Ladenburg, 08. Dezember 2011. (red) In der auf Sat.1 und Prosieben gezeigten Show “Voice of Germany” werden angebliche “Talente” vorgestellt. Tatsächlich muss man aber den Eindruck haben, dass “Überraschungen” keine sind, sondern gezielt bekannte Musiker als “unbekannte Sänger” vorgestellt werden. Einer ist Rino Galiano aus Mannheim – ein ungewöhnlicher Mensch, der beim besten Willen keine “Voice of Germany” ist, sondern ein sympathischer Sänger. Die Zeitungen berichten unseriös, spielen das Spiel mit. Es geht schließlich um Quote und Auflage. Das ist schade, denn es sollte eigentlich um (Musik)-Kultur gehen. Um den Menschen. Es geht aber ums Geschäft.
Von Hardy Prothmann
Ich kenne Rino Galiano nicht wirklich gut. Aber ich habe viele Eindrücke von ihm, weil ich ihn viele Male im Ladenburger Fody’s gesehen und gehört habe. Und wir haben uns ab und an ein wenig unterhalten. Auf deutsch, auf “monnemerisch” und auf italienisch. Rino beherrscht diese Sprachen perfekt.
Denn Rino ist Italiener, in Deutschland aufgewachsen und dazu noch in der spannenden Stadt Mannheim. Er kann wahlweise hochdeutsch, “monnemerisch” und italienisch. Und er hat Humor.
Was “Voice of Germany” bietet, ist eine Inszenierung. Was sonst. Es ist Privatfernsehen, es geht um Quote und Kohle und Xavier Naidoo, der Sohn Mannheims, ist “fett” dabei. Kann es sein, dass er Rino nicht kennt? Normalerweise kennt man sich in der Region und weiß, wer was kann oder nicht. Im Fernsehen wird “Überraschung” geheuchelt.
Die Wurzeln
Die umtriebige Schauspielerin und Sängerin Susan Horn veranstaltet seit langem “Mo’Roots” (“meine Wurzeln”) im Landenburger Fody’s. Sie schafft regelmäßig jeden ersten Dienstag im Monat Musiker herbei, die überwiegend soulige Musik aufführen. Ein tolles, spannendes Projekt. Der Eintritt von drei Euro kommt dem Kinderhospiz Sterntaler zugute.
Der verantwortliche Gastronom zahlt die Musiker mäßig – schließlich bietet er eine Bühne, muss kalkulieren und “Charity” passt ins Marketing-Konzept. Business as usual – wie immer.
Einer dieser Musiker ist Jason Wright – ein Keyboard-Spieler und Talente-Scout. Der Engländer ist so eine Art “Godfather” für viele Musiker in der Region. Auch Xavier Naidoo. Ich kann mich noch gut erinnern, wie Xavier Naidoo als Gastmusiker in der Heidelberger Nachtschicht bei Jason ein, zwei Gastauftritte haben durfte.
Das ist lange her. Mittlerweile ist Xavier der Star – Jason ist aber immer noch der leidenschaftliche Musiker.
Wright Thing
Wright förderte schon viele Talente. “The Wright Thing” ist seine Marke und der Mann steht für eine nicht zählbare Zahl von ergreifenden Live-Konzerten mit jungen Talenten – lange bevor es “The Voice of Germany”, “Supertalent” oder andere inszenierte Pseudo-Shows gegeben hat.
Keine Ahnung, wieso die Show nicht Jason Wright heißt. Vielleicht mag der Mann einfach zu sehr die Musik, die Atmosphäre, die Spannung, den Moment und nicht so sehr den großen Auftritt. Oder die Kommerz-Maschine.
Anders Xavier Naidoo, über den ich Anfang der 90-er Jahre bereits in Zusammenhang mit einem Chor-Projekt geschrieben habe. Seine Stimme ist großartig – seine Attitüde hat mir nie gefallen. Sie geht nicht an mich ran.
Die Musik der “Söhne” ist erfolgreich. Ebenso wie Dieter Bohlen mit Blue System oder wie auch immer die jeweilige Marketing-Maschine genannt worden ist. Und wie Bohlen versucht nun auch Naidoo das große Geschäft zu machen.
Grottenschlechte Show
Rino tut mir dabei ein wenig leid. Denn der zierliche Sänger ist meiner Meinung nach nicht geeignet für dieses “Geschäft” der Inszenierung. Wäre er das, hätte er niemals dieses Interview geführt und schon gar nicht einer Veröffentlichung zugestimmt. Sich so schlecht zu präsentieren oder präsentieren zu lassen darf einfach nicht sein, wenn man ein “Star” sein will.
Vermutlich wollte er nur nett sein und hat irgendjemandem ein Interview gegeben, der für Fody’s eine grottenschlechte “Blogseite” macht. Wer “groß” rauskommen will, muss Sorge dafür tragen, dass es solch einen Trash einfach nicht gibt.
Solche Patzer gehören nicht zur Inszenierung. Sie können durchaus schädlich sein. (Rino ab 2:40)
Die Süddeutsche Zeitung hat das Show-Konzept schon kritisiert (Kuschel-Casting mit Merkwürdigkeiten), der “Rolling Stone” hat es vernichtend kritisiert – was, wenn nun auch noch solche “Trash-Videos” von der Bild entdeckt werden?
Das Show-Business ist ein hartes.
Voice, Chance, Schicksal
Ich wünsche Rino viel Erfolg und vor allem Glück. Vermutlich weiß er noch nicht, was ihm bevorsteht. Ich hoffe, dass er alles was kommt, gut durchsteht.
Aber ich finde es sehr, sehr schade, dass die Show so laufen muss, als sei Rino ein “unentdecktes Talent” – der Mann ist im Show-Business und keineswegs ein Privatsänger.
Deswegen unterstütze ich redaktionell auch nicht diese PR-Lügenmaschine, sondern berichte kritisch und hintergründig.
Für Rino Galiano ist “Voice of Germany” vordergründig eine große Chance. Man darf nur hoffen, dass ihn die Chance nicht verspeist.
Denn er ist echt ein netter Kerl und ein toller Sänger. Ich wünsche ihm eine tolle Karriere, wunderbare Konzerte, aber keine “Klo-Gang-Atmosphären-Interviews” und keine Marketing-Maschine.
Dieser Sänger hat das Zeug, mit seiner Stimme vor Ort, vor den Menschen zu überzeugen. Leider hat er sich auf “Big-Business” eingelassen und das wird ihm nicht gut tun.
Für das “Germany”-Geschäft halte ich ihn nicht für skrupellos genug. Und das meine ich als Kompliment. 😉