Ladenburg, 07. November 2014. (red/cb) Bürgermeister Rainer Ziegler, Götz Speyerer vom Liegenschaftsamt und Planer Michael Salinger teilten heute in einem Pressegespräch mit, dass sich die Fertigstellung der Sanierungsarbeiten des Carl-Benz-Gymnasiums um mindestens zwei Monate verzögert. Der Grund: Die beauftragte Fensterbaufirma hat Insolvenz angekündigt – deshalb können die Fenster erst zwei Monate später geliefert und montiert werden.
Von Carolin Beez
Wir lagen noch vor dem eigentlichen Zeitplan,
sagt Bürgermeister Rainer Ziegler (SPD). Doch jetzt verlängert sich die Frist der Fertigstellung um mindestens zwei Monate. Die Anders Metallbau GmbH aus dem hessischen Fritzlar, die für die Montage und den Einbau der Fenster verantwortlich ist, hat Insolvenz angemeldet. Eigentlich sollte das Carl-Benz Gymnasium bis zum Schuljahresbeginn im September 2015 bezugsbereit sein. Der früheste Fertigstellungstermin verlegt sich dadurch voraussichtlich auf November 2015.
Die Fensterbaufirma sei wegen fehlender Bezahlungen für ausgeführte Aufträge in Schieflage geraten. Planer Michael Salinger kam nach Prüfungen zu dem Schluss, dass eine Kündigung des Vertrags keine Vorteile für die Stadt gebracht hätte. Das Arbeitsverhältnis zur Firma Anders Metallbau bleibt also weiterhin bestehen, obwohl eine Sonderkündigung in diesem Fall möglich gewesen wäre. Man habe den alten Vertrag, der erst im Juli geschlossen worden sei, gekündigt und einen neuen Vertrag geschlossen, der eine Lieferung der Fenster am 08. Dezember statt wie geplant Anfang Oktober vorsieht, sagte Herr Ziegler:
Wir haben vertrauen in diese Firma und glauben, dass wir trotz allem gut zusammen arbeiten werden.
Der Einbau der Fenster soll demnach bis zum 27. Februar 2015 beendet sein.
Das Problem: Vom Einbau der Fenster hängt viel ab, weitere Arbeiten im Innern wie auch am Äußeren des Gebäudes können sonst nicht stattfinden. ” Mit Folien allein bekommt man das Gebäude ja nicht dicht”, sagt Herr Salinger dazu. Aufgrund der Wetterbedingungen müssen die Arbeiten auf der Baustelle also unterbrochen werden – eventuell drohen Witterungsschäden.
Eine Preiserhöhung wegen Verzögerung?
Das Auftragsvolumen für die über 200 Fenster liegt bei rund einer Million Euro. Es steht dabei nicht fest, ob die anderen beauftragten Firmen für die Verzögerung einen Aufpreis verlangen werden. Man befinde sich zwar bereits in “guten Gesprächen”, könne genauere Aussagen aber erst im Februar des nächsten Jahres sagen können, sagte Rainer Ziegler.
Für die Schüler und Schülerinnen des Carl-Benz-Gymnasiums heißt das: Der Umzug ins sanierte Gebäude lässt noch auf sich warten und sie werden weiterhin in der alten Martinsschule untergebracht werden. Die Schulleitung und der Elternbeirat seien bereits informiert und zeigen sich verständnisvoll gegenüber der Verzögerung.
Insolvenz angeblich nicht vorherzusehen
Auf Nachfrage bestätigten Bürgermeister Ziegler und Herr Speyerer, dass man die Firma selbstverständlich geprüft habe. “Die hat ausgezeichnete Referenzen”, sagte Herr Ziegler. Unsere Recherchen ergaben aber auch deutlich sichtbare Probleme. Umsatzzahlen veröffentlicht das Unternehmen nicht, sondern nur das Rohergebnis, Das lag 2010 bei 9,9 Millionen Euro, im Jahr 2011 nur noch 9 Millionen Euro und 2012 noch 8,7 Millionen Euro.
Gleichzeitig stiegen die Verbindlichkeiten von 4,5 auf 6,9 Millionen Euro – also auf 80 Prozent des Rohergebnisses. Seit 2008 bis 2012 weist Anders Metallbau GmbH jährlich einen Gewinn von 0 Euro aus. Ohne Kapitalstützen eines anderen Unternehmens wären die Ergebnisse negativ gewesen. Im Geschäftsjahr 2012 beschäftigte das Unternehmen 113 Personen sowie 21 Auszubildende.
IG Metall berichtet “Schwierigkeiten” seit Jahresanfang
Die IG Metall berichtet auf unsere Nachfrage über erste erkennbare Schwierigkeiten seit Anfang des Jahres. Gehälter wurden erst nach wochenlanger Verzögerung bezahlt. Später informierte die Gewerkschaft die Belegschaft per Flugblatt, wie man sich in solch einer Situation verhält.
Mitte Oktober wurde die Belegschaft über die Lage informiert – die Insolvenz kann möglicherweise noch abgewendet werden, so der vorläufige Insolvenzverwalter. Stichtag ist der 1. Dezember. Die Stadt Ladenburg hätte sich ohne allzu großen Aufwand selbst ein Bild der Unternehmenslage machen können. Der Auftrag wurde Anfang Juli 2014 vergeben.