Mannheim/Rhein-Neckar, 10. Oktober 2015. (red/pro) Gökey Akbulut, Spitzenkandidatin Die Linke zur kommenden Landtagswahl, hat heute dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan vorgeworfen, direkt verantwortlich für einen Bombenanschlag zu sein, bei dem heute in der Hauptstadt Ankara mindestens 86 Menschen getötet worden sein sollen. Über 200 Personen sollen verletzt worden sein. Überwiegend junge Menschen, Kurden, Linke und Friedensaktivisten waren zu einer Friedensdemo zusammengekommen, als zwei Bomben detonierten.
Who can be this bloodthirsty to attack a ‘Peace Rally’ in #Turkey? @dokuz8haber #TwitterKurds #Peace pic.twitter.com/6fwmw4rStD
— Mutlu Civiroglu (@mutludc) 10. Oktober 2015
Bilder nach dem Attentat von Ankara auf Twitter.
Letztlich sind es gut 300 Menschen, die auf dem Willy-Brandt-Platz vor dem Hauptbahnhof zusammenkommen. Die Spontandemo hat einen grausigen Anlass – kurz vor zehn Uhr detonierten heute in der türkischen Hauptstadt Ankara zwei Bomben mitten in einer Friedensdemo. Offiziell wird von 86 Toten und über 200 Verletzten berichtet. Viele seien so schwer verletzt, dass die Zahl der Toten weiter steigen könnte. Der Anschlag von Ankara ist damit eines der verheerendsten Attentate der jüngeren Vergangenheit.
Nach ersten Informationen soll es sich um Selbstmordanschläge handeln. Spiegel online berichtet, dass zum Zeitpunkt des Terroranschlags keine Polizei vor Ort war – eine Detailbeobachtung, die Mutmaßungen unterstützen wird. Wusste die Polizei, dass dieser Ort um diese Uhrzeit “unsicher” sein würde?
In der Türkei herrschen seit Monaten teils bürgerkriegsähnliche Zustände. Die stärkste Partei im Land, die AKP von Erdogan, hatte bei der vergangenen Wahl die absolute Mehrheit verloren. Umgekehrt gelang der prokurdischen DHP der Sprung über die zehn-Prozent-Hürde. Seither sind alle Koalitionsverhandlungen zwischen den Parteien gescheitert – deshalb soll am 01. November neu gewählt werden.
Entscheidend für die Unruhen im Land ist der konservative Kurs des früheren Ministerpräsidenten Erdogan und die Krisenlage in Syrien. Die türkische Armee hat mehrmals kurdische Kämpfer angegriffen. Kurdische Extremisten rächten sich und brachten Dutzende türkische Soldaten und Polizisten um. Der Kampf zwischen linksextremistischen sowie prokurdischen Organisationen gegen die Türkei und umgekehrt ist in vollem Gange. Beide Seiten werfen sich gegenseitig vor, die Konflikte zu schüren.
Die Mannheimer Stadträtin Gökay Akbulut (Die Linke), sprach auf der Versammlung und forderte friedliche Verhandlungen. Tatsächlich war sie auch in die Organisation des Kurdenfestivals eingebunden und deren Pressesprecherin. Anfang September 2012 fiel ein wütender Mob von teils bis zu 3.000 Menschen über die Polizei her – 80 Beamten waren verletzt worden.
Dieser Gewaltausbruch war geplant und kein Zufall. Dabei wurden Mittel der “asymetrischen Kriegsführung” angewendet – der größte Teil der Steinewerfer stand zwischen Frauen und Kindern – die Polizei war somit chancenlos gegen die Angreifer vorzugehen ohne “Kollateralschäden” in Kauf zu nehmen. Der damalige Polizeiführer Dieter Schäfer setzte auf Rückzug und Deeskalation und hatte mit diesem besonnen Verhalten Schlimmeres verhindert. Ungeachtet dessen gab es mindestens einen Totschlagversuch des Mobs auf einen Polizisten. In einer besonders brenzligen Situation stand die Polizei damals kurz davor, von der Schusswaffe Gebrauch zu machen.
Die Spontan-Kundgebung heute blieb friedlich. Der überwiegende Teil waren Kurden, es gab aber auch einige türkische Teilnehmer, die linken Gruppierungen angehören. Die Polizei war mit starken Kräften des Präsidiums Mannheim vor Ort.