Heidelberg, 11. Mai 2016. (red/nh) Schließe die Augen. Höre hin. Was passiert? Die Musik von Ry X erschafft nicht nur elektronische Klangwelten – sie ist Schmerz, Euphorie und Hoffnung und wunderschön melancholisch. Gestern Abend gab er im Heidelberger Schloss ein Konzert – der Königsaal war voll, die Atmosphäre sehr besonders.
Von Naemi Hencke
Schließe die Augen. Lass die visuelle Welt für einen Augenblick draussen. Höre hin.
Der dunkle, schwere Bass durchdringt den Körper. Mal schmerzlich, dann berauschend. Die elektronischen Klänge erschaffen eine Sphäre von Zauber. Die Töne der Gitarre schweben, tanzen und wirbeln. Übereraschend, die zärtliche Stimme des Musikers – wie eine innige Umarmung, die die Klänge zusammenhält und liebkost. Sanft. Fest. Sicher.
Erinnerungen, die zu Musik werden
Euphorie. Leidenschaft. Schmerz. Verzweiflung. Hoffnung. Liebe, in all ihren Facetten.
Die melancholischen Kompositionen bauen sich auf zu einer audiovisuellen Gefühlslandschaft. Sie durchdringen, entspannen und wachen auf. Sie widersetzen sich, um sich kurz darauf bedenkenlos hinzugeben. Es werden erlebte Geschichten sichtbar, Erinnerungen werden zu Musik.
Die Musik wird intensiver. Sie wird spürbar.
Es wird warm. Der Körper vibriert. Die Brust verengt sich. Die Nase kitzelt. Die Augen werden feucht. Eine unerwartete Träne kullert die Wange herunter. Ganz langsam bahnt sie sich ihren Weg hinunter. Am Kinn angekommen, verweilt sie einen kurzen Moment, um sich dann in einer endlosen Sekunde zu lösen und herunterzufallen. Ihr kühler und feuchter Hauch, den sie hinterlassen hat, vertrocknet. Wie, als wenn nichts gewesen wäre.
Was war das? Ich muss die Augen öffnen. Das war irgendwie zu krass. Sogwirkung.
Die Kerzen flackern. Ein Scheinwerfer wirft Schatten an die kühle Steinmauer. Die mächtigen Torbögen und die gotischen Gewölbe im Hintergrund – ein Kontrast der nicht auf gleich zu passen scheint – man würde sich eher Klassik oder noch Jazz hierher denken. Doch es passt. Diese subtile Verbindung schafft obschon ihres Kontrasts oder gerade deswegen eine einzigartige Atmosphäre.
Hände, die die Musik berühren
Ich sehe Ry X auf der Bühne stehen, ganz lässig in schwarz – nur seine Schuhe sind aus festem, braunem Leder. Beinahe verschmilzt er mit dem dunklen Hintergrund. Während er singt, erfühlen seine Hände die Musik – als ob er die Klänge berühren könnte.
Er schließt die Augen.
Gold I swam into your spell
On the rite of god we fell
You were plush and I laid bare
You had me howling
Cold I fell into your skin
On the night you led me
Under your sin
You had me howling
You had me howlingBlush