Mannheim, 05. August 2015. (red/ms) In der Bedarfsorientierten Erstaufnahmestelle (BEA) auf dem Benjamin Franklin Village ist es gestern erstmals zu Tumulten gekommen. Ausschlaggebend dafür war ein Engpass bei der Trinkwasserversorgung. Inzwischen habe man die Probleme im Griff, teilt die Mannheimer Stadtverwaltung mit. Nach unserer Berichterstattung zur gefährlichen Verkehrslage an der Birkenauer Straße hat die Stadt die Gefahrenstelle überprüft und will Maßnahmen ergreifen, um die Sicherheit zu erhöhen.
1.300 Flüchtlinge leben aktuell auf dem Benjamin Franklin Village (BFV). Etwa 200 davon sind kommunale Flüchtlinge, die Mannheim vom Land Baden-Württemberg zur Unterbringung zugeordnet wurden. Darüber hinaus dient das Benjamin Franklin Village seit einigen Wochen als Bedarfsorientierte Erstaufnahmestelle (BEA): Wenn es in den Landeserstaufnahmestellen (LEA) zu “Kapazitätsengpässen” kommt, wird auf BEAs ausgewichen.
Zwischen der Stadt Mannheim und der Landesregierung gab es die Absprache, bis zu 600 Flüchtlinge in der BEA auf Franklin unterzubringen – inzwischen sind es rund 1.100 Menschen. In einer Pressemitteilung appelliert die Stadt Mannheim inzwischen an das Land Baden-Württemberg, die Gesamtzahl der Flüchtlinge auf maximal 1.000 Personen zu begrenzen.
Außerdem fordert die Stadt, in der BEA müsse eine verantwortliche Leitung eingesetzt werden, die als Ansprechpartner in Koordinations- und Steuerungsfragen fungieren kann. Es sei dringend geboten, dass das Land in seiner Zuständigkeit diese Aufgabe wahrnimmt.
Erste Tumulte
Gestern kam es in der BEA erstmals zu Tumulten: Nach Angaben der Polizei sollen drei Männer bei der Ausgabe von Trinkwasser leer ausgegangen sein. Die Situation eskalierte und es kam zu Handgreiflichkeiten. Laut Polizei waren rund 250 Menschen daran beteiligt und versuchten, ein Getränkelager aufzubrechen. Mehr als 50 Polizisten waren im Einsatz.
Die Trinkwasserleitungen auf dem ehemaligen Militärgelände BFV können überwiegend nicht bedenkenlos benutzt werden: Oftmals ist der Zustand schlecht, die Rohre sind rostig, das Wasser verkeimt.
“Leitungswasser ist trinkbar”
Wie die MWSP – die Planungsgesellschaft, die für die Entwicklung von Franklin verantwortlich ist – gegenüber dem Rheinneckarblog angibt, seien die Wasserleitungen bei allen Häusern, die aktuell nicht bewohnt werden, nicht für Trinkwasser verwendbar.
Allerdings gebe es Räumlichkeiten auf Franklin, die von der Bundeswehr genutzt werden. Der Bund habe die Wasserleitungen zu diesen Gebäuden vor Bezug aufwändig gereinigt und saniert und damit das Leitungswasser trinkbar gemacht. Daran habe sich die MWSP “angehängt”. Geschäftsführer Dr. Konrad Hummel sagt dazu:
Bevor unsere kommunalen Flüchtlinge auf Franklin eingezogen sind, haben wir neue Leitungen verlegt.
Auch für die “BEA-Flüchtlinge” sei die Versorgung mit sauberem und trinkbarem Leitungswasser sichergestellt. Der Bund habe die Leitungen vor Bezug saniert und aufbereitet. Somit sei die Versorgung aller bewohnten Gebäude sichergestellt. Die MVV AG habe die Qualität überprüft und das Trinkwasser freigegeben.
————-
Lesetipp:
Reportage “Bedarfsorientierte Erstaufnahme” auf Franklin
“Hier stirbt bald einer”
————-
Ortstermin Verkehrsgefährdung
Die Mannheimer Stadtverwaltung wurde – durch unsere Recherchen – darauf aufmerksam, dass es im Bereich um das Gelände der Benjamin Franklin Village am Zubringer der B38 zu Gefahrensituationen kommt, weil Fußgänger im Einfahrtsbereich Birkenauer Straße/Zubringer die Straße überqueren.
Nach Angaben der Stadt hätten inzwischen verschiedene städtische Fachbereiche und die Polizei unter Koordination des Fachbereichs Arbeit und Soziales die Situation vor Ort begutachtet und folgende Sofortmaßnahmen vereinbart:
- Die Geschwindigkeit des Zubringers von der B38 wird mit „30 km“ ausgeschildert; zusätzlich wird ein Schild „Fußgänger“ angebracht.
- Der Gehweg wird durch Absperrgitter gesichert, um an besonders gefährdeten Stellen das Überqueren der Straße zu blockieren.
- Auf der gegenüberliegenden Straßenseite werden Parkverbotsschilder aufgestellt.
- Am Ausgang Benjamin Franklin Village wird ein Orientierungsschild über sichere Fußwege gestellt.
- Die Bewohner wurden bislang schon über Verhaltensregeln im Verkehr informiert. Dieses Thema wird intensiviert.
- Der bislang den Bewohner ausgehändigte Wegeplan wird überarbeitet.