Mannheim, 11. Januar 2017. (red) Anfang Januar haben wir über ein Video berichtet, dass eine Gewaltszene in der Linie 5 zeigen soll. In sozialen Netzwerken wurde sofort von “alltäglichen Szenen” der Gewalt geredet. Auf Nachfrage weist die Polizei diese Einschätzung zurück. Von alltäglicher Gewalt könne keine Rede sein – zutreffend ist aber, dass sich die Einsätze erhöht haben.
Von Moritz Bayer
Wir hatten der Polizei Mannheim vergangene Woche ein Video sowie die uns bekannten Informationen zur Prüfung zur Verfügung gestellt.
Nun liegt das Ergebnis vor: Anhand des vorliegenden Bildmaterials lässt sich nicht feststellen, in welchem Verkehrsmittel und an welchem Ort sich die fragliche Situation zugetragen hat. Auch sei weder ein Erstellungs-, noch ein Veröffentlichungsdatum ersichtlich. Trotzdem geht die Polizei davon aus, dass es sich um die Linie 5 handelt, da die Art der Straßenbahnausstattung passt.
Die Aufnahme läßt möglicherweise auf einen Fall vom 01. Januar 2017 schließen, bei dem in der Linie 5 der Rhein-Neckar-Verkehrsbetriebe (rnv) im Bereich Mannheim-Oststadt ein gambischer Staatsangehöriger im Zusammenhang mit Streitigkeiten als Betroffener geführt wird. Im Video ist ein Schwarzafrikaner zu erkennen – mehr allerdings nicht.
Die Sachverhaltsaufklärung vor Ort durch zwei Streifenwagenbesatzungen des Polizeipräsidiums Mannheim habe erbracht, dass es zu einer verbalen Auseinandersetzung zwischen mehreren Bewohnern der Flüchtlingsunterkunft im Benjamin Franklin Village (BFV) in Mannheim-Käfertal gekommen war. Straftaten wurden gegenüber den vor Ort befindlichen Beamten nicht angezeigt, beziehungsweise waren durch diese nicht feststellbar.
Gambier durfte nicht weiter mitfahren
Der Vorfall wurde durch die Straßenbahnfahrerin der Polizei mitgeteilt. Da sie eine weitere Beförderung des gambischen Staatsangehörigen zur Verhinderung eventuell sich fortsetzender Störungen ausschloss, setzte dieser seinen Weg zu Fuß fort. Weitere polizeiliche Maßnahmen wurden nicht durchgeführt.
Die Linie 5 führt in einer Art Schleife durch große Teile des Zuständigkeitsbereichs des Polizeipräsidiums Mannheim; sie durchläuft die örtlichen Zuständigkeiten von neun der insgesamt 17 Polizeireviere. Sie tangiert hierbei verschiedenste kriminalgeografische Bereiche und befördert Personen unterschiedlichster soziokultureller Herkunft.
Auch und gerade bietet sie vielen im Zuständigkeitsbereich untergebrachten Flüchtlingen, vor allem aus Mannheim-Neckarstadt und Mannheim-Käfertal, einen einfachen und schnellen Mobilitätszugang.
Verstärktes “Schwarzfahren” in besagter Straßenbahnlinie
Dem Polizeipräsidium Mannheim sei bekannt, dass es in betreffender Linie in den zurückliegenden Monaten desöfteren Anlass zu polizeilicher Intervention gab. Die deliktische Bandbreite bewegte sich hier zwischen dem Erschleichen von Leistungen (“Schwarzfahren”) bis hin zu Körperverletzungsdelikten.
Diesbezüglich hat das Polizeipräsidium Mannheim im zurückliegenden Jahr drei größere Kontrollaktionen in Zusammenarbeit mit der rnv durchgeführt. Hierbei wurden diverse Verstöße, hauptsächlich im Deliktsbereich des Erschleichens von Leistungen festgestellt.
Weiterer Schwerpunkt der Aktionen war die sichtbare polizeiliche Präsenz innerhalb der Verkehrsmittel und an den Haltestellen. Daneben erfolgen unregelmäßig gemeinsame Kontrollaktionen sowie Präsenzdienste von ein bis zwei Streifenwagenbesatzungen – in Zusammenarbeit mit dem Personal der RNV.
Junge Männer oftmals laut mit auffälligen Verhaltensweisen
Das Polizeipräsidium Mannheim steht aktuell mit der Betriebsleitung der rnv hinsichtlich weiterer konzertierter Aktionen im Jahr 2017 in Kontakt.
Es sei ferner bekannt, dass – korrespondierend mit der aktuellen, personellen Zusammensetzung der Flüchtlinge in Mannheim – vermehrt junge Männer im Gruppenverbund den öffentlichen Nahverkehr nutzen. Je nach Nationalität fallen manchen Gruppen durch extrovertierte, laute Verhaltensweisen auf. Dies würde auch in der Bevölkerung bisweilen als “gewöhnungsbedürftig”, “störend” bis “bedrohlich” auffallen.
Dass jedoch Situationen wie im betreffenden Video „alltäglich“ seien, könne von Seiten der Polizei nicht bestätigt werden.
Linie 5 ist (noch) keine “Problemlinie”
Dass die Polizei sich der leicht angespannten Lage bewusst ist und bereits Reaktionen gezeigt hat, sollte Pendlern und regelmäßigen Nutzern der Linie die nötige Ruhe vermitteln. Streitigkeiten könnten immer und überall vorkommen. Bei der Linie 5 von einer “Problemlinie” zu sprechen, sei nicht zutreffend.
Ob weiterhin vermehrt Polizeipräsenz vonnöten sein wird, würden die nächsten Kontrollaktionen zeigen.
Anm. d. Red.: Wer solche Szenen filmt, sollte diese nicht selbständig im Netz hochladen, sondern diese der Polizei als Beweismittel überlassen. Dazu sind Angaben zum Ort und zur Zeit wichtig sowie alle sonstigen Beobachtungen als Augenzeuge. Aktuell wird dieses Video insbesondere in rechtsextremen Kreisen missbraucht, um ausländerfeindliche Stimmungen zu schüren.