Weinheim, 06. Juni 2012. (red) Beim Brand auf der Station 14 im GRN-Betreuungszentrum Weinheim ist eine junge Frau ums Leben gekommen. Trotz “optimaler” Einsatzbedingungen hatte die 18-Jährige vermutlich keine Chance zu überleben. Die Frage ist, ob sie diese hätte haben können – und die Frage ist dringend.
Kommentar: Hardy Prothmann
Die junge Frau hatte wohl keine Chance. Sie musste sterben, obwohl es ein technisch funktionierendes System gibt, das ihr Leben hätte retten können.
Das beweist der Einsatz der Feuerwehren. Innerhalb von wenigen Minuten ist die Feuerwehr Abteilung Stadt vor Ort. Nur fünf Minuten nach der Alarmierung. Eine Minute später ist die Drehleiter im Einsatz und der “Feuerangriff” beginnt.
Eigentlich sind die Umstände günstig – der Einsatzort ist in unmittelbarer Nähe der Feuerwehr. Nur einen guten Kilometer entfernt. Deswegen kann man auch so schnell reagieren und erfolgreich eine Katastrophe verhindern. Die Feuerwehr Weinheim und andere Wehren arbeiten routiniert und einsatzwillig. Die ehrenamtlichen Helfer wissen, wie kostbar und knapp die Zeit ist. Wie entscheidend sie ist, über Leben und Tod. Sie beeilen sich, geben alles. Wie immer. Der Einsatz der Feuerwehr muss gelobt werden – er ist nicht Bestandteil der Kritik, die folgt.
Warum musste die junge Frau sterben?
Trotz “optimaler” Einsatzbedingungen stirbt eine junge Frau. Gerade 18 Jahre alt. Warum?
Die Frage ist eindeutig zu beantworten. Sie ist Opfer eines mangelhaften Schutzes geworden.
Die moderne Brandschutztechnik hat funktioniert. Sehr gut sogar. Der Einsatzbericht der Feuerwehr bestätigt das. Die Brandanlage hat die Alarmierung ausgelöst. Die Einsatzkräfte wurden angepiepst und haben keine Zeit verloren. Die Brandschutztüren haben automatisch geschlossen. Der Einsatz von Feuerwehren und Polizei und Rettungsdienst hat “optimal” funktioniert.
Die junge Frau ist trotzdem tot.
In ihrem Zimmer im dritten Stock auf der Station 14 des GRN-Betreuungszentrums hat sich aus bislang ungeklärter Ursache ein Feuer entwickelt. Vielleicht hat es erst geschmort. Vielleicht gab es gleich Flammen.
Hatte sie eine Chance zu überleben?
Tatsache ist, dass sich der Rauch aus Schmoren oder Brennen erst entwickeln musste. Er musste sich ausbreiten im Zimmer, den Weg durch die geschlossene Tür nach draußen finden und hier zu den Rauchmeldern an der Decke und diese aktivieren.
Wie viele Minuten hat das gedauert?
Diese Frage kann vor Ort niemand beantworten – man ist im Einsatz. Klar ist dennoch: Es hat zu lange gedauert. Die Tote von Station 14 ist der traurige Beweis.
Ganz ohne Frage hätte ein Rauchmelder im Zimmer viel früher angeschlagen. Hätte eine solche Installation, die technisch nicht sehr aufwändig ist, ihr Leben retten können?
Lauert in GRN-Zentren der Tod?
Wie sieht es in anderen GRN-Standorten aus? Lauert dort auch der Tod, weil es an technischer Ausstattung fehlt? Der Rhein-Neckar-Kreis betreibt viele Einrichtungen über die gemeinnützige GmbH, GRN-Gesundheitszentren:
Sinsheim und Weinheim sind die Standorte für zwei Pflegeeinrichtungen, die mehr sind als eine Bleibe für hilfsbedürftige Senioren: Hier leben psychisch kranke, suchtkranke, geistig behinderte und chronisch neurologisch kranke Menschen jeden Alters gemeinsam mit pflegebedürftigen Senioren unter einem Dach.
Wie sicher sind die Menschen dort, wenn die Brandschutzanlage auf dem Gang die Station schützt, aber nicht die Bewohner in den Zimmern?
Kann sich eine solche Tragödie täglich wiederholen? Können die Bürgerinnen und Bürger darauf vertrauen, dass sich ihre Söhne und Töchter, Mütter und Väter, Freunde oder Partner dort “sorglos” aufhalten können? Die Menschen, die in diesen Einrichtungen betreut werden, brauchen “Betreuung”, Zuwendung, Verantwortung von anderen.
Was ist vor dem Zimmerbrand geschehen? Hat die Tote den Brand und ihren Tod provoziert und Schäden für andere in Kauf genommen? War es Absicht oder Nachlässigkeit? Hat sie im Bett geraucht? War alles nur ein unglückliche Verkettung?
Den kompletten Kommentar und weitere Informationen finden Sie auf dem Weinheimblog.de