Rhein-Neckar, 14. Juni 2016. (red/pro) Mit dem Start der Fußball-Europameisterschaft in Frankreich bestimmen Bilder der Gewalt die Berichterstattung. Hooligans aus verschiedenen Ländern gehen aufeinander und auf friedliche Fans los. Wer diese Gewalttäter in Schach halten will, muss einen enormen Aufwand betreiben. Die Alternative ist, sie zusammenzuhauen.
Kommentar: Hardy Prothmann
Es ist leider wie immer – in vielen Berichten zur Gewalt der Hooligans fehlt den Autoren die leiseste Ahnung, über was sie eigentlich schreiben.
Medien wundern sich: Wieso sind Schlägertrupps von 30 bis 50 Mann absolut dominant und so schwer zu kontrollieren? Die einfache Antwort ist: Weil sie absolut aggressiv und absolut gewalttätig sind. Sie kämpfen ohne Rücksicht auf Verluste und sind bereit zu töten. Das ist nicht das Ziel, aber der Tod von Menschen wird in Kauf genommen.
Der aktuell in Frankreich zur Fußball-EM entfesselten Gewalt steht die Staatsmacht gegenüber. Auch hier gibt es jede Menge Müll, der berichtet wird. Wer sich wundert, dass 100 Polizisten nicht mit 50 Hooligans fertig werden, weiß nicht, warum das so ist. Die Polizisten sind nämlich nicht absolut aggressiv und absolut gewalttätig. Und wenn sie es wären, würde das Thema “Polizeigewalt” die Schlagzeilen bestimmen. Polizisten müssen sich an Gesetze halten – Hooligans brechen Gesetze.
Es gewinnt, wer brutaler ist
Immer wieder hört man die Frage, ob Polizisten “feige” sind, wenn diese zu viert auf eine Person gehen. Auch diese Frage ist geprägt von vollständiger Ahnungslosigkeit. Vier Beamte sind nötig, um eine Person möglichst “gewaltarm” unter Kontrolle zu bringen. Das dient dem Schutz der Person und der Beamten.
Eine 1:1-Konfrontation gewinnt der, der brutaler ist. Es gibt zudem keine Regeln und wer denkt, Kämpfe laufen wie in Kungfu-Filmen oder Western-Schlägereien ab, hat ebenfalls keine Ahnung. Wenn 50, 100 oder sogar mehr gewalttätige Schläger organisiert vorgehen, stellen sie eine Macht da, die mit “normalen” Mitteln nicht mehr zu beherrschen ist. Da ziehen nicht ein paar Besoffene auf der Suche nach Streit durch die Straßen, das sind kämpfende Einheiten.
Im Vorteil ist immer der Angreifer. Wer angreift, hat die Chance auf den ersten Schlag – wenn der trifft, ist der Kampf vorbei. Tödlich ist dabei oft nicht ein Schlag oder Tritt, sondern der Sturz der getroffenen Person oder das gezielte Nachtreten auf den Kopf, wie aktuell in Frankreich gegen einen britischen “Fan”. Erinnern Sie sich an den Tod von Tugçe A.? Die junge Studentin starb nicht an dem Faustschlag, der sie unvermittelt traf. Sie wurde lebensgefährlich durch den Sturz danach verletzt, weil sie keine Kontrolle mehr hatte, nach hinten umfiel und dabei mit dem Schädel auf dem Asphalt aufgeschlagen ist.
Hogesa
Wir haben vor rund zwei Jahren in Mannheim die “Geburtsstunde” von Hogesa (Hooligans gegen Salafisten) erlebt. Schläger aus verschiedenen Städten hatten sich erstmals gemeinsam verabredet, um gegen einen “ausgemachten Feind” vorzugehen, eben Salafisten.
Einsatzleiter Joachim Scholl, Chef des Reviers Innenstadt, hat einen hervorragenden Einsatz geleitet. Die Bedingungen dafür: Höchste polizeiliche Kompetenz, sehr konzentriert agierende Beamte, ein wenig Glück, aber vor allem eine Übermacht. Die Polizei ließ den über 200 Hooligans zu keiner Zeit Raum und störte früh, bevor die sich in Stimmung bringen konnten. Den Schlägern war klar, dass sie keine leichten Opfer finden würden und wenig ausrichten könnten. Am Ende des Tages hatte Herr Scholl den meisten die Motivation geraubt – man sah es in den erschöpften Gesichtern, wie sehr Herr Scholl diesen Typen den Spaß geraubt hatte.
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Möglicherweise fehlt der französischen Polizei diese Kompetenz, die insbesondere bei der Mannheimer Polizei zu finden ist. Natürlich sind bei solchen Veranstaltungen auch immer Polizisten aus ganz Baden-Württemberg im Einsatz, aber die taktische Führung ist in Mannheim vorbildlich. Ganz anders in Köln, dort kam es zu massiven Ausschreitungen und über 50 verletzten Polizisten.
“Polizeigewalt” beeindruckt nicht
Trotzdem bleibt eine entscheidende Frage: Kann und will der Staat das dauerhaft mitmachen? Wie lange kann und will man sich das leisten? Diese Einsätze kosten enorm viel Geld und binden enorm viel Zeit und Einsatzkräfte.
Gewalttäter, egal, ob auf Straßenfesten, im Umfeld von Fußball oder linke Chaoten wissen, dass ihnen durch die Polizei nicht viel droht. Ein bisschen Pfefferspray vielleicht, hier mal ein wenig Knüffeleinsatz, Kabelbinder. Nichts, was wirklich weh tut und tatsächlich beeindruckt.
Hier läuft was schief: Es kann nicht sein, dass die Straftäter mehr Rechte haben, als die Polizei, die uns schützt und verantwortlich dafür ist, dass die öffentliche Ordnung aufrecht erhalten wird. Selbstverständlich wünscht sich niemand eine prügelnde, verrohte Polizei, die man fürchten muss. Unsere moderne Polizei ist die beste, die es weltweit gibt. Sie ist die staatliche Gewalt und sie setzt Recht und Ordnung nicht nur um, sondern achtet diese auch.
Gewaltexzesse nehmen zu
Die Gewaltexzesse verschiedenster Gruppen nehmen zu – der Frust bei vielen Polizisten auch. Immer häufiger geht die Bilanz zu Lasten der Polizisten aus – die Zahl der Verletzten ist hier häufig größer als auf der anderen Seite. Obwohl sie Schutzausrüstung tragen, obwohl sie für gewalttätige Situationen ausgebildet sind. Der Grund: Sie müssen auch immer damit rechnen, dass man ihnen den Prozess macht, wenn sie jemanden verletzen.
Und darüber wird viel zu wenig debattiert und hier werden die Polizisten von der Politik im Stich gelassen, insbesondere von linksorientierten Politikern sogar verraten und verkauft. Die Polizeibeamten müssen sich beschimpfen und provozieren lassen. Sie müssen sich bewerfen und schlagen lassen – wehe, einer haut mal richtig hart zurück, dann schreit die Runde: Polizeigewalt.
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Die Polizei ist für uns beim Rheinneckarblog häufig Thema – in verschiedensten Situationen. Wir kennen viele Polizisten und erfahren viel von ihnen. Die allermeisten sind keine Schläger und ganz sicher nicht “geil auf Gewaltorgien”. Ganz im Gegenteil. Und damit sind sie Schlägern, die sich an Gewalt aufgeilen, massiv unterlegen.
Insbesondere in Gewaltsituationen sollte die Polizei selbst mehr Gewalt ausüben dürfen – denn nur diese Sprache verstehen Gewalttäter. Diese Gewalt muss auch brutal sein dürfen – anders ist der Wille von Gewalttätern nicht zu brechen und anders sind diese nicht zu stoppen. Und zwar völlig egal, aus welcher Ecke sie kommen, also ob sie nur Lust auf Gewalt haben oder diese “politisch” begründen. Für Hooligans gibt es nur eine Lösung: Haut sie weg.
Anm. d. Red.: Der Autor betreibt seit über 40 Jahren Kampfsport und war während des Studiums viele Jahre Türsteher. Als junger Mann geriert er in mehrere Auseinandersetzungen mit Skinheads und “City-Boys”, die er alle “glücklich” überstanden hat. Warum? “Die haben nicht damit gerechnet, dass jemand brutaler sein kann als die.” Gewalt lehnt er grundsätzlich ab, weil er um deren fürchterliche Folgen weiß. Grundsätzlich ist seiner Meinung nach der defensive Weg, die Deeskalation der richtige Weg. Wenn sich aber Gewalt nicht vermeiden lässt, gibt es nur eine Regel: Wer Skrupel hat, verliert.