Ludwigshafen, 02. November 2015. (red/cr) Spätestens ab dem 01. Januar 2016 soll es auch in Ludwigshafen ein Sozialticket geben. Das hat der Gemeinderat Ende September beschlossen. Ähnlich wie in Mannheim, soll das Sozialticket aus einer Mehrfachkarte mit fünf Einzelfahrten bestehen. Allerdings kann nur eines dieser Tickets pro Monat erworben werden. Der Geltungsbereich soll sich auf die Großwabe Mannheim/Ludwigshafen beschränken.
Von Christin Rudolph
Mobilität ist eine Voraussetzung zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Wenn sich Menschen mit geringem Einkommen keine Tickets für den öffentlichen Nahverkehr leisten können, schließt man sie nicht nur aus. Man begünstigt auch Schwarzfahren.
Das betrifft Flüchtlinge. Selbstverständlich gehört es zur Integration, zu vermitteln, dass man für öffentliche Verkehrsmittel Fahrkarten kaufen muss. Aber wenn die Preise unbezahlbar sind und weite Distanzen unweigerlich zurückgelegt werden müssen, gibt es für viele kaum eine realistische Alternative zum Schwarzfahren.
Eingeschränkte Mobilität wirkt sich nicht nur auf den Komfort im Alltag aus – es bedeutet auch Hindernisse bei Behördengängen und schlechtere Chancen bei der Jobsuche.
Fünf Fahrten pro Monat bezuschusst
Der Ludwigshafener Geminderat hat in seiner Sitzung am 28. September beschlossen, bis spätestens 01. Januar 2016 ein “Sozialticket” einzuführen. Die Stadt bemühe sich nach eigenen Angaben zusammen mit der rnv, den Start schon am 01. Dezember zu ermöglichen. Derzeit würden noch “abwicklungstechnische Fragen” geklärt.
Das Ticket soll aus einer Mehrfachkarte mit fünf Einzelfahrkarten für die Großwabe Mannheim/Ludwigshafen bestehen. Das Angebot richtet sich an Empfänger von Hartz IV, Sozialhilfe, Arbeitslosengeld II und Asylbewerber. Insgesamt sollen also rund 20.000 der 160.000 Bürger/innen von Ludwigshafen ein Sozialticket erwerben können – aber höchstens eine Mehrfachkarte im Monat.
Knappes Budget
Aktuell liegt der Preis für eine reguläre Fünferkarte bei 11,20 Euro für Erwachsene und 8,40 Euro für Kinder. Die Stadt Ludwigshafen will spätestens ab Dezember Menschen mit geringem Einkommen mit bis zu 4,20 Euro im Monat bezuschussen. Demnach kostet ein Sozialticket für Erwachsene 7,00 Euro und eines für Kinder 4,20 Euro.
Für das Sozialticket ist im Haushalt ein jährliches Budget von 96.000 Euro vorgesehen. Damit könnten pro Jahr also maximal 22.857 Mehrfachkarten finanziert werden – das ist rechnerisch nur etwas mehr als eine Mehrfachfahrkarte pro Jahr für jede berechtigte Person.
Angebot in Mannheim und Heidelberg
Andere Städte leisten da mehr: In Mannheim können seit Juli 2012 jeden Monat zwei solcher Sozialtickets gekauft werden. Hier kostet eine Mehrfachkarte jeweils 5 Euro statt den üblichen 10,30 Euro – die Stadt übernimmt also 5,30 Euro pro Fahrschein. Dafür sind pro Haushaltsjahr 400.000 Euro vorgesehen – es können also maximal 75.471 Mehrfahrtenkarten pro Jahr ausgegeben werden.
Heidelberg hat sich hingegen für ein Zeitkarten-Modell mit drei Varianten entschieden: Seit Januar 2014 gilt für Geringverdiener folgende Regelung: Die Jahreskarte „Jedermann“ gilt in der Großwabe Heidelberg und kostet regulär 56,80 Euro pro Monat. Der Eigenanteil beträgt hierbei 24,05 Euro. Es ist ebenfalls möglich, nur für einzelne Monate eine Monatskarte zu beantragen. Das kostet knapp 70 Euro, wovon die Stadt die Hälfte der Kosten übernimmt. Um im gesamten Verkehrsverbund der rnv mobil zu sein, zahlt man mit der Jahreskarte „Rhein-Neckar-Ticket“ einen monatlichen Eigenanteil von 40,40 Euro, die Stadt bezuschusst 39,60 Euro.
Heidelberg “am sozialsten”
Berechtigt zum Heidelberger Sozialticket sind alle Heidelberger/innen, die Arbeitslosengeld II, Sozialgeld, Grundsicherung, Hilfe zu Lebensunterhalt, Wohngeld, Kindergeldzuschlag oder Kriegsopferfürsorgeleistungen beziehen. Nach Angaben der Stadt Heidelberg waren das 2014 rund 4.400 Anspruchsberechtigte. Dafür sind pro Jahr 536.000 Euro veranschlagt.
Im Einführungsjahr 2014 wurde dieser Betrag laut der Stadt Heidelberg nicht ganz aufgebraucht. Die Differenz werde ins Folgejahr übertragen, teilt eine Sprecherin mit. Daher stehe für 2015 mehr Budget zur Verfügung.
Das ist gut so, denn ohne die Überschüsse von 2014 wäre das jähliche Budget von 536.000 Euro bereits aufgebraucht – die Nachfrage nach dem Sozialticket dieses Jahr deutlich gestiegen ist.
Heidelberg hat also das größte Budget und das vielfältigste Angebot. Das Modell mit Zeitkarten ermöglicht im Vergleich die größte Mobilität, da man beliebig oft fahren kann. So muss nicht jede Fahrt im Monat vorausgeplant und finanziell abgewogen werden.