Mannheim, 06. Oktober 2014. (red/ld) Alte Dosen werden zu Pflanztöpfen, ausrangierte Plastiktüten werden zu bunten Täschchen umgenäht. Wenn man aus Müll noch etwas nützliches macht, ist das Upcycling. Eine Bewegung gegen Materialverschwendung, der man sich beim Theaterfestival “Schwindelfrei” anschließen konnte.
Von Lydia Dartsch
Es sind nur zwei alte Dosen: Die eine für passierte Tomaten. In der anderen waren mal Erdnüsse. Ihren ursprünglichen Zweck haben die beiden längst erfüllt. Eigentlich sind sie ein Fall für den gelben Sack und das daran angeschlossene Recycling-System. Doch dank Isabel Dehmelt tragen sie neues Leben in sich – und dank Upcycling.
Die beiden Dosen beinhalten mittlerweile eine Pflanze. “Diese Pflanztöpfchen kann man ganz einfach selbst herstellen”, sagt Frau Dehmelt beim Upcycling-Workshop der Global Learning Academy, das zum kostenfreien Programmteil des Theaterfestivals gehörte. Neben den Dosen hat die Upcyclerin Plastiktüten und -flaschen mitgebracht.
Design vom Sperrmüll und Flohmarkt
Auf dem Arbeitstisch stehen Bügeleisen, Küchenpapier, Knöpfe und alles, was man noch zum Basteln gebrauchen kann. Um den Tisch herum sitzen hauptsächlich junge Frauen, die ihrer Geschichte zuhören, wie die studierte Diplom-Juristin zum Upcycling gekommen ist: Sie setze ihre Möbel selbst zusammen, mit Dingen, die sie auf dem Sperrmüll findet oder günstig auf Flohmärkten kauft. So richte sie ihre Wohnung mit Einzelstücken ein und mache sich unabhängig von Konzernen mit massengefertigten Möbeln aus Pressspan, aus denen Aldehyde austreten, wie sie sagt.
Gleichzeitig will sie so Ressourcen sparen. Erdöl beispielsweise. In einer Plastiktüte sind durchschnittlich 40 Gramm davon enthalten. Zerfallen werden die Tüten nie. Weggeworfen werden sie schon nach durchschnittlich 25 Minuten. Bei Isabel Dehmelt entstehen daraus bunte Täschchen für Stifte zum Beispiel.
Kleine Geschenke aus Einkaufstüten
“Man kann die Tüten bügeln”, sagt sie. Immer mehrere Tüten übereinander und die schönste Seite nach außen. Eine Lage Küchenpapier darüber und es geht los. Durch die Hitze verschmelzen die Plastikfolien miteinander zu einer dickeren Folie. Nur zu heiß darf es nicht sein. Dann werden die Teile in der gewünschten Form ausgeschnitten und mit der Nähmaschine zusammengenäht. Einen Reiß- oder Klettverschluss dazu. Die Tasche ist fertig.
“Die eignen sich auch wunderbar als Geschenk”, sagt die Upcyclerin Isabel Dehmelt. Dann dürfen die Besucherinnen selbst im Upcyclen versuchen: Nach und nach entstehen Blumenampeln aus leeren Plastikflaschen und mehr von den Täschchen aus Tüten. Man braucht ein bisschen Zeit zum Basteln, Werkzeug und etwas Fantasie, um aus Müll außergewöhnliche Einzelstücke zu fertigen. Ohne Geld zu bezahlen. Ohne Müll zu produzieren.