im Rahmen des polizeilichen Notstandes zur Vermeidung von Obdachlosigkeit”, heißt es von Seiten des Landratsamts. Nur was genau soll das heißen?
Eine Enteignung oder Beschlagnahmung liege nicht vor, erklärt Pressesprecherin Silke Hartmann gegenüber der Redaktion auf Rückfrage. Dies geschehe nur als ulitma ratio – doch das Landratsamt und der Hallenbesitzer wären sich in Verhandlungen einig geworden, bevor man zu diesem Schritt hätte greifen müssen. Das klingt ein wenig nach einem Angebot, das man nicht ablehnen kann.
Familien erwünscht
Gegen Ende des Monats soll außerdem die ehemalige Gaststätte “Goldener Hirsch” belegt werden. Dazu heißt es:
Hier plant der Rhein-Neckar-Kreis, Familien unterzubringen, insgesamt wohl 70 Personen. Aufgrund der immer erst sehr kurzfristig feststehenden tatsächlichen Zuweisung durch die Landeserstaufnahmestelle kann über die Zusammensetzung jedoch momentan noch keine Aussage getroffen werden.
Letzlich habe man “nur einen begrenzten Einfluss auf die konkreten Zuweisungen”.
Extrem ungleiche Verteilung
Im Rhein-Neckar-Kreis wurden bis Ende 2015 etwa 5.600 Flüchtlinge untergebracht – allerdings nur in knapp der Hälfte der Gemeinden. Die Integrationsleistungen liegen meilenweit auseinander. Im etwa 12.000-Einwohner großen Hemsbach sind derzeit knapp 500 Flüchtlinge untergebracht. Im etwa 12.000-Einwohner großen Heddesheim dagegen überhaupt keine.
Im Januar kommen weitere Flüchtlinge mindestens nach Ladenburg und Oftersheim. Damit sind bis zum Monatsende wohl in 26 von 54 Gemeinden und Städten des Kreises Asylbewerber untergebracht. Das ist immerhin fast die Hälfte.
Irgendwo ist es denkwürdig, dass Gemeinden mit mehreren tausend Einwohnern bislang nicht in der Lage waren, zumindest Wohnraum für wenigstens ein paar Dutzend Menschen bereitzustellen, während andere Kommunen enormen Belastungen ausgesetzt sind. Solidarität sieht anders aus.
Anm. d. Red.: Die im Artikel genannten Zahlen beziehen sich ausschließlich auf Zuweisungen des Kreises, also um die sogenannte vorläufige Unterbringung, bis über ihren Asylantrag entschieden wurde. Verantwortlich für die Unterbringung sind während diesem Zeitraum Stadt- und Landkreise. Erst danach werden sie zur “Anschlussunterbringung” Kommunen und Gemeinden zugewiesen, die dann für (dauerhaften) Wohnraum sorgen müssen.
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