Heddesheim/Viernheim/Rhein-Neckar, 13. April 2011. (red) Die KMP Holding, Muttergesellschaft von “pfenning logistics”, wirbt im Internet mit einer aufwändigen Präsentation des geplanten Logistikzentrums. Die hat sicherlich viel Geld geskostet – und das, obwohl “Pfenning” heftig sparen muss. Denn der Umsatz 2009 ist abermals eingebrochen – um 7,3 Prozent. Das Unternehmen, das laut Bürgermeister Michael Kessler und der Mehrheit im Gemeinderat die Zukunft Heddesheims sichern soll, hat enorm zu kämpfen. Arbeitsplätze wurden abgebaut, die Umsatzrendite liegt bei 0,9 Prozent. Eine Aussicht auf Besserung ist nicht in Sicht.
Von Hardy Prothmann
Vorweg – Sie sollten mindestens über DSL 3000 verfügen, selbst dann wird der Aufruf dieser vollkommen unnötigen Programmierung zum Geduldsspiel. “Pfenning” präsentiert unter http://www.bestplace-morespace.com einen Art “Online-Prospekt” für das geplante Logistikzentrum.
Neu ist daran eigentlich nichts. So hat Pfenning seit Jahren exakt 1.850 Mitarbeiter und der Umsatz 2009 liegt nach Prospekt bei 204 Millionen Euro.
Ein kleiner Blick ins Handelsregister verrät, dass es 2008 insgesamt 1.852 Mitarbeiter waren und 2009 nur noch 1.810.
Nach “offiziellen” Angaben behauptete “Pfenning” im Jahr 2008 insgesamt 220 Millionen Euro Umsatz gemacht zu haben, in der Bilanz stehen nur 169,5 Millionen Euro. Für 2009 behauptet “Pfenning” insgesamt 204 Millionen Euro Umsatz gemacht zu haben, in der Bilanz stehen nur 157,1 Millionen Euro.
Zur Bilanz 2008 hatten wir bereits nachgefragt: Die Auskunft war, man habe noch andere Beteiligungen, die für die 50 Millionen Differenz beim Umsatz gesorgt hätten. Weitere Angaben wurden nicht gemacht. Deshalb kann man sich nur auf die vorhandenen Zahlen stützen und die sehen mies aus.
Zwar hat die Unternehmensgruppe 2009 laut Bilanz einen Gewinn von knapp 1,4 Millionen Euro gemacht (2008: 20.000 Euro), wer sich aber die Zahlen etwas genauer anschaut, erkennt, dass rund 1,1 Millionen Euro weniger fürs Personal ausgegeben wurden – und das bei einer Firma, die versprochen hat, neue Arbeitsplätze nach Heddesheim zu bringen. Was noch nicht mal falsch sein muss, vielleicht werden die neuen Arbeitsplätze ja so schlecht bezahlt, dass unterm Strich hier nochmals gespart werden kann. Beispielsweise wurde die Aufwendungen für die Altersvorsorge um das Doppelte oder eine halbe Million Euro zurückgefahren.
Bei den Aufwendungen für Roh, Hilfs- und Betriebsstoffe wurden ganze sieben Millionen Euro eingespart – ein Hinweis, dass hier Ausgaben nicht getätigt wurden und der Sparstrumpf ganz eng gezogen wurde. Lapidar übersetzt: Man schiebt den Ölwechsel halt ein bisschen raus. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass fast alle “Vorräte” teils bis um ein Drittel zurückgefahren wurden.
Auch der Aufwand für bezogene Leistungen ging um gut zehn Prozent oder drei Millionen Euro zurück – sprich. Firmen, die “Pfenning” als Kunden haben, mussten den Gürtel auch enger schnallen. Auch die sonstigen betrieblichen Aufwendungen gingen um 2,4 Millionen Euro oder ebenfalls knapp 10 Prozent zurück. Und es wurden rund eine Million Euro weniger Zinsen gezahlt. Vielleicht, weil weniger Schulden da sind, kann aber auch gut sein, dass man die Bank gebeten hat, die Zinsen später zu zahlen.
Insgesamt darf man die Zahlen durchaus so interpretieren, dass sparen, sparen, sparen angesagt war. “Pfenning” nennt das “Konsolidierung”.
Ein interessanter Satz steht unter “Preisdumping”:
“Parallel zu unserer eigenen Flotte bedienen wir uns schon immer bei entsprechenden Transportunternehmen, um unsere benötigten Spitzenkapazitäten abdecken zu können.”
Übersetzt heißt das, Pfenning fährt einen Grundfahrzeugpark und bedient sich anderer Logistiker, um “Spitzen” zu bedienen. Die Heddesheimer Bürgerinnen und Bürger erinnern sich, dass es laut Pfenning- mindestens zwei Spitzen im Jahr gibt: im Frühjahr und vor Weihnachten. Dann fahren also vermehrt nicht-“Pfenning”-Lkw über die Ringstraße und “vielleicht” auch durch den Ort. Das ist die Zeit für die Aufpasser, die sich dann Kennzeichen notieren, um feststellen zu lassen, ob “Pfenning” den “Verkehrslenkungsvertrag” bricht. Die Gemeindekasse für soziale Zwecke wird sich dann über 20 Euro je Verstoß freuen, sofern diese “festgestellt” werden.
Ebenfalls interessant ist auch dieser Satz zum Personal:
“Aufgrund des Konjunktureinbruches ist jedoch eine Entspannung am Arbeitsmarkt beim gewerblichen Fahrpersonal zu verzeichnen.”
Heißt, die Leute suchen Arbeit und schaffen sicherlich auch für wenig Geld.
Als Prognose erwartet der Konzern laut Bilanzbericht für 2010 eine “Konsolidierung” auf dem Niveau von 2009 – sprich, der Umsatz wird nicht wachsen. Da “Pfenning” den Großkunden Henkel verloren hat, darf man gespannt sein, wie die tatsächlichen Zahlen aussehen werden.
Mit einer Umsatzrendite von 0,9 Prozent ist Pfenning, naja, nicht gerade das, was man ein “erfolgreiches Unternehmen” nennt. Anders ausgedrückt, von 100 Euro Umsatz bleiben nach Abszug aller Ausgaben 90 Cent “Gewinn” in der Tasche.
Zurück zur Präsentation: Geht es nach Pfenning, könnten die Hallen im Notfall auch als “Renaturierungsgebiet” genutzt werden – aber vielleicht ist das einfach wieder nur eine Fehlinterpretation.