Mannheim, 05. Juli 2015. (red/pro) Der heutige Sonntag ist der Tag der Entscheidung, was die Oberbürgermeister-Wahl angeht. Kurz oder Rosenberger? Das ist die Frage. Amtsinhaber Dr. Peter Kurz ist nach wie vor der Favorit – sein Herausforderer Peter Rosenberger konnte kein Format entwickeln. Dabei hatte er jede Menge Chancen. Er hat sich beim äußerst erfolgreichen ML-Kandidaten bedient, aber nicht verstanden, was das heißt, wenn man sich etwas aneignet, was man nicht vertreten kann – am Ende ist man nämlich verantwortlich für Entscheidungen. Und wenn man vorne steht, kommen die Angriffe aus allen Richtungen, selbst aus Hamburg und Nordrhein-Westfalen, wie die Mannheimer gerade lernen dürfen. Kommunale Oberbürgermeister-Wahlen sind längst national, vielleicht sogar international zu betrachten.
Von Hardy Prothmann
Spiegel Online, die Funke-Medien-Gruppe oder Zeit.de sind eben nicht dafür bekannt, dass sie sich intensiv um Berichte aus Nordbaden und Mannheim kümmern würden. Aber Sie haben ein gemeinsames Thema: Den “Hygiene-Skandal” am Universitätsklinikum Mannheim. Insbesondere diese drei Medien haben das Thema getrieben – mit teils abenteuerlichen Behauptungen, die unseren Factenchecks kaum standhalten konnten.
Hygiene-Skandal als Marketing-Instrument?
Interessant ist vielleicht noch für unsere Leser/innen, dass Klaus Brandt (Funke-Gruppe), der sehr eifrig über “Keime” im Mannheimer Klinikum für Zeit.de schreibt, bei Amazon dieses E-Book vertreibt: “Keimzelle Krankenhaus. WAZ-Ausgabe: Wie MRSA und andere Killerbakterien töten”
Jetzt könnte man meinen, seine “investigativen Recherchen” seien so etwas wie ein redaktionelles Marketing für einen erfolgreichen Absatz seines elektronischen Buches. Das wäre aber eine ganz böse Unterstellung, von der ich mich klar distanziere.
Rosenberger ahnungslos – aber meinungsstark
Man könnte auch Peter Rosenberger unterstellen, dass er die Angriffswelle aus Nordrhein-Westfalen, Hamburg und Berlin mitreitet. Gegenüber dem Mannheimer Morgen führt er ein großes Wort und erzählt von “Fehlern” des Aufsichtsrats des Klinikums – an der Spitze der amtierende Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz. CDU-Aufsichtsräte sind natürlich unschuldig, aber der Kurz, ja, der ist seiner Verantwortung nicht gerecht geworden. Herr Rosenberger babbelt das so vor sich hin – ohne auch nur eine faktische Grundlage zu haben. Und der MM schreibt es auf und verbreitet es. Spiegel Online macht daraus “Rosenberger wirft Kurz Versagen vor”.
Der “Gewinner” der ersten Wahlrunde, Christopher Probst (Mannheimer Liste), hat Themen gesetzt, von denen er wusste, dass er sie nie in die Tat umsetzen muss. Das hat er gut und clever gemacht – und nie überzogen. Er hat sich als Stachel im Fleisch erwiesen, einen tollen Wahlerfolg mit 15,9 Prozent gehabt, sich zurückgezogen und jetzt sieht man ihn ab und an mit Dr. Peter Kurz auf Fotos – auch ohne Wahlempfehlung weiß man, wen Herr Probst präferiert.
Rosenberger als Plagiator
Herr Rosenberger findet Herrn Probst und seine Themen toll – denn er hat quasi alles geklaut, was der forderte und auf seine Plakate drucken lassen. Soviel dazu: Die Kopie bleibt immer eine Kopie und wird nie das Original. Herr Rosenberger will eine Buga light, die eher auf der Linie der Grünen liegt und zeigt seiner eigenen Partei, dass er nichts davon hält, was die Fraktion mehrheitlich vertritt.
Dieser CDU-Kandidat hat es sich mit der SPD versaut, brüskiert die eigene CDU-Fraktion, verärgert die Mannheimer Liste und bekommt sicher keine Unterstützung von den Grünen – wie will so jemand eigentlich die Stadt Mannheim repräsentieren? Wie will so jemand jemals solide Mehrheiten im Gemeinderat für Verwaltungsanträge finden?
Überhaupt ist die Sicht von Peter Rosenberger, obwohl ursprünglich Mannheimer, eine von außen. Die Stadt wirkt auf ihn dreckig, unordentlich und unsicher – das will er ändern und KOD sowie Stadtreinigung verstärken. Damit bedient er alte Klischees und zeigt sich wenig patriotisch. Mal abgesehen davon, dass Mannheim 12 Mal größer ist als seine schwäbische Kleinstadt Horb, wo er den Oberbürgermeister macht und jede Menge Probleme am Hals hat, die er nicht gelöst bekommt.
KOD und Stadtreinigung lösen auch nicht drängende Migrationsprobleme – außer, man stellt sich vor, die einfach wegzufegen oder per Strafzettel zur Ordnung zu rufen.
Und wenn es hart auf hart kommt, ist es einfach, ohne die geringste Kenntnis dem Aufsichtsrat des Klinikums Vorwürfe zu machen (und dabei die eigenen Parteileute wie Herrn Wolfgang Pföhler zu vergessen, der das Mannheimer Klinikum geformt hat). Viel schwerer ist es, Verantwortung zu übernehmen und Fehler anderer auszuhalten. Dafür braucht man sehr viel Energie und das zerrt sehr an den Nerven – vermutlich ist das dem Jungspung Rosenberger nicht ansatzweise bewusst.
Mannheimer OB sein – das heißt, was abkönnen müssen
Von einem echten Kandidaten hätte man erwarten müssen, dass er sich in das Thema Klinikum einarbeitet und sich vor die fast 5.000 Mitarbeiter stellt. Das hat er versäumt und auch damit setzt er ein Zeichen für die Zukunft.
Herr Rosenberger möchte sich gerne als “Mannheimer” darstellen, ist es aber nicht. Parteiplakate werden beschädigt? Wahlhelfer machen Anzeigen und Geschrei – ein echter Mannheimer hängt sie wieder auf. Herr Rosenberger verspricht keine Güterzüge durch Mannheim – glatt geklaut bei Christopher Probst. Wie das gehen soll, kann er nicht erklären. Herr Dr. Kurz bezeichnet ihn deswegen als Sprücheklopfer und auch, wenn man Herrn Dr. Kurz nicht wählen will – die Aussage über seinen “Herausforderer” ist korrekt.
Zum Ende hin wurde der Wahlkampf ein wenig böser, aber vor allem blöder – insbesondere auf Facebook, wo sich Parteigänger im Posten von Aufrufen gegenseitig zu übertreffen suchten und nicht kapiert haben, dass sie die immer selben Postings gemacht haben, die am Ende nur noch nervten.
Der Mannheimer Morgen schaltet eine Anzeige mit “Bürgern für die Wahl” – darunter auch solchen, die in Mannheim gar nicht wählen dürfen und gemeinsam wünscht man sich 50 Prozent Wahlbeteiligung. Das ist entweder sportlich oder total gaga, wenn man die 30,7 Prozent vom ersten Wahlgang im Auge hat. Irgendein anonymer Flyer sorgt für Aufregung und will in der Neckarstadt-West gegen Spendenversprechen die Wahlbeteiligung verdoppeln.
Mannheim ist Mannheim – weltweit
Alles pillepalle. Am Sonntag wird ausgezählt. Unser Tipp ist: Die Wahlbeteiligung wird bei brütend heißem Wetter eher schlechter sein, vielleicht könnte sie ein wenig besser sein. Der Amtsinhaber gewinnt – aber es könnte knapp werden, weil die SPD sich überschätzt, ebenso die Pseudo-Unterstützer Grüne und Die Linke. Im ersten Wahlgang hat nicht Peter Rosenberger gut abgeschnitten, sondern der Amtsinhaber Dr. Peter Kurz hat enorm verloren gegenüber 2007. Da muss man keine Legendenbildung betreiben. Schafft er es, seine Wähler zu mobiliseren?
Wir sind jedenfalls froh, wenn morgen endlich das Ergebnis feststeht – es waren harte Wochen. Auch befeuert durch Berichte von außen, bei denen man sich fragt, woher das gesteigerte Interesse kommt und wer versucht, über große nationale Medien in den Kommunalwahlkampf einzugreifen? Oder haben nationale Medien nur einen lokalpolitischen Kampf zwischen der Universität Heidelberg und der Klinik GmbH Mannheim aufgepumpt?
Soviel ist sicher – Mannheim ist kommunal und lokal, aber auch weltweit. Das wissen wir längst und berichten auch entsprechend. Und wir lieben diese Stadt, die spannend ist wie keine sonst in Deutschland.