Ladenburg/Rhein-Neckar, 02. Juni 2011 (red/pol) Beim diesjährigen “Klassik am Fluss” in Ladenburg soll es zu großen Verstimmungen gekommen sein. Das Wetter hat erstmals seit elf Jahren nicht mitgespielt – für die Musiker und für die Zuschauer war es zu kalt und feucht. Da kann man nichts machen – oder doch? Hätte das Konzert abgesagt werden müssen? Hatten die Musiker keine “Spielfreude”? War dem Publikum die Lust vergangen? Hätte man das Konzert absagen müssen? War es nun unter “den Umständen gut”, eine Enttäuschung oder gar eine Zumutung? Viele Fragen – Sie können Ihre Meinung dazu äußern.
Von Hardy Prothmann
Die Programmankündigung klang verheißungsvoll – das musste sie auch bei “billigen” Karten von 30 Euro bis hin zu den “teuren” für 50 Euro – zuzüglich “Verkaufsgebühren”:
“Die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz bringt gemeinsam mit Appassionante pure Lebensfreude nach Ladenburg. Ein lauer Sommerabend, eine leichte Brise von Seiten des Neckars und klassische Kompositionen mit einem Hauch von Popmusik die einen zum Träumen bewegen – das zeichnet seit Jahren Klassik am Fluss auf der Festwiese in Ladenburg aus. Im Juni 2011 wird zu all dem noch ein wenig Lebensfreude versprüht “Gioia della vita – die Lebensfreude” ist das Motto des Klassik am Fluss Konzertes in diesem Jahr. Erleben Sie, in einer wunderschönen Atmosphäre direkt am Neckarufer unter freiem Himmel, Kompositionen und Interpretationen der “Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz”.”
Tatsächlich herrschte tagsüber eher eine steife Brise, es regnete und war kalt – rund 12 Grad Celsius im Tagesverlauf. Nach Angaben des Veranstalter konnte das Orchester deshalb nicht proben. Erst zum Konzertabend fanden sich die Musiker ein – eingepackt und mit frostigen Mienen, bei denen man nicht wusste: Ist das Konzentration, Unwille oder Frust?
Die 70 Musiker und Musikerinnen sowie die drei “hochkarätigen italienischen Solistinnen von “Appassionante” übten vor dem Publikum gut eine halbe Stunde, dann kamen die “wichtigen Leute” aus der abgesperrten “VIP-Zone” – ein Zeichen, das es bald losgehen würde. Die wichtigen Leute füllten einige der leeren Stuhlreihen – richtig voll war es danach aber auch nicht. Viele Gäste hatten sich mit dicker Kleidung, Decken und Regenschirmen den “Umständen angepasst”.
Der Dirigent Markus Huber präsentierte sich während er Probe in Jeans und Sweart-Shirt und der erste Eindruck “saß” so schmuddelig wie die verlodderte Jeans und wie das Wetter war. Kurz vor dem Auftritt wechselte er dann in den Smoking – aber man hat keine Chance auf einen zweiten, ersten Eindruck. Keine Ahnung, ob Herr Huber das “cool” oder “modern” findet oder ob ihm der Eindruck beim Publikum “hintenrum” vorbei geht.
Über ein Jugendförderkonzept der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz “Listen to our future” konnte man nur was durch den Moderator erfahren, der sonst vielleicht Bügeleisen oder Bratpfannen verkauft – die Kinder kamen nicht auf die Bühne. Angeblich war alles so widrig, die Profis spielten trotzdem gegen saftige Eintrittspreise auf “historischen” Instrumenten – die Jugend war vermutlich vorbereitet, hat keine wertfollen Instrumente und wäre vermutlich nicht so todernst aufgetreten wie die Leichenbittermienen der Staatsphilharmonie.
Lebensfreude wurde versprochen: “Gioia della vita” – wurde sie auch geboten? War das Konzert ein Reinfall? Eine Abzocke?
Hätte es nicht verschoben werden müssen? Hätte nicht der Eintrittspreis zurückgezahlt werden müssen? Sind die Äußerungen im Mannheimer Morgen von heute nachvollziehbar? War die Darbietung “nicht Open-Air-tauglich”, “nicht unserem Publikum angemessen”, wie Bürgermeister Ziegler heute in der Zeitung zitiert wird?
Ist die kolportierte Aufregung des verantwortlichen Veranstalters von demi-Promotion, Dennis Gissel, nachvollziehbar. Der sagte über das “zusammengestrichene Konzert” laut MM: “Das grenzt an reiner Willkür der Orchesterleitung.”
Ist es nachvollziehbar, dass der Intendant Rainer Neumann sich angeblich äußert, er habe das Konzert retten wollen? Oder ging es um die Gage?
Ich war leider nur bis gegen 21:30 Uhr vor Ort – habe also nur das erste “Drittel” selbst erlebt.
Die Irritation der Gäste über das langwierige Prozedere, die “Generalprobe” und den schmuddeligen Auftritt des Dirigenten und das “Girlie-Outfit” der Sängerinnen dabei, konnte ich ebenso wie die abgenervten Mienen der Orchestermusiker beobachten. Aber auch die “trotzig-stoische” Lust der Zuschauer, die ganz sicher nicht gekommen waren, um sich aufzuregen, sondern Klassik genießen wollten. Herzig fand ich die Damen mit dem Mädchen, die es sich mit “Flanier-Ticket”, Sekt, Erdbeeren, richtigem Geschirr und Schlafsäcken “gemütlich gemacht hatten”.
Das Konzert wurde trotz der widrigen Umstände nicht abgesagt, also durften die Gäste auch darauf vertrauen, dass alles “gut wird”.
Laut Mannheimer Morgen war das nicht so. Buh-Rufe und Pfeifen habe es gegeben. Viele unzufriedene Gäste. Das Orchester war laut “Bericht” “hervorragend” – laut Umfrage auf der gleichen Zeitungsseite höchstens “gut”. Laut “MM” waren es 1.500 Gäste – unserer Schätzung nach eher gut 1.000, höchstens 1.200.
- Waren Sie dabei?
- Was stimmt?
- Was ist Ihre Meinung?
- Was “Klassik am Fluss” gut – angesichts der Umstände oder nicht?
- Was hat Ihnen gefallen?
- Wer ist schuld, falls es nicht gut war?
- Ein Wetterumschwung ist nicht zu berechnen – muss man das selbst kalkulieren oder sollte man sein Geld zurück verlangen können?
- War die Organisation nun gut oder war sie schlecht?
- Hat Ihnen das Konzert gefallen oder sind Sie enttäuscht?
Viele Fragen – wir schätzen Ihre Meinung.
Unsere Fotostrecke:
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